Kapitel 2 - Léthaniel
»Verflucht noch mal, was soll das?«, höre ich Steinwinds Stimme hinter mir und als ich mich zu ihm umdrehe, kann ich im Halbdunkel sehen, dass zwei Dunkelelfen meinen glatzköpfigen Freund flankieren.
Doch was mir viel mehr Sorge bereitet, ist, dass wir von diesen Dunkelelfen gerade in eine gewaltige Höhle geführt werden.
Wir befinden uns auf einer kleinen Plattform, von der aus ein Weg zwischen Tropfsteinen nach unten führt. Vereinzelt vermag ich ein paar Fackeln zu entdecken, aber das meiste der eisig kalten Höhle liegt im Dunkeln.
Da ich kein Ende wahrnehme, muss der Unterschlupf der Dunkelelfen enorme Ausmaße besitzen. An den Wänden fallen mir ein paar Einbuchtungen und Türen auf, die wohl in weitere Gänge oder Räume führen. Alles wirkt trist und schmutzig und ein säuerlicher Gestank dringt mir in die Nase. Ein scharfer Wind bläst mir ins Gesicht. Hatte ich vorhin noch das Gefühl, es mit meiner Reisekleidung und dem Pelzumhang warm genug zu haben, so lässt mich die Kälte, die in dieser Höhle herrscht, nun frösteln.
»Weiter!«, befiehlt der Elf, der fast noch ein Kind ist und sich vor mir aufgebaut hat. Er befindet sich anscheinend gerade im Stimmbruch, denn das Wort wird von einem leisen Quieken begleitet, das ihm unangenehm ist, wie ich in den roten Augen lesen kann.
Wie bei seinen Artgenossen ist seine Haut dunkel, mit einem leichten Graustich. Das Haar, unter dem spitze Ohren hervorblitzen, ist weiß, seine Statur schlank, jedoch muskulös und unterscheidet sich von der eines Menschen nur in der Feingliedrigkeit sowie der Anmut, mit der er sich bewegt.
Er reicht mir vielleicht knapp bis zur Brust und ich muss ein Lachen unterdrücken, weil ich von so einem kleinen Kerlchen Befehle erhalte.
Aber es wäre purer Selbstmord, wenn ich mich ihm widersetzen würde, das sehe ich ein. Steinwind und ich wären im Nu überwältigt, da ich keinerlei Magie wirken kann und zudem davon ausgehe, dass die Dunkelelfen in der Überzahl sind. Wir könnten allenfalls gegen zehn von ihnen bestehen, doch dann müssten wir uns geschlagen geben. Das ist wohl auch der Grund, wieso wir keine Fesseln tragen – diese Bastarde wissen ganz genau, dass sie die Oberhand haben.
Erneut ergreift der kleine Dunkelelf meine Finger, aber dieses Mal entziehe ich sie ihm.
»Ich kann selbst gehen«, brumme ich.
Das Kerlchen scheint nicht mit Widerrede gerechnet zu haben, denn es verzieht das Gesicht zu einer grimmigen Miene, ehe es mit Nachdruck meine Hand packt und mich mit so viel Kraft hinter sich her zerrt, dass ich tatsächlich stolpere. Gerade so gelingt es mir mit einem Ausfallschritt, meinen Körper daran zu hindern, mit dem Boden Bekanntschaft zu machen.
»Verdammt, Kleiner, pass auf!«, knurre ich, da wirbelt der Dunkelelf jedoch zu mir herum und stößt mir zwei seiner Finger gegen die Rippen.
Ich keuche laut auf, ein heftiger Schmerz durchzuckt mich und ich gehe in die Knie. Als ich an mir herunterblicke, sehe ich, dass seine Finger sowohl mein ledernes Wams als auch meine Haut durchdrungen haben, als bestände beides aus Papier. Nachdem er sie zurückgezogen hat, sind sie blutig und er leckt si