: Johannes Prof. Dr. Michels
: Gotteszweifler am Himmelstor - Wie ein Nahtoderlebnis ein Leben veränderte - Biografie eines Mediziners
: Verlag DeBehr
: 9783957538116
: 1
: CHF 4.00
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: Esoterik
: German
: 136
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der berühmt-berüchtigte Professor der Pathologie war unter seinen Studenten gefürchtet. Die geschmacklosen Witze, welche er im Hörsaal über die menschlichen Körper vor ihm auf dem Seziertisch riss, ließen seine Zuhörer erschauern. Mitgefühl für die Verstorbenen kannte er nicht. Und die Frage nach Ethik beantwortete er mit den Worten Rudolf Virchows 'Bei allen meinen unglaublich vielen Sektionen habe ich noch niemals eine Seele oder einen Geist entdeckt'. Er war ein geborener Zyniker, der abfällig und spöttisch mit Menschen, ob lebendig oder tot, umging. Doch dann sollte ihn ein Erlebnis tief in seinen Grundfesten erschüttern. Ein beinahe tödlicher Unfall stieß für ihn die Türen zum Jenseits auf... Die wahre Geschichte eines Mannes, der auf der Schwelle des Todes umkehrte, nachdem er einen Blick in die Welt nach dem Leben werfen durfte.

 

Der gemütskalte Pathologe

 

„Wenn sie bei mir eintreffen, sind sie friedlich, widersetzen sich nicht und geben auch keine Widerworte.“

Erwartungsvoll blickte er bei diesen Bemerkungen in den bis auf den letzten Platz gefüllten Hörsaal und wünschte sich ein Riesengelächter. Doch begegnete ihm eisiges Schweigen. Er hatte sich kurz zuvor eine Leiche in den Hörsaal bringen lassen, die er nun vor den Augen der Medizinstudenten sezieren, also auseinanderschneiden wollte, um dann einzelne Bestandteile eines menschlichen Körpers zu zeigen. Der Leichnam war teilweise schon präpariert, aber noch mit einem Plastiktuch zugedeckt.

Solche spektakulären Veranstaltungen behielt sich Bodo G. selbst vor und natürlich vor vollem Hause. Schließlich war er Professor für Pathologische Anatomie und sehr selbstverliebt, eben alles andere als bescheiden. Eigentlich war er Anatomieprofessor, und zwar für qualifizierte Anatomie, wie er sich ausdrückte. Dass andere Kollegen bei dieser Formulierung missmutig blickten und sogar reagierten, war ihm völlig gleichgültig und ließ ihn kalt. Die ursprünglich vorgesehene Tätigkeitsvariante in der Rechtsmedizin und die Obduktion von Leichen mit ungeklärter Todesursache hatte er irgendwann aufgegeben und sich auf die Anatomie in der Uni-Klinik konzentriert. Auch die Pathologie als Krankheitsforschung interessierte ihn kaum noch. Aus Verehrung für sein großes Vorbild Virchow nahm er aber dennoch gern Bezug auf die Pathologische Anatomie, eben auch auf die Pathologie, obwohl deren Ausrichtung eigentlich eine andere war. Dabei ließ ihn die medizinische Fakultät irgendwie gewähren. Schließlich hatte er inzwischen einen großen Bekanntheitsgrad erworben. So kam es auch an diesem Tag zu einem großen Auftritt. Die spezielle weitere Aufarbeitung der anatomischen Details überließ er anschließend seinen Assistenten. Erst einmal vor allen Medizinstudenten glänzen, um sich bei ihnen auf Dauer einzuprägen und in bestem Licht dazustehen. Das war sein sogenanntes Lebenselixier. So auch heute.

Doch er spürte sehr wohl das eisige Schweigen. Um das zu überspielen, versuchte er es wieder mit makabren Bemerkungen, die witzig wirken sollten, es aber nicht waren:

„Als Medizinstudenten – das war ich ja schließlich auch mal – sind wir mit einem Dampfer auf dem Rhein an einem Altersheim am Rheinufer vorbeigefahren. Die alten Leute haben uns zugewinkt. Und einer von uns rief den Alten zu: ‚Auf Wiedersehen in der Anatomie!‘ Hahaha!“

Doch auch jetzt hatte sichProBo, wie er bei den Studenten wegen seines Titels und Vornamens etwas abfällig genannt wurde, getäuscht. Es gab keinen Applaus.

Also musste er noch zulegen:

„Was haben Sie denn? Gefällt Ihnen das nicht?“

„Nein!“, rief jemand in den Raum. „Das gefällt mir gar nicht. Ich weiß zwar nicht, was die anderen hier denken. Aber ich finde es irgendwie nicht gut.“

„Warum denn nicht?“

„Weil es makaber und gefühlsroh ist.“

„Aha, Sie sind auch noch zart besaitet. Dann h