: Pete Hackett
: Trevellian und die Endabrechnung: Action Krimi
: Alfredbooks
: 9783745223897
: 1
: CHF 2.40
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 130
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Krimi von Pete Hackett Der Umfang dieses Buchs entspricht 122 Taschenbuchseiten. Der Präsident beschließt, an der der Beisetzung eines ermordeten Senators teilzunehmen; trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wird auf ihn geschossen. Auch der FBI-Agent Clive Caravaggio wird angeschossen, und plötzlich stellt sich die Frage, wer eigentlich das Ziel sein sollte. Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker finden eine verschlungene Spur, aber der Täter bleibt vorerst im Dunkeln.

2


Mr. McKee schaute ausgesprochen ernst drein. »Bitte, setzen Sie sich«, forderte er Milo und mich auf, Platz zu nehmen. Wir ließen uns an dem kleinen Besprechungstisch nieder. Der Assistant Director kam zu uns und setzte sich ebenfalls. »Gestern Abend wurde Senator Jack Cochren ermordet.« Die Worte fielen wie Hammerschläge.

Ich prallte regelrecht zurück. »Er – wurde – ermordet?«, entrang es sich mir.

Der Chef nickte. »Erschossen. Vor dem Haus einer Miss Claire Roberts in Queens.«

»Warum sind die Nachrichten nicht voll davon?«, fragte Milo etwas befremdet.

»Es wurde eine Nachrichtensperre verhängt. Die Medien sollen im Rahmen einer Pressekonferenz unterrichtet werden.«

»Gibt es irgendwelche näheren Erkenntnisse?«, wollte Milo wissen.

Der Chef schüttelte den Kopf. »Sein Chauffeur lud den Senator gegen zweiundzwanzig Uhr vor dem Haus ab und sollte ihn um Mitternacht wieder abholen. Der Mörder muss einen Schalldämpfer benutzt haben, denn in der Nachbarschaft hörte niemand einen Schuss.«

»Ein politischer Hintergrund?«, sagte ich fragend.

»Möglich. Es gab nach ersten Erkenntnissen keine Hinweise, dass ein Anschlag auf ihn geplant war. Es gibt auch noch kein Bekennerschreiben. Der Fall wurde dem FBI übertragen. Ich betraue Sie beide damit. Bei Ihnen weiß ich ihn in guten Händen. Noch etwas, Gentlemen: Es ist zu erwarten, dass der Präsident zur Beerdigung des Senators kommt. Sie werden – zusammen mit ein paar anderen Kollegen – auch die Aufgabe zugeteilt bekommen, ihn zu beschützen. Also bereiten Sie sich darauf vor.«

Wir kehrten in unser gemeinsames Büro zurück, ich rief beim Police Department an und hatte gleich darauf Harry Easton, den Leiter der Mordkommission, an der Strippe. Wir nannten ihn nur Cleary, weil er sich immer damit brüstete, dass seine Leute jeden Mord im Big Apple zu klären im Stande waren. Der Leiter der Mordkommission war manchmal ein ziemlich mürrischer Zeitgenosse. Das lag aber nicht daran, dass er etwas gegen uns G-men oder das FBI gehabt hätte. Es lag mehr am Frust, der entsteht, wenn man Tag für Tag nur mit Mord und Totschlag zu tun hat.

»Guten Morgen, Harry«, sagte ich. »Der Assistant Director hat Milo und mir den Fall Cochren übertragen. Was kannst du uns zu der Sache sagen?«

Cleary machte »hm«, dann erwiderte er: »Es gibt kaum Spuren – und wenn ich kaum sage, dann ist das noch übertrieben. Jemand schoss dem Senator aus nächster Nähe eine Kugel zwischen die Schulterblätter, als er auf dem Weg zu Claire Roberts‘ Haus war.«

»Das heißt also, dass ihn jemand dort erwartet hat.«

»Sieht so aus.«

»Was wollte er bei Miss Roberts?«

»Dreimal darfst du raten. Claire Roberts ist eine attraktive, alleinstehende Frau von fünfunddreißig Jahren, und wenn ein Mann wie der Senator sie besucht, dann tut er das nicht, um mit ihr über Politik zu sprechen.«

»Derjenige, der den Senator erwartet hat, muss von jemandem einen entsprechenden Tipp bekommen haben.«

»Nur der Chauffeur und Miss Roberts wussten Bescheid«, knurrte Cleary. »Wir haben beide vernommen. Keiner will mit irgendjemandem über den Besuch des Senators bei Miss Roberts gesprochen haben.«

»Also keine Erkenntnisse«, konstatierte ich.

