: Helmut Gotschy
: Die Tote in der Blau Schwaben Krimi
: Emons Verlag
: 9783960412212
: 1
: CHF 6.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 208
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine bekannte Ulmer Kulturschaffende wird mit zertrümmertem Schädel in der Blau entdeckt - und das ausgerechnet unmittelbar vor dem 'Schwörmontag', dem wichtigsten Ulmer Stadtfest, zu dem die Touristen zu Tausenden in die Stadt strömen. Kommissar Bitterle bleiben nur wenige Tage, um den Fall aufzuklären. Doch es geschehen weitere Morde ...

Helmut Gotschy wechselte 2007 nach über drei Jahrzehnten erfolgreichen Musikinstrumentenbaus zur Schriftstellerei. Ein Stipendium ermöglichte ihm das Studium des kreativen Schreibens. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in einer ehemaligen Mühle in Süddeutschland.

Fotos, Cocktails und Avancen


Samstag, 5. Juli


Nach den hausgemachten Ravioli mit Lachsfüllung, zwei Gläsern eines bemerkenswert fruchtigen Gavi, den Dolci und einem abschließenden Espresso spürte Vera Steinle endlich wieder die Energie, die sie so lange vermisst hatte. Eine Kraft, die ihr wieder den Mumm gab, ihren kreativen Gedanken zu folgen. Sie in die Tat umzusetzen, um Graziella endlich eins auswischen zu können. Die Fotoclubs entlang der Donau machten mit, ihre Bilder waren gerade angekommen: Wasserspaß in Budapest, auf dem Balkan und in Wien. Dazu natürlich ihre eigenen Werke. Grafiker und Druckerei standen in den Startlöchern. Plakate waren gedruckt, teilweise schon gehängt, und die Zusage für die Räumlichkeiten im Haus der Begegnung war auch in trockenen Tüchern. Zu Sonderkonditionen. Auf ein paar ihrer ehemaligen Mitstreiter in Sachen Kultur konnte sie sich eben immer noch verlassen. Wenigstens das. Blieb nur noch die Aufgabe, die Fotos auszuwählen, sie vergrößern und rahmen zu lassen. Sie zahlte, gab ein ungewöhnlich üppiges Trinkgeld und verließ das Restaurant.

Der Weg auf der Stadtmauer war voll. Touristen, die üblichen Bummler und Mütter mit ihren Buggys. Wenige Meter weiter entdeckte sie einen letzten freien Tisch vor dem »Leporello«, einer Cocktailbar, und dachte: Warum nicht hier? Nach Hause kann ich immer noch. Sie nahm Platz, überflog die Karte, blieb aber wie gewohnt ihrem Geschmack treu und bestellte sich einen Melonen-Daiquiri. Während sie wartete, lehnte sie sich zurück und hob ihr Gesicht Richtung Sonne, die heute ausnahmsweise einmal wärmte. Obwohl sich donauaufwärts schon die ersten Makrelenwölkchen in ihrem tückischen Zartrosa gebildet hatten, hoffte Vera auf ein paar weitere trockene Tage. Danach fiel ihr Blick auf die zahlreichen Kräne der Großbaustelle gegenüber, die dem eh schon unansehnlichen Neu-Ulm den Rest gaben. Für einen Moment schloss sie die Augen und versuchte, die geschwollenen und schmerzenden Knöchel ihrer Hände zu ignorieren. Vergeblich, alles Reiben, alles Kneten und Massieren half nichts. Sie taten einfach weh. Vera war froh, als sie das Trinkröhrchen zwischen den Lippen hatte, und nahm einen Zug bis weit unter die Mitte. Mit dem Rest spülte sie ihre Tabletten runter. Inzwischen hatte die Dämmerung begonnen, ihr dunkles Tuch über die Stadt zu ziehen, und ein leiser Windhauch trug den Duft eines Fliederstrauches von der Donauwiese hoch. Die Mauersteine und Bodenziegel waren durch die Hitze des Tages noch aufgeheizt und verströmten eine beinahe schon mediterrane Atmosphäre. Dazu das Geplauder und Gelächter ringsum, lauter fröhliche Menschen in Sommerlaune. Einzig ein paar Raser und Motorräder, die über die Herdbrücke donnerten, störten diese Idylle.

Nachdem sie den zweiten Daiquiri bestellt hatte, zog sie ihr Tablet aus der Tasche, rückte die Brille zurecht und wischte durch die Fotos.

Budapest. Im Hi