: Dan Simmons
: Monde Roman
: Heyne
: 9783641033101
: 1
: CHF 6.40
:
: Science Fiction
: German
: 416
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Fly me to the Moon ...
Als Teilnehmer einer Mondexpedition erlebt der Astronaut Richard Baedecker einen unvergesslichen Spaziergang auf dem Erdtrabanten. Doch Jahre später, nach der Rückkehr zur Erde, gerät sein Leben völlig aus den Fugen, ja scheint die Wirklichkeit plötzlich ihre Substanz zu verlieren. Und all das hängt offenbar auf geheimnisvolle Weise mit dem Flug zum Mond zusammen. Was ist damals tatsächlich dort geschehen? Ist der Mond wirklich nur ein leerer, verlassener Ort? Auf der Suche nach einer Antwort macht sich Richard auf eine fantastische Reise ...

Dan Simmons wurde 1948 in Illinois geboren. Nach dem Studium arbeitete er einige Jahre als Englischlehrer, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Simmons ist heute einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart. Seine Romane »Terror«, »Die Hyperion-Gesänge« und »Endymion« wurden zu internationalen Bestsellern, die Verfilmung von »Terror« ist eine der erfolgreichsten TV-Serien unserer Zeit. Der Autor lebt mit seiner Familie in Colorado.
ZWEITER TEIL
GLEN OAK
Zweiundvierzig Jahre, nachdem er weggezogen war, drei ßig Jahre nach seinem letzten Besuch, sechzehn Jahre nach seiner Woche Ruhm, als er auf dem Mond spazieren gegangen war, wurde Richard Baedecker eingeladen, seiner Heimatstadt wieder einmal einen Besuch abzustatten. Er sollte Ehrengast beim Old-Settlers-Wochenende und der Parade sein. Der 8. August sollte in Glen Oak, Illinois zum »Richard M. Baedecker«-Tag erklärt werden.
Baedeckers mittlere Initiale war nicht M. Sein zweiter Vorname lautete Edgar. Und er betrachtete das kleine Dorf in Illinois auch nicht als seine Heimatstadt. Wenn er an das Zuhause seiner Kindheit dachte, was selten vorkam, erinnerte er sich für gewöhnlich an das kleine Apartment in der Kildare Street in Chicago, wo seine Familie die Jahre vor und nach dem Krieg verbracht hatte. Nicht einmal drei Jahre, von Ende 1942 bis Mai 1945, hatte Baedecker in Glen Oak gelebt. Die Familie seiner Mutter hatte dort lange Zeit Land besessen, und als Baedeckers Vater wieder dem Marine-Korps beigetreten war, wo er für diese drei Jahre als Ausbilder in Camp Pendleton diente, sahen sich der siebenjährige Richard Baedecker und seine beiden Schwestern auf unerklärliche Weise aus ihrer behaglichen Wohnung in Chicago in ein zugiges altes Mietshaus in Glen Oak versetzt. Baedeckers Erinnerungen an diese Zeit waren verschwommen und zusammenhanglos – wenn er beispielsweise nur an die verrückten Beutezüge nach Papier und Altmetall dachte, die sämtliche Wochenenden während ihres gesamten Aufenthalts dort in Anspruch zu nehmen schienen. Obwohl seine Eltern tatsächlich außerhalb von Glen Oak begraben waren, hatte er die Stadt schon seit ewigen Zeiten nicht mehr besucht und keinen Gedanken an sie verschwendet.
Die Einladung erreichte ihn Ende Mai, kurz bevor er sich auf eine einmonatige Geschäftsreise begab, die ihn durch drei Kontinente führte. Er heftete den Brief ab und hätte ihn vergessen, wenn er ihn nicht gegenüber Cole Prescott erwähnt hätte, dem Vizepräsidenten des Flugzeugkonzerns, für den er arbeitete.
»Verdammt, Dick, warum fahren Sie nicht hin? Das wäre eine gute Werbung für die Firma.«
»Sie machen Witze«, sagte Baedecker. Sie saßen in einer Bar am Lindbergh Boulevard nahe beim Büro in einem Vorort von St. Louis. »Damals, während des Krieges, als ich in diesem kleinen Kaff gelebt habe, hatten sie ein Schild: 850 Einwohner – Elektronische Geschwindigkeitskontrollen. Ich bezweifle, dass der Ort seither nennenswert gewachsen ist. Wenn überhaupt, ist die Bevölkerungszahl wahrscheinlich gesunken. Dort sind bestimmt nicht viele Leute daran interessiert, MD-GSS-Avionik zu kaufen.«
»Aber sie kaufen Aktien, oder?«, fragte Prescott und warf sich eine Handvoll gesalzene Erdnüsse in den Mund.
»Nur Vieh«, sagte Baedecker.
»Wo, zum Teufel, liegt dieses Glen Oak überhaupt?«, fragte Prescott.
Es war Jahre her, seit Baedecker jemanden den Namen der Stadt hatte aussprechen hören. Er klang seltsam in seinen Ohren. »Fast dreihundert Kilometer von hier entfernt, Luftlinie«, sagte er. »Irgendwo zwischen