: Katharina Peters
: Dünenmord Ein Rügen-Krimi
: Aufbau Verlag
: 9783841205766
: Romy Beccare ermittelt
: 2
: CHF 7.20
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Mörderisches Rügen.

Eine Tote am Strand von Göhren, deren Identität die Kommissarin Romy Beccare schnell geklärt hat. Die ermordete Monika Sänger hatte Papiere und Handy bei sich. Doch andere Umstände geben Rätsel auf. Offensichtlich ist Monika Sänger nach einer heftigen Auseinandersetzung ins Wasser geschleift worden und ertrunken. Die Tote war verheiratet und leitete einen Kindergarten in Bergen. Bei den ersten Ermittlungen in ihrem Umfeld stößt Romy auf Fassungslosigkeit. Niemand kann sich erklären, wer einen Grund gehabt haben könnte, die Frau derart brutal zuzurichten und zu töten. Doch dann stößt Romy Beccare auf etwas, das sie stutzig macht. Monika Sänger hat sich zuletzt intensiv mit der Geschichte des Seebades Prora beschäftigt, jenen gigantischen Komplex, den die Nazis erbaut hatten. Dort ist ihr Bruder als Bausoldat unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen ...

Katharina Peters zweiter Fall für Kommissarin Romy Beccare nach ihrem Bestseller 'Hafenmord' - ein Kriminalroman voller Spannung und Inselflair.



Katharina Peters schloss ein Studium in Germanistik und Kunstgeschichte ab. Sie begeistert sich für japanische Kampfkunst und lebt mit ihren Hunden in Schleswig-Holstein. An die Ostsee fährt sie, um zu recherchieren, zu schreiben - und gelegentlich auch zu entspannen. 

Aus der Rügen-Serie mit Romy Beccare sind »Hafenmord«, »Dünenmord«, »Klippenmord«, »Bernsteinmord«, »Leuchtturmmord«, »Deichmord«, »Strandmord«, »Fischermord«, »Schiffsmord«, »Ankermord«, »Ufermord«, »Inselmord« und »Wintermord« lieferbar.

Aus der Ostsee-Serie sind »Todesstrand«, »Todeshaff«, »Todeswoge«, »Todesklippe«, »Todeswall«, »Todesbrandung« sowie »Todesküste« lieferbar.

Mit der Kriminalpsychologin Hannah Jakob als Hauptfigur sind »Herztod«, »Wachkoma«, »Vergeltung«, »Abrechnung«, »Toteneis« und »Abgrund« lieferbar.

In der Bornholm-Serie sind erschienen: »Bornholmer Schatten«, »Bornholmer Falle«, »Bornholmer Flucht« sowie »Bornholmer Finale«.

Unter www.katharinapeters.com finden Sie alle lieferbaren Titel und mehr zur Autorin.

1


Die Schneewolken hingen bedrohlich tief, und der Wind war ein einziges frostiges Versprechen. Kommissarin Ramona Beccare, genannt Romy, war heilfroh, ihren geliebten Motorroller gegen den kleinen, robusten Jeep eingetauscht zu haben, als sie vor einigen Tagen aus dem verlängerten Weihnachtsurlaub aus München zurückgekehrt war. Manche Rüganer behaupteten, es würde wieder einen von diesen späten, aber heftigen Wintern geben, die die Insel alle paar Jahre heimsuchten, um sie dann mit wochenlangen Schneefällen und arktischen Temperaturen in Schach zu halten, bei denen sich Eisschollen und Schneeberge zu futuristisch anmutenden Gebilden am Strand auftürmten. Andere winkten mit der landestypischen Gelassenheit ab. Alles halb so wild. Viel schlimmer war, dass man das kleine Mädchen nicht gefunden hatte, das Weihnachten bei einem Abbruch der Steilküste am Kap Arkona verschüttet worden war, und die Suche nach zwei Wochen eingestellt werden musste.

Romy war nach Kasper Schneiders Anruf am frühen Morgen mit gemischten Gefühlen von ihrer Wohnung in Binz nach Göhren aufgebrochen, und das lag nicht nur daran, dass am Südstrand eine Leiche gefunden worden war. Die Halbinsel Mönchgut, der Südosten von Rügen mit seiner ursprünglichen Schönheit, den sanften Wiesenhügeln und seinem ganz eigenen Charakter lag ihr besonders am Herzen. In der gotischen Backsteinkirche von Groß Zicker hatten Moritz und sie heiraten wollen. Romy konnte sich schmerzhaft intensiv daran erinnern, wie Moritz sie lachend darauf hingewiesen hatte, dass es sich um eine evangelische Kirche handelte und Romys Eltern katholisch waren– was sonst, musste man hinzufügen, denn Romys Vater war gebürtiger Neapolitaner undüberzeugter Katholik. Er würde selbstverständlich niemals eine evangelische Kirche betreten, auch nicht, um seine Tochter zum Traualtar zu geleiten.

