: Claire Kingsley, Lucy Score
: Bourbon Bliss
: MORE by Aufbau Digital
: 9783967971880
: Bootleg Springs
: 1
: CHF 8.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 412
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Bootleg  Springs - die erfolgreiche Reihe der Bestsellerautorinnen Claire Kingsley und Lucy Score.

June Tuckers Welt besteht aus Zahlen, Daten und Statistiken. Menschen hingegen sind für sie schon immer ein Rätsel gewesen. Im kleinen Bootleg Springs fühlt sie sich als Außenseiterin, die mit den Partys und Line-Dance Veranstaltungen so gar nichts anfangen kann. Nur bei George Thompson fühlt sie sich wohl und angekommen. Doch je mehr Zeit vergeht, umso größer wird Junes Angst, dass sie ihm nicht geben kann, was er braucht ...

George 'GT' Thompson war auf dem Höhepunkt seine Football Karriere, als eine Verletzung all seine Träume zerstörte. Jetzt hofft er, in der Kleinstadt in West Virginia zur Ruhe zu kommen und sich über sein künftiges Leben klar zu werden. Nie hätte er damit gerechnet, sich zu verlieben. Doch June, die so ganz anders ist als er und all die anderen, fasziniert ihn. Als der Vermisstenfall von Bootleg Springs eine schreckliche Wendung nimmt, ist er an Junes Seite, um die Wahrheit herauszufinden. Aber wird ihre Freundschaft das überstehen oder scheitern sie an ihren Unterschieden?



Claire Kingsley schreibt Liebesgeschichten mit starken, eigensinnigen Frauen, sexy Helden und großen Gefühlen. Ein Leben ohne Kaffee, E-Reader und neu erfundene Geschichten ist für sie nicht vorstellbar. Claire Kingsley lebt mit ihrer Familie im pazifischen Nordwesten der USA.

1


GEORGE

Die Schmerzen in meinem Knie waren stärker, als sie sein sollten.

Seit meinem Kreuzbandriss und der nachfolgenden Operation waren mehr als acht Wochen vergangen, es sollte eigentlich nicht mehr so wehtun. Anstatt im VIP-Raum des Bleu Martini – einem bei meinen Teamkollegen beliebten Club in Philly – umherzuschlendern, ruhte ich mich mit hochgelegtem Bein in einer luxuriösen Nische aus.

Die gedämpften Lichter tauchten den Raum in einen bläulichen Schein. Durch die Wände konnte ich die Musik des Clubs wummern hören, aber unsere Privatparty war ruhiger geworden. Die weichen R&B-Klänge hörten sich an wie Rex’ patentierte Sex-Playlist. So wie mein Teamkollege sein neuestes Groupie an die Wand drängte, war es wahrscheinlich wirklich seine Sex-Playlist.

Ich bewegte mein Bein ein wenig und bemühte mich, nicht sichtlich zusammenzuzucken. Wahrscheinlich sollte ich es lieber zu Hause mit Eis kühlen. Aber Rex hatte damit gedroht, mich heute Abend hierher zu zerren, wenn ich nicht käme. Und ich hatte nicht zugegeben, wie schlimm es wirklich war.

Mit meinem Agenten hatte ich bereits gesprochen. Und mit meinem Coach. Meine Teamkollegen hatten die Neuigkeiten noch nicht gehört. Meine Karriere als Profi-Footballer war offiziell zu Ende.

In mancherlei Hinsicht war das niederschmetternd. Football war das Einzige, womit ich mich wirklich auskannte. Ich spielte, seit ich fünf gewesen war.

Doch in dem Moment, als ich auf dem Spielfeld zu Boden gegangen war und mein Knie vor Schmerz schrie, hatte ich es gewusst. Es war mein zweiter Kreuzbandriss in fünf Jahren. Nach dem ersten war mir ein Comeback gelungen. Von zweien erholte man sich nicht. Nicht, wenn es dasselbe Knie und man selbst ein zweiunddreißigjähriger Receiver war. Auch wenn alle, von den Ärzten bis hin zu meinem Agenten, versucht hatten, das Beste daraus zu machen, hatte ich es gewusst. Das beendete meine Karriere. Ganz egal, wie viel ich trainierte – es würde mich nicht retten.

Deshalb war ich nicht überrascht gewesen, als mein Arzt sein abschließendes Urteil verkündete. Glücklich war ich nicht darüber. Aber überrascht auch nicht.

»Was geht, GT?« Deacon Phillips, Defensivspieler des Jahres, fünfmaliger Profi-Linebacker. Genau wie ich war er auch nicht mehr der Jüngste. Allerdings hatte er es ohne Verletzung durch die Saison geschafft.

Ich lehnte mich zurück, als würde ich nicht das Knie hochlegen, sondern mich einfach in einem Club entspannen. Als wäre ich zu cool für die ganze Action. »Ich genieße die Atmosphäre.«

»Bullshit.« Er stellte sein Bier auf den Tisch und rutschte zu mir in die Nische. »Verarsch mich nicht, Mann. Kommst du wieder zurück?«

Ich wandte den Blick ab. Den Jungs würde das nicht gefallen. Ich wusste, dass sie sich Hoffnungen machten. Mit mir hatten sie es bis ins Play-off geschafft, aber das erste Spiel verloren. Ein bitter enttäuschendes Ende einer Saison, die so perfekt begonnen hatte. Wir hatten alle gehofft, ich würde das durchziehen und wir könnten es nächstes Jahr noch mal versuchen.

