: Viola Maybach
: Das Schlossgespenst Gaslicht 52
: Martin Kelter Verlag
: 9783989366169
: Gaslicht
: 1
: CHF 2.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert! »Sehr gut, Tobias!«, sagte Marie-Luise Falkner, die junge Küchenchefin auf Schloss Sternberg zu ihrem neuen Helfer. »Dafür, dass es deine ersten Brötchen waren, sind sie hervorragend gelungen. Morgen probierst du es noch einmal.« Tobias Schönfeld strahlte sie an. Er war ein zarter Junge, kleiner als die junge Köchin, und einen Augenblick lang sah es so aus, als werde sie ihn in den Arm nehmen und an sich drücken, doch das tat sie nicht. »Und jetzt weiter«, sagte sie. »Als Nächstes ist die Kräuterbutter dran. Fang schon mal an, die Kräuter zu hacken. Du weißt doch noch, welche?« Tobias nickte und zählte sie ohne zu zögern auf. Er war erst vierzehn Jahre alt, wusste aber bereits ganz genau, dass er einmal ein berühmter Koch werden wollte. Aus diesem Grund hatte er sich für die Küchenbrigade im Schloss beworben. Marie-Luise persönlich hatte ihn ?in die Mangel genommen?, wie sie es ausdrückte, und sich unter allen Bewerberinnen und Bewerbern für ihn entschieden. Jannik Weber, fünf Jahre älter als Tobias und schon eine Zeitlang als Auszubildender des Butlers Eberhard Hagedorn im Schloss, beobachtete die kleine Szene von der Tür her mit wachsendem Missvergnügen. Er bildete sich ein, dass niemand etwas von dem Kampf ahnte, der in seinem Inneren tobte, da er davon ausging, dass niemand etwas von seiner heimlichen Verehrung für die junge Köchin wusste. Es quälte ihn zu sehen, wie viel Mühe sie sich mit dem Jungen gab und wie sie ihn immer wieder anlächelte. Mit anderen Worten: Er war eifersüchtig. In Wirklichkeit wusste nicht nur sie selbst Bescheid über Janniks Gefühle, auch Eberhard Hagedorn hatte seinen Auszubildenden längst durchschaut, doch sie waren beide diskret genug, das für sich zu behalten.

Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie 'Der kleine Fürst' in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Der zur Waise gewordene angehende Fürst Christian von Sternberg ist ein liebenswerter Junge, dessen mustergültige Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit niemanden kalt lässt. Viola Maybach blickt auf eine stattliche Anzahl erfolgreicher Serien zurück, exemplarisch seien genannt 'Das Tagebuch der Christina von Rothenfels', 'Rosenweg Nr. 5', 'Das Ärztehaus' und eine feuilletonistische Biografie. 'Der kleine Fürst' ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.

»Sehr gut, Tobias!«, sagte Marie-Luise Falkner, die junge Küchenchefin auf Schloss Sternberg zu ihrem neuen Helfer. »Dafür, dass es deine ersten Brötchen waren, sind sie hervorragend gelungen. Morgen probierst du es noch einmal.«

Tobias Schönfeld strahlte sie an. Er war ein zarter Junge, kleiner als die junge Köchin, und einen Augenblick lang sah es so aus, als werde sie ihn in den Arm nehmen und an sich drücken, doch das tat sie nicht.

»Und jetzt weiter«, sagte sie. »Als Nächstes ist die Kräuterbutter dran. Fang schon mal an, die Kräuter zu hacken. Du weißt doch noch, welche?«

Tobias nickte und zählte sie ohne zu zögern auf. Er war erst vierzehn Jahre alt, wusste aber bereits ganz genau, dass er einmal ein berühmter Koch werden wollte. Aus diesem Grund hatte er sich für die Küchenbrigade im Schloss beworben. Marie-Luise persönlich hatte ihn ›in die Mangel genommen‹, wie sie es ausdrückte, und sich unter allen Bewerberinnen und Bewerbern für ihn entschieden.

Jannik Weber, fünf Jahre älter als Tobias und schon eine Zeitlang als Auszubildender des Butlers Eberhard Hagedorn im Schloss, beobachtete die kleine Szene von der Tür her mit wachsendem Missvergnügen. Er bildete sich ein, dass niemand etwas von dem Kampf ahnte, der in seinem Inneren tobte, da er davon ausging, dass niemand etwas von seiner heimlichen Verehrung für die junge Köchin wusste. Es quälte ihn zu sehen, wie viel Mühe sie sich mit dem Jungen gab und wie sie ihn immer wieder anlächelte. Mit anderen Worten: Er war eifersüchtig.

