: Hunter S. Thompson
: Alexander Wagner
: Gonzo Generation Das Beste der Gonzo-Papers
: Heyne
: 9783641102524
: 1
: CHF 8.00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 576
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die legendären Gonzo-Reportagen erstmals auf Deutsch
Mit seinen Gonzo Papers wurde Hunter S. Thompson zu einem der bedeutendsten Schriftsteller Amerikas. Dieser einmalige Band versammelt jetzt erstmals die besten Reportagen und Artikel aus vier Jahrzehnten schonungslosem Journalismus. Ein absolutes Muss für alle Thompson-Fans!

Mit dem Tod von Hunter S. Thompson verlor die Welt nicht nur ihren wohl unbestechlichsten, schonungslosesten und scharfzüngigsten Reporter, sondern auch einen Schriftsteller, der zu den ganz Großen der amerikanischen Literatur gezählt werden muss. Wie niemand vor ihm ging er mit den Verfehlungen, der Doppelmoral und der bigotten Heuchelei der westlichen Gesellschaft ins Gericht. Dieser Band vereint die besten Reportagen des genialen Erfinders des Gonzo-Journalismus aus vier Jahrzehnten unermüdlichen Kampfes gegen ein korruptes, verlogenes System. Von vorderster Front aus berichtet Thompson über die Missstände, denen er auf seinen unzähligen Reisen begegnet. Drogen, Politik, Armut - seine Nachrichten vom Rande des Abgrunds sind aufrüttelnd, erschütternd, aber auch hellsichtig, ätzend komisch und der Beweis für Thompsons großes schriftstellerisches Können.

Hunter S. Thompson wurde 1937 in Louisville, Kentucky, geboren. Er begann seine Laufbahn als Sportjournalist, bevor er Reporter für denRolling Stoneund als Begründer des Gonzo-Journalismus zu einer Ikone der Hippiebewegung wurde. Zu seinen großen Büchern zählen nebenFear and Loathing in Las Vegasdie journalistischen RomaneHells Angels,Königreich der Angst undRumDiary. Thompson nahm sich am 20.02.2005 in seinem Wohnort Woody Creek, Colorado, das Leben.

Der Anarchist im roten Kabrio


Nimmt man Google als Indikator für die Beliebtheit oder zumindest für die Popularität eines Autors, dann kann niemand mithalten. Weder Tom Wolfe noch Philip Roth, weder John Updike noch John Irving. Auch nicht der aktuelle Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk, und weit abgeschlagen ist auch der Literaturbetriebsintrigant Günter Grass. Das ist umso erstaunlicher, als Hunter S. Thompson die Welt der Literatur nicht mit dickleibigen und schwerst bedeutenden Romanen überschwemmt hat. Sein Werk ist im Vergleich zu dem der Großschriftsteller schmal und überschaubar. Seinen ersten RomanThe Rum Diary, ein Jugendwerk, das erst 36 Jahre später veröffentlicht wurde, undFear and Loathing in Las Vegas hat man bequem jeweils in ein paar Stunden durch. Das war’s.

Die auf den ersten Blick verblüffende Tatsache ist jedoch kein undurchschaubares Rätsel. Im Unterschied zu seinen Kollegen war Thompson nicht einfach nur ein Schriftsteller, der hinter der Schreibmaschine in aller Ruhe und Abgeschiedenheit Zeilen schrubbte, sondern auch Journalist, und zwar einer, der tief in die Realität eintauchte, über die er schreiben sollte. Unter den Journalisten war er der beste Schriftsteller und unter den Schriftstellern der beste Journalist, schrieb mal jemand, der damit allerdings noch untertrieben hat.

Hunter S. Thompson war ein Meister der Selbstinszenierung, der sich selber als literarische Figur erfand, die auf der Suche nach dem amerikanischen Traum am Abgrund entlangraste und volles Risiko ging. Er inszenierte sich als Drogen fressender Paranoiker, als betrunkener Rabauke, als vor sich hin fluchendes Großmaul, als panisch Getriebener, der ein feines Gespür für die in den Sechzigern aufbrechenden Risse im Gefüge der amerikanischen Gesellschaft hatte und der den Irrsinn zum Sprechen brachte, der ihn umgab.

Er erwies sich dabei als glänzender Stilist, der den Lebensnerv einer ganzen Generation traf, und für viele wurde er zu einem der letzten Freiheitshelden, die er immer wieder besungen hat, er wurde zum Outlaw, der vom Gesetz gejagt wird, zum Anarchisten, der auf seiner Maschine dem Sonnenuntergang entgegendonnert, zum Sinnbild all dessen, was das Amerika Nixons für abartig und dement hielt, für etwas, das hinter Schloss und Riegel gehört, weil es die klassischen Werte des good old America verhöhnt. Hunter S. Thompson repräsentierte diese Figur, und der Leser merkt, dass da einer schrieb, dem es um mehr ging, als irgendwelche Figuren auf dem Schachbrett einer konstruierten Handlung hin- und herzuschieben. Hunter S. Thompson wurde zum Rock-’n’-Roll-Star unter Amerikas Autoren, der in einer Stretch-Limousine von einem Auftrittsort zum nächsten chauffiert wurde und sich mit großen Schlucken aus einer Flasche Wild Turkey für seine Auftritte in Stimmung brachte.

Hunter S. Thompson arbeitete hart an seinem Mythos, der bereits in den Siebzigern ein Eigenleben in der populären Kultur Amerikas zu führen begann. Er tauchte als »Uncle Duke« inDoonesbury von Garry Trudeau auf, einem Comic in derWashington Post, dem Hunter S. Thompson es verdankte, dass er auf den Pressekonferenzen während des Präsidentschaftswahlkampfs 1976, über den er berichten sollte, mehr Autogramme geben musste als die Kandidaten. In »Where the Buffalo Roam« spielte der junge Bill Murray 1980 die Rolle des »Dukes«, der seinen Dobermann auf eine lebensgroße Nixon-Puppe hetzt und sein »Mojo Wire«, wie er sein Faxgerät nennt, das ihn an die Deadline für einen abzuliefernden Artikel erinnert, mit einer .45er erledigt.

Hunter S.Thompson steht als Kobold und Unruhestifter immer selbst im Zentrum seiner Geschichten. Er ist Bestandteil der Erinnerung vieler Amerikaner an unruhige Zeiten, als noch alles möglich schien, bevor Nixon den amerikanischen Traum zerstörte und dafür sorgte, dass es »keine Dope rauchenden Anarchisten mit wildem Blick mehr geben wird, die in feuerroten Kabrios durch das Land rasen«.

1970 erschien inScanlan’s Monthly der Artikel »Das Kentucky-Derby ist dekadent