: Olaf Maly
: Wiesnblues Eine Kommissar Wengler Geschichte
: BookRix
: 9783748774747
: 1
: CHF 4.00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 258
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Wenn in München Wiesn ist, was eigentlich Oktoberfest heißen soll, findet man Herbert Wengler bei seiner Cousine in Aschau. Und das schon seit vielen Jahren. Normalerweise ist es auch eine gemächliche Zeit für die Münchener Polizei. Außer den üblichen Auseinandersetzungen natürlich, die sich um diese Zeit ein wenig häufen, was mit dem Konsum von Alkohol verbunden ist. Aber die gehen meistens relativ glimpflich aus, und die Kontrahenten landen, wenn überhaupt, gerade einmal im Krankenhaus. Bis auf zwei auswärtige Bedienungen, die auf mysteriöse Weise in ihren jungen Jahren das Zeitliche segnen müssen. Das wiederum nötigt den Kommissar, seinen Aufenthalt in Aschau um einen Tag zu verkürzen, was er selbstverständlich nur unter Protest tut. Wie meistens, so stehen Herbert Wengler und Armin Staller wieder vor einem Rätsel, das sich langsam, aber sicher durch Akribie und Hartnäckigkeit des Kommissars wie von selbst löst.

Kapitel 1


Eines war so sicher wie das Amen in der Kirche. Wenn in München Wies‘n war, was eigentlich Oktoberfest heißen soll, war Herbert Wengler bei seiner Cousine in Aschau. Und das schon seit vielen Jahren. Es war eine ruhige Zeit, dort draußen auf dem Land, da die meisten eben in München zum Dauerbesäufnis waren. Es gab natürlich auch Leute, die von dort aus in die Stadt fuhren. Eine S-Bahn nahm sie morgens dorthin mit und brachte sie spät abends wieder nach Aschau. Die Bahn fuhr eigentlich jeden Tag, also nicht nur zur Wies‘n, aber um diese Zeit war sie immer ein bisschen voller als normal. Und sie fuhr später nach Hause. Auch war sie lauter, wegen denen, die immer noch die Lieder sangen, die sie gerade im Bierzelt gelernt hatten. Es waren einfache Lieder. Zwei Sätze. Die konnte man gut behalten. Fast zwei Stunden dauerte das Vergnügen, sich mit den Betrunkenen einen Platz zu teilen und durch das bayerische Oberland zu reisen. Die meisten sahen allerdings nichts von der Schönheit der Landschaft, wenn sie wieder Richtung Süden fuhren, da es erstens dunkel war und sie zweitens die Augen nicht mehr aufbekamen.

Das galt für die Leute, die in der Gegend wohnten oder sich ein Zimmer gebucht hatten, da Unterkünfte in München entweder nicht zu haben oder so teuer waren, dass man sich dafür eine Reise in die Seychellen hätte leisten können. Mit Sonne, weißem Sandstrand und einer leichten Brise vom Meer, die ein bisschen Kühlung brachte, wenn man im Liegestuhl seinen Cocktail schlürfte. Aber nein, diese Leute mussten in stinkende Bierzelte gehen, warmes Bier in sich hineinschütten, mit den anderen grölen, bis die Stimme versagte und fröhlich auf den Tischen tanzen. Sie wollten unbedingt ihr schwer verdientes Geld in Bier und verbrannten Schweinebraten umsetzen und dabei immer wieder Prosit singen, bis ihnen der Maßkrug aus der Hand fiel und sie selbst in sich zusammenbrachen. Dann fand man sie hinter dem Zelt, wo sie sich, mit einer Han