Dreizehn
Laurel gibt dem jungen Mädchen, das ihr die Haare gewaschen hat, eine Zwei-Pfund-Münze. »Vielen Dank, Dora«, sagt sie mit einem freundlichen Lächeln.
Dann gibt sie der Friseurin eine Fünf-Pfund-Note und sagt: »Danke, Tania, die Frisur sieht toll aus, wirklich. Lieben Dank.«
Ein letztes Mal betrachtet sie ihr Aussehen in der Spiegelwand, dann verlässt sie den Salon. Ihre Haare sind schulterlang, blond, schwungvoll und glänzend. Ihre Haare sind das genaue Gegenteil von dem, was darunter liegt. Wenn jemand für achtzig Pfund ihrer Psyche eine schwungvolle, glänzende Politur verpassen würde, sie würde es machen. Und sie würde viel mehr Trinkgeld als eine Fünf-Pfund-Note geben.
Es ist ein windiger Herbstnachmittag. Ihre Haare fühlen sich so leicht wie Seide an, wenn sie um ihren Kopf wippen. Es ist schon spät, sie ist hungrig und beschließt, mit dem Essen nicht bis zu Hause zu warten. Sie geht in ein Café drei Häuser von ihrem Friseursalon entfernt und bestellt sich einen Käsetoast und einen entkoffeinierten Cappuccino. Sie isst schnell, der Käse zieht kaugummiartige Fäden, die reißen und an ihrem Kinn kleben bleiben. Sie hat gerade eine Papierserviette vor dem Mund, als ein Mann hereinkommt.
Er ist normal groß, normal gebaut, um die fünfzig. Seine Haare sind kurz geschnitten, graue Schläfen, Geheimratsecken, auf dem Kopf dunkler. Er trägt eine gute Jeans und ein hübsches Hemd, Schnürschuhe, eine Schildpattbrille: genau die Sachen, die auch Paul tragen würde. Und auch wenn ihre Gefühle für Paul kompliziert und schrecklich verwirrend sind, muss sie ihm doch zugestehen, dass er immer gut aussieht.
Überrascht stellt sie fest, dass sie den Mann in der Tür beinahe anhimmelt. Er hat etwas Besonderes an sich: eine leichte Arroganz und ein gewisses Funkeln in den Augen. Sie beobachtet ihn, während er sich an der Theke anstellt, und betrachtet ihn genauer: ein flacher, weicher Bauch, schöne Hände, ein leicht abstehendes Ohr. Er sieht nicht im herkömmlichen Sinne gut aus, er wirkt wie ein Mann, der sich mit seinen physischen Nachteilen abgefunden hat und ganz und gar auf seine Persönlichkeit konzentriert ist.
Er bestellt ein Stück Möhrenkuchen und einen schwarzen Kaffee – sein Akzent ist schwer einzuordnen, vielleicht amerikanisch, oder er ist ein Ausländer, der Englisch von Amerikanern gelernt hat –, dann trägt er Kaffee und Kuchen zu dem Tisch direkt neben ihrem. Laurel verschlägt es den Atem. Er scheint nicht bemerkt zu haben, dass sie ihn beobachtet hat, und setzt sich direkt neben sie, dabei sind fast alle Tische im Café frei. Panik überkommt sie, denn sie glaubt, unbewusst, unbeabsich