: Hannah Corvey
: Heidelberger Wasser
: Emons Verlag
: 9783960411819
: 1
: CHF 7.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 288
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Mord an einer jungen Frau scheint schnell aufgeklärt, als die Kommissare Klara Haag und Sebastian Langer den Freund der Toten erhängt im Heidelberger Forst auffinden. Alles deutet darauf hin, dass sich der Mann nach dem Mord an seiner Freundin das Leben genommen hat. Doch Klara und Sebastian hegen Zweifel. Als sie einen weiteren Toten im unterirdischen Versorgungstunnel unter dem Gelände der Universitätsklinik finden, werden ihre schlimmsten Befürchtungen wahr . . .

Hannah Corvey stammt aus einem kleinen Ort an der Mosel. Sie studierte Anglistik und Französische Philologie in Trier, absolvierte ein Verlagsvolontariat und promovierte in Sprach- und Übersetzungswissenschaft. Nach Stationen in Nancy, Frankfurt und München lebt und arbeitet sie seit 2001 in Heidelberg.

Kriminaldirektor Conrad war bester Laune. Er hatte die Besprechung für zehn Uhr angesetzt und als »Abschlussbesprechung« bezeichnet. Ein höchst erfreulicher Montagmorgen, ein glänzender Start in die Woche.

Über das Wochenende, das für Klara ruhig noch ein paar Tage länger hätte dauern können, waren weitere Analyseergebnisse der Kriminaltechnik zusammengekommen. Nun saßen die Ermittler wieder in dem Besprechungsraum auf der Wache, und Conrad eröffnete die Sitzung, indem er den Sachstand vom vergangenen Freitag kurz wiederholte. Dabei bestand wohl bei keinem der Ermittler die Gefahr, diesen bereits vergessen zu haben.

Dann gab Conrad dem anwesenden Kollegen aus der Kriminaltechnik das Wort. Michael Knaub. Klara erinnerte sich nur zu gut. Als sie frisch im Dienst gewesen war, hatte er sie unverhohlen angemacht. Er war nicht der Einzige gewesen, aber er hatte sich durch eine besondere Hartnäckigkeit hervorgetan. Zwischenzeitlich war sein Haar dünner geworden, sein Bauch dicker und seine damalige Freundin seine Ehefrau.

Knaub stand auf, ging nach vorn und griff nach einem der Stifte, die auf der Ablage unterhalb der Wandtafel lagen.

»Punkt eins: Strangmaterial an Dennis Scharfs Händen.« Er schrieb die Wörter an die Tafel, der Stift quietschte. »Bei Suiziden durch Erhängen geht die Kriminaltechnik gemeinhin davon aus, dass sich Strangmaterial an den Händen des Toten findet. Das Knoten und Befestigen des Strangs hat unweigerlich zur Folge, dass mikrofeine Fasern des Seils an der Hautoberfläche der Hände verbleiben.«

Knaub machte eine Kunstpause und sah in die Runde.

»Lass mich raten …«, flüsterte Harald mit nikotinschwangerem Atem Klara zu.

»Wir konnten eindeutig Fasern eines Hanfseils an den Händen des Toten sicherstellen, nach der kriminaltechnischen Analyse handelt es sich hierbei aller Wahrscheinlichkeit nach um Fasern des Seils, mit dem sich Dennis Scharf erhängt hat.«

Conrad brummte zustimmend. Er saß am Kopfende der u-förmig angeordneten Tische und hatte einen sehr zufriedenen Gesichtsausdruck.

»Punkt zwei«, fuhr Knaub fort, »Fasern an der Weinkiste, die Dennis Scharf offenbar als Aufstiegshilfe beim Suizid nutzte.« Er ergänzte ein paar Wörter an der Tafel. »Wir fanden hier Fasern, die höchstwahrscheinlich von der Jeans des Opfers … äh, des Dennis Scharf stammen.« Anscheinend war »Opfer« nicht der passende Begriff, wenn das Opfer auch Täter war.

Harald räusperte sich und fragte: »Henner noch annere Spure aahn dere Kischt g’funne?« Eine sprachliche Herausforderung für alle Zugereisten. Das macht der mit Absicht, dachte Klara.

Einen Augenblick lang zögerte Knaub, dann antwortete er: »In der Tat fanden sich einige andere Faserspuren. Aber das ist ja wohl nicht ungewöhnlich bei einer gebrauchten Weinkiste.«

Kriminaldirektor Conrad nickte und warf Harald einen Blick zu, der nur bedeuten konnte: Ausgerechnet du solltest das doch wissen