: Jutta Mehler
: Milchreis Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960412137
: 1
: CHF 6.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 208
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dunkle Wolken ziehen über dem malerischen Städtchen Rattenberg in Österreich auf. Die Leiterin der Schlossbergspiele liegt tot am Ufer der Inn, und der Ort droht zum Spielball in den Händen von Verbrechern zu werden. Als plötzlich auch noch Sprudel spurlos verschwindet, stößt Fanni an ihre Grenzen. Wird es ihr dennoch gelingen, den Schurken das Handwerk zu legen?

Jutta Mehler, Jahrgang 1949, hängte frühzeitig das Jurastudium an den Nagel und zog wieder aufs Land, nach Niederbayern, wo sie während ihrer Kindheit gelebt hatte. Seither schreibt sie Romane und Erzählungen, die vorwiegend auf authentischen Lebensgeschichten basieren, sowie Kriminalromane.

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»Allein bin ich weniger einsam.« Fanni biss sich auf die Lippen. Zu spät. Es war gesagt, und es traf zu.

Die Tür fiel ins Schloss. Sprudels Schritte entfernten sich.

Du wirst schnell merken, wie einsam du ohne ihn bist! Du hast sie doch nicht alle!

So ist es, dachte Fanni.

Sie trat ans Fenster ihres Hotelzimmers und schaute auf die Straße hinunter. Sprudel bog gerade in den kleinen Fußgängertunnel ein, der ihn ans Ufer des Inn führen würde. Ein kleines Stück flussabwärts würde er die Brücke überqueren, die Kramsach mit Rattenberg verband, an der Spitalskirche vorbeigehen und auf den Schlossberg zuhalten.

Du könntest ihn noch einholen!

Fanni setzte sich aufs Bett.

Herrgott noch mal! Willst du wirklich dumm herumsitzen, während Sprudel sich mit Rattenbergs Kulturbeauftragten trifft, die aussieht wie Liz Taylor zu ihren Glanzzeiten, klug und gewandt ist und offenbar Bemerkenswertes zu berichten hat?

Fanni straffte sich und stand auf. Ich werde den Inn entlanggehen – flussaufwärts.

He! So war das nicht gemei…

Fanni achtete nicht mehr auf die Gedankenstimme. Sie schlüpfte in ihre Sportschuhe, griff nach ihrer Jacke, und gleich darauf fiel erneut die Tür ins Schloss.

Als sie auf die Straße trat, wurde ihr klar, dass sie keine Jacke brauchen würde, selbst wenn sie bis tief in die Nacht draußen bleiben wollte. Der diesjährige Sommer wartete bereits mit der dritten Hitzewelle auf. Die Mittagstemperaturen lagen weit über dreißig Grad, abends kühlte es kaum ab. Die Presse brachte die für Hitzeperioden üblichen Schlagzeilen, die sich langsam, aber sicher abdroschen: »Bauern erleiden Ernteeinbußen« – »Gletscher schmelzen« – »Blow-ups auf den Autobahnen«.

Sieben Uhr abends, dachte Fanni nach einem Blick auf ihre Armbanduhr, und wohl immer noch an die dreißig Grad warm.

Man glaubt sich im süditalienischen Apulien anstatt im Nordtiroler Alpbachtal!

Fanni blieb stehen und ließ den Blick über die Berggipfel wandern, die ringsum Zacken in den knallblauen Himmel schnitten. Um einige besonders markante Gipfel hatten sich kleine weiße Wölkchen gebildet.

Wie Brautkränze, die vom Himmel auf sie heruntergeschwebt sind.

Fanni schüttelte sich, als käme sie aus einem Regenguss. Seit wann hatte ihre Gedankenstimme lyrische Anwandlungen?

Verkrampft, verbissen, verklemmt! Mach dich mal locker! Schau dich weltoffen um! Siehst du, wie Rattenbergs malerische Kulisse im späten Sonnenlicht glänzt?

Und wie der Inn seine lehmige Brühe daherwälzt?, hielt Fanni dagegen. Unmengen von Gletscherwasser rauscht hier vorbei – aus den Ötztaler Alpen, den Stubaiern, den Zillertalern