: Amanda Quick
: Gefährliche Küsse Roman
: Blanvalet
: 9783641291273
: 1
: CHF 4.10
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: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
Um ihren Ruf zu retten, treten sie vor den Traualtar. Doch was als List beginnt, wird bald prickelnde Realität ...
London, 19. Jahrhundert: Prudence Merryweather ist eine Lady mit einer Schwäche für Geister und übernatürliche Wesen, Sebastian, Earl of Angelstone, ein unnahbarer Mann mit einem Hang zu kriminalistischen Nachforschungen. Gemeinsam sind sie ein unschlagbares Duo - und ein Paar, über das sich die Londoner Gesellschaft schon seit Langem den Mund zerreißt. Als man sie beide auch noch zusammen in einem Schlafzimmer erwischt, hilft nur noch eins, um den ruinierten Ruf zu retten: der Schritt vor den Traualtar. Das hindert die selbstbewusste Prudence jedoch nicht daran, sich in neue gefährliche Situationen hineinzumanövrieren. Sebastian wird immer öfter zum Held in der Not - eine Rolle, die ihm gefällt, ihr dagegen gar nicht. Denn von Rettung - geschweige denn Liebe - war nie die Rede ...

Leidenschaftlich, atmosphärisch und spannend bis zur letzten Seite - perfekter Schmökerstoff für alle Fans der Erfolgsserie »Bridgerton«!

Amanda Quick ist das Pseudonym der erfolgreichen, vielfach preisgekrönten Autorin Jayne Ann Krentz. Krentz hat Geschichte und Literaturwissenschaften studiert und lange als Bibliothekarin gearbeitet, bevor sie ihr Talent zum Schreiben entdeckte. Sie ist verheiratet und lebt in Seattle.

EINS


Es war die finsterste Stunde der Nacht, fast drei Uhr morgens, und der eisige Nebel hing über der Stadt wie ein Geist. Prudence Merryweather musste sich eingestehen, dass dies genau die richtige Zeit und das richtige Wetter war, um dem Mann einen Besuch abzustatten, der als der Gefallene Engel bekannt war.

Obgleich sie fest entschlossen war, zitterte sie, als die Droschke vor der nebelverhüllten Tür des Stadthauses hielt. Die neuen Gaslaternen, die in diesem Teil der Stadt aufgestellt worden waren, vermochten nichts gegen den dichten Nebelschleier auszurichten. In der kalten, dunklen Straße herrschte eine unheimliche Stille. Einzig das Rattern der Kutsche sowie das Klappern der Pferdehufe auf dem Pflaster waren zu hören. Prudence überlegte kurz, ob sie dem Kutscher befehlen sollte umzukehren und sie direkt zu sich nach Hause zu fahren. Doch diesen Gedanken verwarf sie schnell wieder. Sie wusste, sie durfte jetzt nicht zögern. Das Leben ihres Bruders stand auf dem Spiel.

Sie nahm all ihren Mut zusammen, rückte ihre Augengläser zurecht und stieg aus der Kutsche. Mit der Kapuze ihres abgetragenen grauen Wollumhangs verdeckte sie ihr Gesicht, und dann stieg sie entschlossen die Stufen zum Haus hinauf. Hinter ihr setzte sich die Kutsche erneut in Bewegung.

Prudence blieb stehen und drehte sich alarmiert herum. »Wo wollen Sie hin, guter Mann? Ich sagte, dass ich Ihnen ein paar Extramünzen gebe, wenn Sie auf mich warten. Es wird nur wenige Minuten dauern.«

»Regen Sie sich nich’ auf, Miss. Ich hab’ nur die Zügel geordnet.« Mit seinem schweren Mantel und seinem tief herabgezogenen Hut war der Kutscher eine dunkle Erscheinung ohne Gesicht und ohne Gestalt. Sein undeutliches Nuscheln verriet, dass er den ganzen Abend hindurch versucht hatte, die bittere Kälte mit Gin zu vertreiben. »Ich hab’ Ihnen gesacht, dass ich warte.«

Prudence entspannte sich ein wenig. »Sehen Sie zu, dass Sie noch da sind, wenn ich zurückkomme. Andernfalls sitze ich hier fest, nachdem ich die Angelegenheit erledigt habe.«

»Angelegenheit, he? So nennen Sie das also.« Der Kutscher stieß ein wieherndes Gelächter aus, öffnete erneut seine Flasche Gin und setzte sie sich an den Hals. »Komische Angelegenheit, wenn Sie mich fragen. Vielleicht möchte Ihr ehrenwerter Freund ja, dass Sie für den Rest der Nacht sein Bett wärmen. Is’ schließlich verdammt kalt heute Abend.«

Prudence warf ihm einen bösen Blick zu, doch dann sagte sie sich, dass ein Streit mit einem betrunkenen Kutscher um diese Zeit sinnlos war. Sie hatte keine Zeit für derartigen Unsinn. Sie schlang ihren Umhang fester um sich und eilte die Treppe zum Haus hinauf. Die oberen Fenster lagen im Dunkeln. Vielleicht war der Besitzer des Hauses bereits zu Bett gegangen.

Nach allem, was sie über ihn wusste, wäre dies jedoch höchst ungewöhnlich. Es wurde erzählt, dass der legendäre Graf von Angelstone selten vor Morgengrauen zu Bett ging. Der Gefallene Engel hatte seinen zweifelhaften Ruf schließlich nicht dadurch erlangt, dass er ein geregeltes Leben führte. Jedermann wusste, dass der Teufel es vorzog, sich im Schutze der Nacht zu bewegen.

Prudence zögerte, ehe sie an die Tür klopfte. Ihr war durchaus bewusst, dass ihr Vorhaben ein gewisses Risiko in sich barg. Sie kam vom Lande und war erst kurz