Dass Romy nach Zwischenstationen in Köln, Schwerin und Rostock als leitende Kommissarin in Bergen auf Rügen gelandet war, statt nach Moritz’ Tod im Sommer vor zwei Jahren in den Schoß der Familie oder zumindest in den Süden des Landes zurückzukehren, würde er wohl nie akzeptieren. Er machte nicht einmal den Versuch, seine Tochter zu verstehen, sondern spielte ständig den beleidigten Patriarchen; das hatte sich in den letzten Wochen wieder in aller Deutlichkeit gezeigt, während Romys Mutter stets händeringend nach einer Möglichkeit suchte, den Familienfrieden wenigstensüber die Feiertage aufrechtzuerhalten. Manchmal wusste Romy nicht, was sie mehr nervte: die jähzornige Selbstherrlichkeit ihres Vaters oder die wehleidige Heuchelei ihrer Mutter.

Ihr könnt mich alle mal, dachte sie schließlich, während sie behutsam abbremste und kurz vor der Reha-Klinik am Südstrand hinter Kasper Schneiders Wagen und mehreren Polizeifahrzeugen anhielt. Diese ganze Familensoße geht mir dermaßen auf die Nerven; nächstes Jahr bleibe ich hier, und ihr dürft euch unterm Weihnachtsbaum dafür gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben, während ich mich von Kasper bekochen lasse oder in Middelhagen Heringe essen gehe! Damit schob sie das unerfreuliche Thema beiseite undöffnete die Wagentür.

Ein eisiger Windstoß fegteüber ihr Gesicht, als sieüber einen schmalen Dünenpfad, vorbei an einer niedrigen, schneebedeckten Fischerhütte, zum Strand hinunterging. Es herrschte mäßiger Wellengang. Schaumkronen aus Schnee und Eis züngeltenüber den Strand. Kommissar Kasper Schneider kam ihr entgegen.

Der Kollege war gutüber sechzig, auf Rügen geboren und aufgewachsen und ein ebenso erfahrener wie besonnener Ermittler, der schon viel gesehen hatte und es in den Jahren vor seinem Ruhestand, hätte man ihn gefragt, gerne etwas ruhiger angehen lassen würde.

»Moin.« Er zog sich die Wollmütze tiefüber die Ohren.»Eine Frau«, erklärte er gewohnt knapp.»Monika Sänger aus Bergen, Mitte fünfzig. Hatte Papiere, Handy und Schlüssel bei sich, ihr Auto steht oben an der Straße. Ist gestern Abend vom Ehemann vermisst gemeldet worden.«

»Weiß man schon Genaueresüber die Todesumstände?«

»Ja– die waren unerfreulich.«

»Kein Unfall oder natürlicher Tod?«

»Nö.« Kasper schüttelte den Kopf.»Und kein schöner Anblick«, fügte er noch hinzu, während sie auf den abgesperrten Bereich zugingen, in dem Kriminaltechniker unter der Leitung von Marko Buhl Spuren sicherten und fotografierten.

Buhl kniete neben der toten Frau, die bereits in einen Leichensack gebettet worden war, und hob kurz den Kopf, als er Romy bemerkte. Er winkte sie heran, während er den Reißverschluss ungefähr bis Hüfthöhe herunterzog.

Bei ihrem ersten großen Fall auf Rügen im letzten Frühjahr, bei dem der ermordete Geschäftsmann Kai Richardt als Serientäter entlarvt werden konnte, hatte Romy einige Anlaufschwierigkeiten gehabt, bis sie mit dem hageren Cheftechniker und seiner unwirschen, manchmal zynischen Art klargekommen war. Um genau zu sein, hatte er sie mehrmals fast bis zur Weißglut getrieben. Aber zum einen war es nicht ganz so schwer, Romys südländisches Temperament zum Kochen zu bringen, auch wenn sie es in den letzten Jahren im hohen Norden zu zügeln gelernt hatte. Zum anderen hatte Kasper letztlich mit seiner unerschütterlichen Ansicht, dass Marko ein guter Mann in seinem Fach sei, unbedingt Recht behalten. Und umgekehrt dürfte Buhl inzwischen davonüberzeugt sein, dass»die Italienerin« eine ganz passable Ermittlerin war, wenn auch ein bisschen hitzköpfig und ungeduldig.

Romy hatte normalerweise keine Berührungsängste, wenn es darum ging, eine Leiche in Augenschein zu nehmen. Sie konzentrierte sich stets auf den Fall und die Untersuchung der Besonderheiten, die diesen Menschen das Leben gekostet hatten– sie ließ das Grauen und Leiden, das dem Tod vorausgegangen war, emotional so wenig wie möglich an sich heran. Ohne die innere Distanzierung hätte sie ihren Job nicht machen können. Doch diese Leiche war durchaus etwas Besonderes.

»Sie hat mit dem Gesicht im Wasser gelegen«, erläuterte Buhl, während Romy den vereisten Oberkörper der toten Frau betrachtete und kurz den Atem anhielt, als ihr Blick das entstellte Antlitz erfasste. Stirn, Nase und Augenpartie wiesen großflächige Verletzungen auf, die umso schockierender wirkten, als sie von bizarr schönen Eiskristallenübersät waren. Der Unterkiefer war verzogen, das Jochbein des rechten Auges sah zertrümmert aus.

»Ein paar Grad weniger heute Nacht, und wir hätten sie aus dem Eis schlagen müssen.« Buhl blickte k