: Frank Goldammer
: Roter Rabe Kriminalroman
: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
: 9783423435062
: Max Heller
: 2
: CHF 8.10
:
: Historische Kriminalromane
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Spion im eigenen Land Im Spätsommer 1951 kehrt Oberkommissar Heller mit seiner Familie aus dem staatlich genehmigten Ostseeurlaub nach Dresden zuru?ck. Fu?r seine Frau Karin geht die Fahrt gleich weiter, denn sie hat u?berraschend die Reiseerlaubnis in den Westen zu Sohn Erwin erhalten. Heller ist besorgt. Doch sein neuer Fall lässt ihm keine Zeit zum Gru?beln: Zwei unter Spionageverdacht stehende Männer, Zeugen Jehovas, sterben in ihren Gefängniszellen. Und es geschehen weitere mysteriöse Todesfälle. Bei einem der Opfer wird eine geheimnisvolle Botschaft gefunden: »Eine Flut wird kommen.« Heller beschleicht eine schreckliche Ahnung.

Frank Goldammer, Jahrgang 1975, ist gelernter Handwerksmeister und begann schon früh mit dem Schreiben. Die Bände seiner historischen Kriminalromanreihe über den Dresdner Kommissar Max Heller landen regelmäßig auf den Bestsellerlisten. Goldammer lebt mittlerweile als freier Autor in seiner Heimatstadt Dresden.

10. September1951, Morgen


»Max!« Oldenbusch fuhr aus seinem Stuhl, kaum dass Heller die Tür zu seiner Schreibstube geöffnet hatte. Auch der junge Salbach erhob sich. Heller stellte die Aktentasche ab und hängte Schiebermütze und Jacke an die Garderobe.

»Max, war es schön? Du siehst ja aus wie ein Neger!«, rief Oldenbusch, nahm Hellers Hand und schüttelte sie ein wenig zu euphorisch, wie Heller feststellte. Auch Peter Salbach schien höchst erfreut zu sein, seinen Chef wiederzusehen. Der kürzlich zum Unterkommissar beförderte Kollege hatte sich erst mal zurückgehalten, doch nun schüttelte auch er Heller kräftig die Hand.

Ein klein wenig befremdet darüber nahm Heller seine Tasche und setzte sich an seinen Tisch.

In der Zwischenzeit hatten sie sich ein wenig professioneller eingerichtet in ihrem Kellerabteil. Die Beleuchtung war verbessert worden. Zwei Wochen lang hatte eine Elektrikerfirma Kabel gezogen und hell leuchtende Lampen montiert. Die alte Schreibtischlampe, die so lange als Provisorium diente, hatte er aber behalten.

»Erzähl doch mal, wie war es?«, fragte Oldenbusch. Wie Bittsteller standen die beiden vor Hellers Tisch. Heller lehnte sich zurück.

»Herrliches Wetter, ohne Ausnahme. Dabei sagten die Einheimischen, der ganze Sommer sei kühl und regnerisch gewesen. In einer richtigen Villa haben wir gewohnt. Die wurde beschlagnahmt und ist nun einFDGB-Heim. Es ist wirklich herrlich da.«

Heller hatte lange darüber nachgedacht, ob es gerecht war, dass diese Häuser enteignet worden waren. Wiederum standen diese vielen Zimmer nun dem normalen Arbeiter zur Erholung zur Verfügung.

»Und Essen?«

»Essen gab es genug, allerdings immer nur Graubrot mit Margarine und Marmelade zum Frühstück und Muckefuck. Richtigen Kaffee habe ich nur einmal getrunken, da war Karin in einem Frisiersalon. Blaues Haus hieß das. Das ist da oben ganz berühmt. Die verkaufen auch Bücher. Dort ist ja eine Künstlersiedlung in Ahrenshoop. Sehr interessant, wirklich.«

Der allerletzte Abend fiel ihm ein, als sie nach dem Essen noch einmal allein am Strand gewesen waren. Nur Karin und er. Heller verstummte. Es war ihm ganz recht, dass er hier in seinem Büro war. Die Arbeit würde ihn davon abhalten, ständig an Karin denken zu müssen und darüber, ob sie schon heil angekommen war.

»Ich war letzten Dienstag bei Frau Marquart, wie du gebeten hattest. Sie wusste gar nicht mehr, wer ich bin, ich musste es ihr mehrmals erklären«, sagte Oldenbusch.

Heller seufzte. Der Zustand der alten Dame machte ihm Sorgen. Sie noch einmal mehrere Tage allein zu lassen, war eigentlich nicht mehr möglich.

Heller blickte zu Oldenbusch hoch. »Und bei dir, Werner? Neuigkeiten?«

Oldenbusch schüttelte den Kopf. Heller beließ es dabei. Im Frühjahr hatte Werner sich mit einer jungen Frau verlobt, die in Moskau Maschinenbau studiert hatte. Vor zwei Wochen war sie plötzlich verschwunden, und es sah ganz so aus, als sei sie in den Westen gegangen. So verletzt Oldenbusch deshalb auch war, mehr Gedanken sollte er sich über die Reaktion seiner Partei machen. Der Verdacht des Verrates war heutzutage schnell ausgesprochen.

Oldenbusch aber tat so, als sei nichts. »Seid ihr auch mit dem Schiff gefahren? Ist das überhaupt e