: Ernestine Wery
: IM KALTEN LICHT DES MONDES Der klassische München-Krimi!
: BookRix
: 9783748782650
: 1
: CHF 5.30
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 215
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Es scheint eine heile Welt zu sein: Die Familie an der Peripherie von München, Besitzer eines großen Holzwerks, zwei Kinder, ein schönes Haus, das häufig Gäste sieht. Aber die Fassade hat Sprünge. Johnny, der Sohn, ist für die Leitung der Firma ungeeignet, ein Träumer, also übernimmt die Tochter den Familienbetrieb. Bei einem Fest wird ein Gast erschossen. Als Motiv bietet sich Eifersucht an, als Täter Guido Beyfuß, der Verehrer der Tochter. Dr. Baumgarten, Hausarzt und Freund der Familie, erscheint diese Lösung jedoch zu einfach... Ernestine Wery (* 21. April 1909 in München als Ernestine Fentsch; ? 26. November 1997) war eine deutsche Schauspielerin sowie Drehbuch- und Romanautorin. Nach ihrer Heirat mit dem Schauspieler Carl Wery zog sie sich von der Schauspielerei zurück und schrieb ab 1943 Filmdrehbücher. Auch als Autorin blieb sie häufig dem bayerischen Lokalkolorit verbunden. Mit ihren insgesamt 22 Drehbüchern, von denen 16 verfilmt wurden, trug sie einen nicht unwesentlichen Teil zum Charakter des bundesdeutschen Kinos der 1950er Jahre bei. In späteren Jahren verlegte sie sich auf die Schriftstellerei. Sie schrieb mehrere Romane, insbesondere Kriminalromane, die teilweise ihre Drehbücher für die Krimiserie Tatort als Grundlage haben. Der Roman Im kalten Licht des Mondes erschien erstmals im Jahr 1984. Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der deutschen Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

  1.Familie Exter


 

 

Die drei Kätzchen, die Susi geworfen hatte, waren rührend; rührend blind und hilflos. Susi, kohlrabenschwarz, smaragdfarbene Augen und sieben weiße Härchen auf der Brust, war eine schlaue Mutter. Als sie ihre Stunde nahen fühlte, kletterte sie an dem Weichselbaum hoch, der sich über ein Spalier hinaufrankte bis ins Dachgeschoss. Hier hatte Johnny, der Sohn des Hauses, seine Bude; und Johnny, das wusste die Katze, liebte Tiere.

Bei ihm kam sie nieder. Im Bett.

Johnny staunte, als er schlafen gehen wollte und auf seiner flauschigen Wolldecke die Bescherung fand. Erstaunlicherweise fleckenlos. Kein bisschen Blut. Wie Katzen das machten? Wahrscheinlich hatte Susi mit ihrer rauen Zunge alles weggeleckt. Sie zeigte ihm gleich voller Vertrauen ihre Wonnepröppchen. Da hingen an Mamas lustvoll geschwollener Tankstelle drei Fellknäuel, konnten noch nicht sehen, wussten aber schon, wo’s zur Milch ging.

Damit war die Beschlagnahme von Johnnys Mansarde als Wochenstube vollzogen. Der junge Mann, das sagte Susi der Instinkt, würde sie mit ihren Kindern nicht hinauswerfen. Er ging auch schon und besorgte einen Korb. Da hinein, mit was Weichem ausgestopft, kam die Familie. Er besorgte außerdem Nahrung für Susi. Es konnte ja sein, dass sie bereits stundenlang bei ihrem Wurf lag und hungrig war. Das Tatar, das er im Kühlschrank unten in der Küche fand, übriggeblieben vom Abendessen seines Vaters, war genau das richtige. Wie man das rohe Fleisch nur mochte! Ihn, Johnny, widerte es an. Schließlich besorgte er noch Sägemehl, falls Susi mal musste. Gute Katzenmütter, das hatte er irgendwo gelesen, verließen ihre Jungen in den ersten Stunden nicht einmal zur Notdurft.

Sägemehl gab es im Säge-, Hobel- und Spaltwerk Exter tonnenweise. Johnny brauchte nur den Weg vorzugehen, wo in den Hallen die großen Gattersägen standen, jetzt in der Nacht schweigende, tagsüber brüllende, Bäume verschlingende Ungeheuer.

 

Als Johnny am nächsten Morgen zum Frühstück erschien – die kleine, aus drei Köpfen bestehende Familie nahm es aus Gründen der Zeitersparnis in einer Ecke der Küche ein –, pflaumte ihn Irm, seine Schwester, an.

»Hallo, Dicker«, so nannte sie ihn, weil er das Gegenteil war, »was klapperst du nachts am Kühlschrank? Süffelst du?«

Johnny nahm seinem Vater gegenüber Platz. »Susi«, antwortete er der Schwester, »hat was gebraucht.« Er nickte über den Tisch. »Morgen.«

Sein Vater murmelte hinter der Zeitung.

»In der Nacht fütterst du Katzen?« Irm lachte.

»Sie hat Junge.«

Jetzt hob auch der Vater den Kopf von der Zeitung. »Junge hat sie? Seit wann?«

»Seit gestern.«

»Wo denn?«, fragte Irm.

»Bei mir.«

»In deinem Zimmer?« Irm wollte Genaueres wissen. »Nun mach’s nicht spannend«, sagte sie und zermalmte ein Stück Toast zwischen ihren prachtvollen Zähnen, »berichte!«

»Kannst sie ja anschauen.« Johnny vermischte Cornflakes mit Honig. Mitteilsam war er nicht.

»Vielleicht lässt du uns an den Ereignissen unter unserem Dach teilhaben!« Mit der Ungeduld ging es bei Irm rasch; die Schweigsamkeit des Bruders war ein Reizthema. »Hat sie dir die Jungen gebracht, oder wie?«

»Ich fand sie.«

Mehr ließ er nicht verlauten. Aus einer Sache etwas zu machen, war ihm nicht gegeben.

»Mensch...« Irm stieß Luft aus und köpfte ihr weiches Ei: ein Schlag mit dem Messer, du