: Markus Heitz
: Judassohn Ein Vampirthriller
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426405031
: Pakt der Dunkelheit
: 1
: CHF 10.00
:
: Fantasy
: German
: 688
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sie glaubt, sie sei die letzte ihrer Art: Theresia Sarkowitz, genannt Sia, ein »Kind des Judas«, uralt und ewig jung. Sorgfältig getarnt wacht sie über ihre Nachkommen, eine unschuldige junge Frau und ihr Kind, damit diese nicht dasselbe Schicksal erleiden wie sie - einst als Untote wiederauferstehen zu müssen. Doch dann taucht eine Gestalt auf, die Sia seit Jahrhunderten gesucht hat. Eine Gestalt, deren Kräfte ausreichen, sie zu töten. Und die voll Rachedurst ist ... Judassohn von Markus Heitz: Fantasy pur im eBook!

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um 'Die Zwerge' gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.

Praeteritum


8.1.2008, Deutschland, Sachsen, Leipzig,1.45

Ein ostdeutscher Winter konnte kalt sein.

Sehr kalt.

Der Himmel zeigte sich sternenklar, ein eisiger Wind schoss durch die Straßen und wirbelte den frisch gefallenen Schnee umher.

Bis vor ein paar Tagen hätte kein Leipziger wirklich daran geglaubt, dass die Temperaturen derart fallen würden.

Von wegen Klimaerwärmung. Da wünscht man sie sich ja sogar. Sia schob den Handschuh einen Fingerbreit nach unten und blickte auf die Armbanduhr. »Noch fünfzehn Minuten«, sagte sie zu Jochen, ihrem Kollegen.

Sie standen an der Treppe, die hinunter in den Innenhof der Moritzbastei führte, und passten gemeinsam auf, dass nur halbwegs nüchterne und friedlich wirkende Besucher in das unterirdische Backsteingemäuer gelangten.

Die alten Gewölbe waren als Einziges von der Festung übrig geblieben. Die Gastronomie hatte Einzug gehalten und die verwinkelten Räume mit ihren urigen Verbindungsgängen zu einem äußerst beliebten Platz gemacht. Alle möglichen Veranstaltungen fanden darin statt. Dass die Anlage einst der Verteidigung hatte dienen sollen, war in Vergessenheit geraten. Niemand, der sich auf den Tanzflächen dem Takt der Musik hingab oder biertrinkend in einer Nische saß, dachte an Belagerungen, an Krieg und Tod.

So ändern sich die Zeiten.Sia hatte sowohl den Zeiten als auch den Menschen beim Ändern zugeschaut.

Der heftige Wind rüttelte an den Verkehrsschildern, die einige Meter entfernt standen. Plastikplanen an den Gerüsten der nahen Baustelle flatterten laut, krachend fiel eine Signalbarke um.

Muss es so kalt sein? Der Heizpilz, unter dem sie standen, spendete zischelnd und fauchend ein Quentchen Wärme. Sia schaute nach oben. Das Metall um die unzähligen Gasflämmchen glühte.Man könnte meinen, dass sie aufgeben wollen.

»Du kannst gehen«, bot Jochen ihr an. »Da kommt heute niemand mehr, der Stress macht.« Er nickte wie zum Beweis die leer gefegte Straße hinab, in der nur zwei einsame Taxen auf Gäste lauerten.

Sia fröstelte bei der Vorstellung, mit dem Motorrad nach Hause fahren zu müssen.Am besten so langsam wie möglich. Die hohe Geschwindigkeit, die ihre ungedrosselte Hayabusa erreichen konnte, brachte gegen Kälte rein gar nichts.Schleichen ist angesagt. »Ich bleibe, Jochen. Man weiß nie.« Sie steckte die Hände in die Taschen ihres schwarzen Ledermantels. »Vielleicht wird es noch wärmer.«

»Du und dein Motorrad. Nimm bei dem Wetter doch die Tram.« Jochen steckte sich eine Zigarette an und warf ihr einen schnellen Blick zu. »Ja, ich weiß. Rauchen kann tödlich sein«, sagte er paffend.

»Rauchenist tödlich«, gab sie zurück und pflückte ihm die Kippe von den Lippen. »Wenn du schon Nikotin brauchst, dann besorg dir ein paar Pflaster. Oder kau einen Kaugummi.«

»Ist nicht das Gleiche«, grummelte er und verfolgte leidend, wie sie die Zigarette unter dem Absatz ihrer Boots zertrat. Zischend starb der letzte Rest Glut im pudrigen Schnee.

»Wegen des Mundgeruchs?«, meinte sie spöttisch.

»Sehr witzig, Frau Sarkowitz.« Er grinste ertappt. »Hast ja recht.«

»Ich weiß, dass du dir eine anstecken wirst, sobald ich gegangen bi