: Erika Urban
: Emma Roth& die schöne Leich
: Emons Verlag
: 9783960412045
: 1
: CHF 6.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 192
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wien stöhnt unter der Sommerhitze, als eine unbekannte Tote an den Strand des Gänsehäufels gespült wird. Polizeimajorin Emma Roth muss trotz Liebeskummer und heftigem Kater die Ermittlungen übernehmen. Bald entdeckt sie einen Zusammenhang mit einer zwielichtigen Schönheitsklinik. Was hat der smarte Chefarzt zu verbergen? Zur selben Zeit meldet sich ein alter Bekannter zurück: Der Handkiller zieht eine blutige Spur durch Wien. Wird Emma ihn aufhalten können?

Erika Urban verdiente sich ihr Geld als Kellnerin und Texterin, bis sie mit dem Schreiben begann. Obwohl sie inzwischen in München lebt, ist ihr Wien, der Schauplatz ihrer Krimis, immer eine Heimat geblieben. Sie liebt Reisen, Berge, gutes Essen und Wein.

ZWEI

Wie in Trance beobachtete Emma den dünnen schwarzen Strahl, der aus dem Kaffeesieb der Espressomaschine in ihre Tasse lief. Der Tag hatte schlecht begonnen. Nach einer unruhigen Nacht mit verstörenden Träumen hatte Rotten sie wach geklingelt und mit wichtigem Ton in der Stimme ins Büro bestellt. Emma war zu müde gewesen, um ihn in seine Schranken zu weisen. Warum ließ sie sich von diesem Arschkriecher mit Profilneurose etwas befehlen?

Die Stimmung im Team war schon seit Längerem angespannt. Rotten ärgerte es, dass Emma als Abteilungschefin immer Malin und Musch mit an den Tatort nahm. Für ihn waren die beiden lediglich Büroangestellte, an einem Tatort hatten sie nichts zu suchen. Emma sah das anders. Auch wenn Malin offiziell nur als Sekretärin für sie arbeitete, besaß sie ein feines Gespür und eine bewundernswerte Menschenkenntnis. Zusammen mit Musch, der ein Ass am Computer war, hatte sie Emma bereits bei vielen Ermittlungen geholfen – mehr als der selbstverliebte Rotten, davon war Emma überzeugt.

Als Emma im Büro ankam, hatte sie Rottens Zurufe, er müsse mit ihr sprechen, einfach ignoriert und zielstrebig ihre Kaffeemaschine angepeilt.

Über die Tote vom Strandbad gab es noch nichts Neues. Sie hatte nichts bei sich getragen, was einen Hinweis auf ihre Identität gegeben hätte. Auch im Abgängigen-Register für vermisste Personen, das Musch sofort durchstöbert hatte, war sie nicht aufgeführt. Möglich, dass ihr Verschwinden noch nicht gemeldet worden war. Vielleicht würde im Lauf des Nachmittags noch die passende Vermisstenanzeige hereinflattern.

Die Kaffeemaschine surrte laut, dann verstummte sie. Emma nahm sich den Espresso und ging ans Fenster. Während sie sich eine Zigarette anzündete, ließ sie den Blick über die Dächer der Stadt gleiten. Seit dem letzten Sommer, als sie mit ihrem Team einen medienträchtigen Entführungsfall aufgeklärt hatte, war viel in ihrem Leben passiert. Sie hatte sich in Tom, einen Universitätsdozenten, verliebt, war zuerst mit ihm in Urlaub gefahren und dann bald bei ihm eingezogen, ohne jedoch ihre alte Wohnung aufzugeben. Eine Vorahnung?

Es hatte funktioniert. Sie hatte funktioniert wie noch nie zuvor und dabei ihren persönlichen Beziehungsrekord aufgestellt. Im Nachhinein erkannte Emma nun, wie glücklich sie eigentlich gewesen war. Aber es war alles anders gekommen.

Letzten Monat waren sie nach Venedig gefahren. Für Emma ein ganz normaler Kurzurlaub. Hätte sie geahnt, was dort passieren würde, sie wäre lieber daheimgeblieben. Eines Abends war Tom, mitten in einer bierseligen Studenten-Bar an der Piazza Margherita, plötzlich auf die Knie gegangen und hatte um ihre Hand angehalten. Obwohl Emma völlig überrumpelt gewesen war, hatte sie die Antwort sofort gewusst. Ihr »Nein« hatte ihn tief getroffen. Am nächsten Tag war er still abgereist und hatte sie in der Lagunenstadt allein zurückgelassen. Seitdem herrschte Funkstille.

Emma seufzte. Sie hat