»Womit du den Nagel auf den Kopf triffst.«

»Sag mir die Adressen von Miss Roberts und dem Chauffeur«, bat ich, schnappte mir ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber und schrieb mit, während Cleary diktierte. Schließlich bedankte ich mich, verabschiedete mich und legte auf. »Fahren wir erst nach Queens zu Claire Roberts«, sagte ich. »Dann besuchen wir Stan Hooker, den Chauffeur.«

Milo war einverstanden mit der Reihenfolge. Wir benutzten die Williamsburg Bridge, um auf die andere Seite des East River zu gelangen, und fuhren dann auf dem Interstate Highway 495 nach Osten.

Das Haus der Lady lag in der 232nd Street in Queens. Es war am Rand einer riesigen Parkanlage errichtet. Gewiss eine sehr teure Wohngegend, was darauf schließen ließ, dass die Frau nicht unvermögend war. Diesen Schluss ließ auch das Haus selbst zu. Es lag inmitten eines großen Grundstücks, das von hohen Hecken begrenzt wurde. Das Gartentor war verschlossen, ebenso die Pforte daneben. Ich läutete. Gleich darauf erklang es aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage: »Wer ist draußen?«

»Die Special Agents Tucker und Trevellian vom FBI New York.«

»Einen Moment, bitte.«

Ein Summen war zu hören. Ich drückte leicht gegen die Pforte, und sie sprang auf. Vor uns lag ein Plattenweg, der zur Haustür führte, und der durch eine lange Rosenrabatte von der geteerten Zufahrt abgetrennt war. Es war Ende März, und die Rosenstauden trieben bereits aus.

An der Haustür wurden wir erwartet. Es war eine blondhaarige Frau, Mitte der dreißig, ausgesprochen gepflegt und attraktiv. Allerdings sah sie ein wenig mitgenommen aus. Ihre Augen waren gerötet und verquollen. Man konnte ihr ansehen, dass sie viel geweint hatte in den vergangenen Stunden.

»Mistress Roberts?«, fragte ich.

»Ja. Bitte, treten Sie ein.«

Sie geleitete uns ins gediegen eingerichtete Wohnzimmer und bot uns Sitzplätze an. Als wir saßen, sagte sie: »Es ist alles so schrecklich und übersteigt mein Begriffsvermögen. Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Jack war doch so ein guter Mensch.«

»Sie werden verstehen, dass wir einige Fragen an Sie haben, Miss Roberts«, begann ich vorsichtig.

»Ich habe Ihren Kollegen von der Mordkommission schon alles gesagt, was ich wusste. Das war nicht viel.«

»Erzählen Sie es uns.«

Für einen Moment wurde sie von ihren Gefühlen überwältigt. Sie schlug beide Hände vor das Gesicht und schluchzte. Ihre Schultern zuckten.

Milo und ich wechselten einen schnellen Blick. Geduldig warteten wir, bis sie ihre psychische Not überwunden hatte, dann forderte ich sie noch einmal auf, uns alles zu erzählen, was sie wusste.

Es war in der Tat nicht viel. Der Senator wollte sie um 22 Uhr besuchen kommen. Sie habe auf ihn gewartet. Als er um 22 Uhr 15 noch immer nicht eingetroffen war, habe sie versucht, ihn telefonisch zu erreichen. Er meldete sich nicht. Also habe sie Stan Hooker, den Chauffeur angerufen. Der habe in einem Café gesessen und ihr erklärt, dass der Senator kurz vor 22 Uhr bei ihr eingetroffen sei. Da sie befürchtete, dass ihm vielleicht schlecht geworden und er auf Hilfe angewiesen sei, habe sie draußen nachgesehen. Und da habe sie ihn beim Gartentor gefunden.

Wir wollten nicht wissen, was den Senator veranlasst hatte, sich mit ihr zu treffen. Ich fragte sie, ob der Senator ihr vielleicht erzählt habe, dass er bedroht werde. Sie verneinte.

Dann sagte sie: »Die Zeitungen werden es sicher ganz groß heraus bringen, Special Agents. Ich war Jacks Geliebte. Er und seine Frau haben sich auseinandergelebt, ihre Ehe bestand nur noch auf dem Papier. Dabei ging es keinem von uns um ein flüchtiges Liebesabenteuer. Wir haben uns wirklich geliebt.«

Fast trotzig schaute mich die Frau an.

»Haben Sie mit jemandem darüber gesprochen, dass der Senator Sie um zweiundzwanzig Uhr besuchen kommt?«, fragte Milo nach einer kurzen Spanne des betretenen Schweigens.

»Nein, mit niemandem.«

Mehr war nicht zu erfahren.

Als wir im Sportwagen saßen und wieder in Richtung Westen fuhren, sagte Milo: »Wir sollten uns auch mal mit der Ehegattin des Senators unterhalten.«

»Hast du sie im Verdacht?«

»Immerhin ist sie eine gehörnte...