In Wirklichkeit wusste nicht nur sie selbst Bescheid über Janniks Gefühle, auch Eberhard Hagedorn hatte seinen Auszubildenden längst durchschaut, doch sie waren beide diskret genug, das für sich zu behalten. Marie-Luise war über Dreißig, Jannik war neunzehn, es war also anzunehmen, dass sich seine jugendliche Schwärmerei in dem Moment geben würde, da ihm ein Mädchen seines Alters noch besser gefiel als die begabte Sternberger Köchin.

Doch noch war es nicht so weit, und so stand er an der Küchentür und konnte den Blick nicht von Marie-Luise und Tobias abwenden. Der Junge war erst seit zwei Wochen im Schloss. Alle waren sehr angetan von ihm, wegen seines freundlichen und höflichen Wesens, seiner Begeisterung für die Arbeit und, nicht zuletzt, wegen seines hinreißenden Aussehens. Er war blond und blauäugig, seine Haut war zart und weiß, sein Lächeln so liebenswürdig, dass man gar nicht anders konnte, als ihn umgehend ins Herz zu schließen. Marie-Luise jedenfalls machte aus ihrer Sympathie für den begabten und interessierten neuen Küchenhelfer keinen Hehl.

Eberhard Hagedorn war neben Jannik aufgetaucht, ohne dass dieser es merkte. Natürlich hatte er schon von Janniks Eifersucht gewusst, bevor dieser selbst sich seine unerwünschten Gefühle eingestand, und ebenso natürlich ließ er sich nichts davon anmerken. Er konnte Jannik verstehen, er war schließlich selbst einmal jung und verliebt gewesen und hatte es erleben müssen, dass die angehimmelte Frau ihre Aufmerksamkeit nicht ihm, sondern einem anderen geschenkt hatte.

»Der Herr Baron hätte gern einen Kaffee für sich und seinen Gast, Jannik«, sagte er in seinem beiläufigsten Tonfall, dennoch machte Jannik beinahe einen Satz, so heftig erschrak er.

»Ich bringe ihn ihm sofort«, sagte er, als er sich gefasst hatte. »Marie, wir brauchen Kaffee für den Herrn Baron und den Grafen von Hochburgfelden!«

Eberhard Hagedorn schmunzelte in sich hinein, als er sah, wie zufrieden Jannik darauf reagierte, dass die kleine Lehrstunde, die Marie-Luise Tobias gerade gab, nun erst einmal unterbrochen werden musste. Sie eilte zur blitzenden Kaffeemaschine, um das Gewünschte herzustellen, während Tobias weiter Kräuter für die Kräuterbutter hackte.

Doch die Zubereitung des Kaffees dauerte nicht lange, und kaum hatte sie Jannik das Tablett für Baron Friedrich von Kant in die Hände gedrückt, da kehrte sie auch schon zu Tobias zurück, um ihn weiter zu unterweisen. Mit finsterem Gesicht verließ Jannik die Küche.

Eberhard Hagedorn betrachtete die junge Köchin und ihren neuen Küchenhelfer nachdenklich, bevor er sich ebenfalls zum Gehen wandte, um sich auf die Suche nach Baronin Sofia zu machen und sie ebenfalls nach ihren Wünschen zu fragen. Außerdem mussten die Zimmermädchen kontrolliert werden, die gerade dabei waren, die Privaträume der Familie und die Gästesuiten zu putzen. Wenn man ihnen nicht ständig auf die Finger sah, wurden sie nachlässig, jedenfalls einige von ihnen.

Auf dem Weg in den Salon, in dem die Baronin mit ihrer umfangreichen Korrespondenz beschäftigt war, die sie jeden Vormittag in Anspruch nahm, da sie für mehrere ehrenamtliche Organisation tätig war, hing er weiter seinen Gedanken nach. Es gab einiges, das ihn beunruhigte, aber noch war der Zeitpunkt nicht gekommen, darüber zu sprechen.

*

»Ich denke, ich entscheide mich für Lemon Tree, Herr von Kant«, sagte Casimir Graf von Hochburgfelden zu Baron Friedrich von Kant. »Jedenfalls, w