»Nein, Mann. Nach dem hier komme ich nicht mehr zurück.«

»Shit«, murmelte Deacon. Er schüttelte den Kopf. »Können sie dir kein bionisches Bein verpassen oder so? Herrgott. Das war’s für dich? Echt jetzt?«

Ich nickte und ließ es sacken, während ich es laut aussprach. »Ja. Das war’s für mich. Kein Football mehr.«

»Ich habe es irgendwie kommen sehen, aber das ist echt brutal, Bro. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«

»Spar dir die Mitleidsnummer. Ich hatte einen guten Lauf. Ihr werdet es auch ohne mich schaffen.«

Er schüttelte den Kopf, als würde er mir das nicht abnehmen.

Ich holte tief Luft und sah mich um. Sah das Dutzend Typen an, mit denen ich die letzten paar Jahre gespielt hatte. Das Schlimmste daran war das Gefühl, sie im Stich zu lassen. Ganz zu schweigen von den Coaches und dem Personal. Sie hatten jede Menge Hoffnung in mich gesetzt – in mich und diese magischen Hände. So gut auch der Ball an ihnen kleben blieb, ohne Beine zum Laufen nutzten sie mir gar nichts. Ohne das Fahrgestell war ich nur irgendein langer Kerl mit riesigen Händen.

»Wissen es die anderen schon?«, fragte Deacon.

»Die Organisation weiß Bescheid. Es ist offiziell. Aber ich muss es den Jungs allmählich beibringen.«

»Shit.«

»Ja.« Viel mehr gab es dazu nicht zu sagen.

Er warf einen Blick über die Schulter, und mir war klar, wen er ansah. MacKenzie Lyons. Meine immer-mal-wieder und momentane Nicht-Freundin. Sie war vor etwa zehn Minuten gekommen, und bisher schien sie so zu tun, als würde sie mich nicht sehen. Ich fragte mich, ob sie gewusst hatte, dass ich hier war. Wir waren nie dahintergekommen, weshalb so viele Frauen zu wissen schienen, wo meine Teamkollegen und ich abhingen. Niemand hatte je für sich beansprucht, sie eingeladen zu haben, und doch waren immer Frauen da.

Ich wusste nicht so recht, ob ich MacKenzie heute Abend sehen wollte. War ja nicht unbedingt eine meiner glanzvollsten Stunden. Eigentlich eher ein Tiefpunkt. Wollte ich wirklich, dass sie das Ende meiner Karriere miterlebte?

Vielleicht würde ich es gut sein lassen und abhauen.

Als könnte sie sehen, dass ich kurz davor war, aufzustehen und zu gehen, unterbrach MacKenzie das Gespräch mit einer Frau, die ich nicht kannte, sah zu mir herüber und kam an meinen Tisch. Selbst ich musste zugeben, dass sie heiß aussah in diesem engen schwarzen Kleid und den hohen Absätzen.

»Glaub mir, Alter«, meinte Deacon, während er aufstand. »Du solltest sie bumsen, solange du noch kannst.«

»Deacon«, sagte MacKenzie, und er hob beim Weggehen sein Kinn in ihre Richtung.

Ich bedeutete ihr, sich zu setzen. Anmutig ließ sie sich neben mich gleiten. »Was macht das Knie?«

»Großartig«, log ich.

»Ja?« Ihr Gesicht hellte sich auf. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.« Zu Beginn der letzten Saison hatten wir – wieder mal – Schluss gemacht. Ich rechnete ihr hoch an, dass sie nach der Operation angerufen und gefragt hatte, ob ich etwas brauchte. In Anbetracht dessen, dass wir nicht mehr zusammen waren, wäre das nicht nötig gewesen, deshalb wusste ich diese Geste zu schätzen.

»Du kennst mich, ich schaffe das. Ich falle immer auf die Füße.«

»Ja, das tust du.« Sie stieß mich sanft an und knabberte an ihrer Unterlippe.

Es wäre gelogen gewesen zu sagen, ich wäre nicht in Versuchung. Sie sah mich kokett und anzüglich an, was mir zeigte, dass sie heute Abend eine sichere Nummer wäre. Ich könnte die Hände an diesen gefügigen Schenkeln hinaufwandern lassen. Mich vorbeugen und mit den Lippen über die empfindsame Haut an ihrem Halsansatz streichen. Sie für mich heißmachen. Sie mit zu mir nach Hause nehmen.

Nichts war verkehrt an gutem Sex. Klang momentan genau richtig.

Doch danach würden die Komplikationen kommen. Die Fragen. Ich war eigentlich nicht der Typ für One-Night-Stands, und das wusste sie. Würde sie wieder mit mir zusammen sein wollen? Was würde sie von mir erwarten, wenn ich mich darauf einließe?

Ich kannte die Antwort auf diese Frage, und das reichte aus, damit ich die Hände bei mir behielt. Damit ich mich beherrschte, die obszöne Menge an Schenkel zu streicheln, die unter dem kurzen Rock hervorlugte. Sie würde teure Restaurantbesuche wollen. Geschenke, vorzugsweise Designerkram. Urlaube. Exklusive Orte, erste Klasse, Fünfsternehotels. Deshalb datete MacKenzie Sportler. Deshalb hatte sie mich gedatet.

Vor ihr hatte ich Schlimmere gedatet – Frauen, die schamlos und dreist waren in ihrem Streben nach dem schwer zu erreichenden Profi-Sportler-Freund. MacKenzie hatte wenigstens versucht, mir Zugang zu ihren Gefühlen zu gewähren. Es ging ihr nicht ausschließlich um das, was ich ihr kaufen konnte, oder um den Status, den sie erlangte, indem sie mit mir ausging. Doch es hatte nicht gereicht. Sie hatte immer mehr erwartet. Mehr Geld, mehr Geschenke, mehr Luxus.

Für viele der Jungs, mit denen ich spielte, war das okay. Sie waren glücklich, wenn sie ihre Freundinnen mit Diamanten und Designerhandtaschen überschütten, für ihre ...