: Eliza Hill
: Männer in Mainhattan - Letzter Aufruf für Bitterlemonwolke Nr. 7 Liebesroman
: Zeilenfluss
: 9783967140200
: 1
: CHF 4.90
:
: Erzählende Literatur
: German
: 292
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nein, Frankfurt ist nicht Manhattan, dafür aber 'Mainhattan' - und auch hier kann man hoffnungslos im Chaos versinken. So geht es Lila gerade. Kann es ernsthaft sein, dass ihr schwuler bester Freund mit ihr Schluss macht? Hat sie wirklich zu viele Verabredungen, so dass sie den Vornamen eines ihrer Dates vergisst? Das ist doch nicht normal, oder? Lila beschleicht der Verdacht, dass die Ursache ihrer Wirren ihr neuer Nachbar Sergej sein könnte, den ihre Vermieterin für einen Mafioso hält. Tatsächlich ist er ein fürsorglicher Vater, und sein kleiner Sohn schließt Lila sofort ins Herz. Aber wie steht es um Lilas Herz? Warum rast das immer so, wenn Sergej auftaucht?

Eliza Hill ist das Pseudonym einer schreibverrückten Autorin, die bereits unter der Schulbank Geschichten erfand. Damals wanderten Zettelchen mit Namen und allerlei abstrusen Wörter in eine leere Dose Zimtkaugummi, um dann aus den gezogenen Papierchen kleine Szenen zu formen. Doch schon bald wurden aus einzelnen Episoden ganze Geschichten. Geschichten, die geteilt werden wollten. Und so fanden sie den Weg auf diverse Onlineforen wie bookrix.de oder dem LYX Storyboard. Dort wurde sie auch im März 2015 mit ihrer Geschichte 'Lebensretter beißen nicht' zum vierten LYX Talent gewählt. Auch heute schreibt sie noch ungebrochen begeistert neben ihrem Anglistik-Studium, denn solange Lachen, Liebe, Kaffee und Ingwertee nicht ausgehen ist ein Ende der Inspirationsquellen nicht in Sicht.

Willkommen im Rottenweilerweg Nr. 5


 

 

Manchmal habe ich die Befürchtung, dass ich eine dieser Frauen bin, deren einziges Talent es ist, hübsch zu sein. Und es ist vielleicht ein bisschen bekloppt, einmal mehr über die mangelnde Tiefe meines Charakters zu philosophieren, während man den Online-Katalog der Unisportkurse durchscrollt, aber es ist fraglich ob es je einen guten Zeitpunkt gibt, um so etwas festzustellen.

Überhaupt erscheinen mir im Nachhinein die wichtigsten Erkenntnisse immer Knall auf Fall gekommen zu sein. Und während ich jetzt zwischen Kanupolo und Zumba stöbere, ist mir einfach klar, dass ich nicht der Typ für ein absurdes Hobby bin. Ich mag es, einkaufen zu gehen, und ich mag Männer. Für beides braucht man kein Studium und auch nicht sonderlich viel Zeitaufwand. Deshalb bin ich eigentlich mehr als gewillt mir endlich einen interessanten Sport zu suchen. Einen, der mich davon abhalten wird, mit sechsunddreißig den dritten Ehemann in die Wüste zu schicken und Europas Fashionmetropolen leerzukaufen.

Eigenartig klar habe ich diese Version von mir, schon seit ich fünfzehn bin, vor Augen. Vielleicht auch, weil die Liebe, von der immer alle Welt schwärmt, in meinem Bauch immer nur laue Luft war. Mir wurde nie anständig das Herz gebrochen, weil mein Kopf das Konzept Liebe irgendwie verloren hatte, bevor ich es mir einprägen konnte. Ich war fasziniert von Jungs, begeistert von Sex – aber dieses teuflische Kribbeln in der Brust, das Surren im ganzen Körper, das hat mich nie richtig erfasst. Es ist ein bisschen absurd, aber in manchen Momenten glaube ich fast, dass dieses Gefühl für mich verloren ist.

Ein bisschen so wie der Traum, sich alleine in Frankfurt eine geräumige Wohnung leisten zu können. Doch dann erinnere ich mich wieder daran, dass ich auf hohem Niveau jammere, und daran, dass mein WG-Leben gar nicht so übel ist, auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint.

Ich drücke auf die nächste Seite und lasse den Blick zum Kühlschrank schweifen, wo meine Mitbewohnerin Tilda nach ihrem Joghurt sucht, während das WLAN arbeitet. Um ehrlich zu sein, war eine Vierer-WG mit einer Dame, die bereits das Rentenalter erreicht hat, vor zwei Semestern nicht gerade meine erste Wahl, doch in Anbetracht der Tatsache, dass erschwinglicher Wohnraum in einer guten Gegend mindestens so schwierig zu finden war wie der richtige Kerl, hatte ich Abstriche machen müssen. Und nun kann ich mir ein Leben ohne Inge, Tilda oder Anne außerhalb des alten Stadthauses in der Nähe des Grüneburgparks nicht mehr vorstellen.

Auch wenn die verwitwete Inge zurzeit mit Egomanen-Egon zusammen ist, einem ehemaligen Polizisten, der zu jedem Thema etwas zu sagen hat, sich für die Krone der Schöpfung hält, viel zu viel Zeit in unserer ungewöhnlichen WG verbringt und sich gerade einen Showdown liefert mit dem Lautstärkeregler von Inges Fernseher, seinem liebstem Spielzeug und Inges am Lautsprecher des Telefons geführten Streitereien mit ihrer besten Freundin Lore, die zwei Seitenstraßen weiter wohnt.

»Himmel, wenn er noch lauter dreht, können wir demnächst die ganze Nachbarschaft beschallen.« Anne kommt entnervt in die Küche geschlurft.

Sie sieht furchtbar aus. Ganz so, als hätte sie seit Tagen nicht mehr geschlafen. Und wahrscheinlich hat sie das auch nicht, denn seit ich vor zwei Semestern hier eingezogen bin, hat Anne Gollert bereits drei verschiedene Praktika hinter sich, nachdem sie ihren Magister in Germanistik und ihrem Nebenfach Anglistik erfolgreich abgelegt hatte. Jedes einzelne Praktikum war mies bezahlt. Das neue, das sie vor einem Monat in einem Verlag begonnen hat, macht da keine Ausnahme, aber wie immer ist sie