: Frank Borsch
: Alien Earth - Phase 1 Roman
: Heyne
: 9783641030469
: Alien Earth-Trilogie
: 1
: CHF 6.40
:
: Science Fiction
: German
: 496
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sie kommen!
Eines Tages erscheint ein gigantisches Raumschiff am Himmel über der Erde. Und es geschieht - nichts. Kein Angriff mit Atomblitzen, keine Vernichtungsschläge gegen die menschliche Zivilisation. Das Raumschiff verharrt für etliche Jahre einfach im Orbit. Und erst nach und nach wird klar, dass die Invasion längst begonnen hat ...

Frank Borsch, geboren 1966, lebt in Freiburg. Seit 1997 arbeitet er - mit wechselndem Schwerpunkt - als Übersetzer, Journalist, Autor und Redakteur. Er übersetzte zahlreiche Superheldencomics wie 'Daredevil' oder 'Hulk' ins Deutsche, publizierte zu diversen Internet-Themen und etablierte sich als Stammautor der 'Perry Rhodan'-Serie. Mit 'Alien Earth' wendet er sich nun der nahen Zukunft der Erde zu.
KAPITEL 2
Rudi war jung, die Nacht war jung – und die Nacht rief ihn.
Rudi ließ sich nicht zweimal bitten. Viel zu lange hatte er in dem Company-Flugzeug gesessen, in dem er mit einer Hundertschaft aufgekratzter Flyboys um die halbe Erde gekarrt worden war, bei Laune – oder im Zaum? – gehalten von endlosen Clips über die Bergung von Alien-Artefakten. Mit steifen Gliedern wankte er die Gangway hinunter und trank die feuchtwarme, würzige Luft eines fremden Kontinents.
Sie schmeckte ihm.
Über ihm leuchteten die Sterne der Subtropen, vor ihm die Scheinwerfer des Suvarnabhumi Airport, dahinter die Lichter Bangkoks und dahinter wiederum, ein fernes, lockendes Glitzern, die Lichter Neo-Bangkoks.
Ein Bus brachte sie in das Hotel am Rand des Flughafens. Rudi verabschiedete sich von Beatrice, die den Flug im Sitz neben ihm verbracht hatte und keine Anstalten machte, von seiner Seite zu weichen, mit der Entschuldigung, er wolle schlafen, um für den großen Tag ausgeruht zu sein. Er ging auf sein Zimmer, zog die Uniform mit dem Alienkreuz aus und Shorts, T-Shirt und Sandalen an. Dann rannte er das verlassene Treppenhaus die zwölf Stockwerke zur Lobby hinunter, lächelte dem Angestellten an der Rezeption freundlich zu und lächelte wieder, als er die Wache am Tor des Hotels passierte.
»Cigarettes?«, sagte er, hob zwei Finger vor den Mund und paffte. Kein illegaler Wunsch, auch wenn es im Company-Hotel natürlich keine gab. Die Wache war zwei Köpfe kleiner als er, hatte glattes, dunkles Haar, das vor Pomade glänzte, ein Plastikgeschossgewehr – das Äußerste, was die Company sich an Gewalt zugestand – über der Schulter hängen und Augen wie Schlitze. Aber sie war ein Mensch wie er.
»Ah, cigarettes!«, machte die Wache und zeigte die Straße hinunter. »There!«
»Thanks!« Rudi trabte los. Locker. Entspannt. Ein Mann, der Zigaretten holte. Und wie es von Zeit zu Zeit geschieht, bei Männern, die mal schnell Zigaretten holen gehen: Er kam nicht zurück. Rudi war kaum um die Ecke, als er nach einer Rikscha pfiff. Eine Hand voll von ihnen bremste quietschend. Genau, wie Jonathan es ihm im Camp prophezeit hatte. Rudi brauchte einen Augenblick, bevor er seiner Wahrnehmung traute. Er kannte nicht viel von der Welt: Himmelsberg und sechs Monate Ausbildungscamp im Norden Norwegens. Entschlossen schüttelte er die Befangenheit ab, stieg in die nächste Rikscha, wobei er den Fahrern der leer ausgegangen Rikschas entschuldigend zuwinkte, und sagte: »Neo-Bangkok, please.«
»Nee-bankek?«, kam es zurück.
Der Fahrer roch nach Schweiß. Rudi störte es nicht. Eine weitere Würze in einer Nacht, auf die er lange gewartet hatte. Und der Schweiß beruhigte ihn. Schweiß kannte er.
Rudi beugte sich vor. »N-E-O-B-A-N-G-K-O-K«, sagte er langsam und deutlich. So gut er es hinbrachte. Also ziemlich gut, fand er. Sie hatten es ihm im Company-Camp eingetrichtert. Langsam sprechen, jede Silbe betonen. Mehrfach wiederholen