: Gilly Macmillan
: Die Vertraute Roman - Von der Autorin des SPIEGEL-Bestsellers »Die Nanny«
: Blanvalet
: 9783641280710
: 1
: CHF 8.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 416
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jeder lügt - aber manche Lügen sind tödlich ... Der neue hoch spannende Roman von Gilly Macmillan, Bestsellerautorin von »Die Nanny«!
Lucy war neun Jahre alt, als ihr kleiner Bruder verschwand. Lucy war die einzige Zeugin und ihre Aussage der einzige Anhaltspunkt für die erfolglosen Ermittlungen. Doch ob ihre Erinnerungen an die Nacht wahr sind, weiß Lucy selbst nicht - seit ihrer frühen Kindheit hat sie eine blühende Fantasie, die sie manchmal die Grenzen der Realität überschreiten lässt. Drei Jahrzehnte später hat Lucy es geschafft, aus dieser Eigenschaft Kapital zu schlagen - sie ist eine gefeierte Bestsellerautorin und lebt mit ihrem Mann Dan in Bristol im Süden Englands. Doch als der sie mit dem Kauf eines alten, imposanten Hauses überrascht, beginnt für Lucy ein Albtraum. Das Haus steht ausgerechnet auf der anderen Seite des Waldes, in dem damals ihr Bruder verschwand. Lucy kann sich den Erinnerungen, die geweckt werden, nicht entziehen. Dann verschwindet Dan spurlos, Lucy ist die Hauptverdächtige, und sie muss sich fragen, zu was sie wirklich fähig ist - und was damals im Wald geschah.

Packend, perfide, atmosphärisch: Lesen Sie auch »Die Nanny«, den Bestsellerroman von Gilly Macmillan!

Gilly Macmillan wuchs in Swindon, Wiltshire, auf und lebte in ihrer Jugend einige Jahre im Norden Kaliforniens. Sie arbeitete beim Burlington Magazine, für die Hayward Gallery und als Dozentin für Fotografie. Heute widmet sie sich ganz dem Schreiben. Gilly Macmillans Romane sind allesamt Bestseller und erfreuen sich nicht nur in Großbritannien großer Beliebtheit. Auch bei uns hat die SPIEGEL-Bestsellerautorin eine riesige Fangemeinde. Sie lebt mit ihrer Familie in Bristol, England.

5


Am nächsten Morgen fuhren Dan und ich zurück zu unserer Wohnung in Bristol. Bis wir aufbrachen, hatte ich immer noch nichts von Max gehört. Ich hatte ihm gemailt, dass wir wieder nach Bristol zurückkehrten, aber er hatte nicht geantwortet. Sein Schweigen nagte an mir, ebenso wie ein fieser kleiner Kater.

Die Heimreise fühlte sich wie der Beginn eines neuen Kapitels an. Ansichten von glitzerndem Wasser und sturmgebeugten Bäumen verschwanden im Rückspiegel, als wir schrittweise in die Zivilisation zurückkehrten und bald die Autobahn erreichten. Drei Spuren mit dichtem Verkehr zwischen Städten. Wir fuhren nach Norden. Dan beschleunigte und drehte die Musik lauter, und ich blickte aus dem Fenster und freute mich auf mein Zuhause. Ich hatte erwogen, ihm auf der Fahrt von Eliza zu erzählen, aber zuerst wollte ich wissen, was seine Überraschung war.

Einen ersten Hinweis bekam ich, als Dan nicht unsere übliche Abfahrt nahm. Ich sah zu ihm, und er blickte zu mir, die Augenbrauen hochgezogen. Er lächelte. Ich konnte das Lächeln nicht erwidern, weil ich diese Strecke kannte. Wir fuhren auf meine Kindheit zu, die Straße, in der ich aufgewachsen war. Charlotte Close.

Ich fixierte die Fahrbahnmarkierung und schaute nicht auf. In dieser Gegend kannte ich jede Wegmarke, und ich wusste, dass es hier nichts gab, was ich sehen wollte. Als wir uns der Kreuzung mit der Charlotte Close näherten, bekam ich ein Engegefühl in der Brust. Hier hatten Reporter kampiert, als ich Kind war, unaufhörlich meinen Namen gerufen, weil sie dringend mit mir reden wollten, selbst nachdem mein Dad sie angefleht hatte, uns in Ruhe zu lassen.

Als wir beinahe da waren, sagte Dan: »Es ist okay. Alles gut. Keine Panik.«

»Ja«, sagte ich. Mehr brachte ich nicht heraus.

»Atme«, flüsterte Eliza. Ich hörte auf sie und zwang mich, ruhig in ihrem Rhythmus zu atmen, bis wir das Ende der Charlotte Close hinter uns gelassen hatten und Dan weitergefahren war, vorbei an Stoke Woods, dem Wald direkt hinter den Gärten auf der einen Straßenseite.

Diesen Wald hatte ich von meinem Kinderzimmerfenster aus gesehen. Die alten Eichen gaben den Sauerstoff in die Luft ab, den ich atmete, und bezauberten mich.

Ich fühlte, wie sich meine Anspannung löste, als wir den Wald hinter uns ließen, doch die Erleichterung kam zu früh. Dan blinkte und drosselte den Motor, um in einen Weg auf der Rückseite des Waldes einzubiegen. An der Abzweigung stand ein Schild mit der Aufschrift »Privatweg«.

Als Kind war ich durch diesen Wald gestreift, aber nie so weit. Ich erinnerte mich vage, dass meine Eltern mit uns einmal hergefahren waren, um sich neugierig die großen Häuser anzusehen; ansonsten war diese Gegend bedeutungslos für uns. Ein anderes Land. Bis zu den Ermittlungen zu Teddys Verschwinden, als die Polizei die Anwohner befragt hatte. Es war nichts dabei herausgekommen, und wir hatten es wieder vergessen.

»Warum sind wir hier?«, fragte ich.

»Vertrau mir, ja?«, sagte Dan. »Entspann dich. Hab noch ein paar Sekunden Geduld.«

Nur auf einer Seite des Weges standen Häuser, auf der zum Wald hin. Auf der anderen Seite befand sich ein Grasstreifen mit einer imposanten Reihe von Blutbuchen, die gepflanzt worden sein musste, kurz nachdem die Häuser fertig waren. Dahinter war Ackerland.

Ich schaute die erste Einfahrt hinunter, die wir passierten, und sah ein eindrucksvolles viktorianisches Herrenhaus. Das Grundstück musste sehr groß sein, dennoch wirkte es, als stünde das Haus im Wald. Ich erschauderte.

Am Ende der nächsten Einfahrt standen zwei Häuser. Das eine war so prächtig wie das vorherige, we