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»Verbitterung ist wie ein Krebs –
sie frisst ihren Wirt auf.
Aber Wut ist wie Feuer.
Sie reinigt und erneuert.«
Maya Angelou
Was zum Teufel machte Cabot Lodge in ihrer Küche? Selbst zwei Tage, nachdem Izzy Coleman aus dem Krankenhaus entlassen worden war und Cabot sie nach Hause begleitet hatte, um sich dort um sie zu kümmern, hatte sie noch keine befriedigende Antwort auf diese Frage gefunden. War das hier derselbe Mann, der nach ihrem letzten Treffen einfach verschwunden war?
Bis er von ihrem schweren Autounfall gehört hatte.
Vor fast zwei Wochen, am Tag nach dem Unfall, war er in ihr Krankenzimmer gekommen und seitdem nicht mehr von ihrer Seite gewichen. Er hatte darauf bestanden, dass er derjenige war, der sich zu Hause um sie kümmern würde, und zwar rund um die Uhr. Dadurch blieb es ihr erspart, in eine Rehaklinik zu gehen.
Doch warum tat er das? Es war doch klar, dass er kein Interesse an ihr hatte. Und als erfolgreicher Unternehmer hatte er definitiv mehr als genug zu tun. Trotzdem war er jetzt hier, spülte das Geschirr und wischte die Arbeitsfläche ab, als sei es das Normalste der Welt.
Warum, warum, warum?
Die Frage brannte ihr förmlich auf der Zunge, aber sie konnte sich einfach nicht dazu durchringen, sie auszusprechen. Dabei war das absolut untypisch für sie!
»Deine Mom hat Henry Brownies mitgegeben«, sagte er. »Willst du einen?«
»Einen kleinen. Womöglich passe ich bald nicht mehr durch die Tür bei dem vielen Essen, das meine Familie ständig vorbeibringt.«
»Ich glaube nicht, dass du dir darum Sorgen machen musst. Wenn du Lust auf Brownies hast, solltest du welche essen.« Cabots Lächeln brachte seine braunen Augen zum Funkeln.
Sein Haar war früh silbern geworden, aber für sie wirkte er dadurch nur noch attraktiver. Seit sie ihn bei Wade und Mias Hochzeit zum ersten Mal gesehen hatte, war sie fasziniert von ihm. Es hatte sie – und alle anderen Gäste – damals tief berührt, dass er seine lange vermisste Tochter nach fünfundzwanzig Jahren wiedergefunden hatte.
An diesem Tag hatten seine Gefühle ihn völlig überwältigt, und dafür liebte Izzy ihn umso mehr. Sie hatten einen wunderschönen Tag damit verbracht, zu tanzen und die Hochzeit von zwei Menschen zu feiern, die wirklich das Beste im Leben verdient hatten.
Und dann … nichts.
Wenn sie ehrlich sein sollte – und was ergab es schon für einen Sinn, sich selbst anzulügen –, dann war Izzy wirklich überrascht, dass sie nach der Hochzeit nichts von Cabot gehört hatte. Sie war es nicht gewohnt, dass Männer Interesse an ihr zeigten und dann einfach verschwanden, und Cabot schien auch wirklich nicht der Typ zu sein, der anderen etwas vorspielte.
Immerhin hatten sie den ganzen Tag miteinander verbracht. Sie hatten getanzt und gelacht und sich unterhalten, und da war wirklich eine Verbindung zwischen ihnen gewesen. Mit fünfunddreißig wusste Izzy mittlerweile, dass es eine so tiefe Verbindung zu einem anderen Menschen nicht allzu oft gab und dass sie meistens zu etwas Besonderem führte.
Doch in diesem Fall hatte es lediglich zu Verwirrung geführt – und diese Verwirrung spürte sie auch jetzt noch, wo er in ihrem Zuhause herumwerkelte, als hätte er schon immer dort gewohnt.
Izzy versuchte, das Gedankenkarussell zu stoppen, und verschob ihren gebrochenen Arm auf dem Kissen, auf dem er lag, damit sie es ein bisschen bequemer hatte. Bei der Bewegung schmerzte dieOP-Wunde an ihrem Bauch, und sie verzog das Gesicht. Die Schmerzen waren wirklich furchtbar.
Cabot brachte ihr einen Teller mit Brownies und eine dampfende Tasse von dem Zitronentee, den sie so mochte. Er setzte sich zu ihr aufs Sofa, bewegte sich aber sehr vorsichtig, damit er ihr nicht weh tat.
»Danke.«
»Gerne.«
»War es schön mit