Kapitel 2
Hannah
Mein Herz raste und meine Hände zitterten, als ich mich auf die Couch fallen ließ und mir die Decke bis über die Schultern zog. Ich achtete darauf, langsam und gleichmäßig zu atmen, und hoffte, dass es aussehen würde, als wäre ich über der Arbeit eingeschlafen. Dann hätte er keinen Grund, wütend auf mich zu sein.
Nicht, dass Jace einen Grund brauchte, um auszurasten.
Seine Absätze klapperten auf der Treppe, während er zu unserer Wohnung hinaufstieg. Ich hatte völlig die Zeit vergessen. Wieder einmal. Das passierte mir viel zu oft, wenn ich mit Badger zockte. Iron Badger – für einen Gamer war das ein ganz schön alberner Name. Anfangs hatte ich ihn nur scherzhaft so genannt, aber irgendwann hatte er den Spitznamen für seinen Avatar übernommen. Der Typ war echt krass. Er war hart wie Stahl, gab nie auf und war immer auf Zack, eben ein echter Badger. Cool bis zum Abwinken. Das liebte ich an ihm.
Jace’ Schlüssel klirrten, als er aufsperrte.Tief durchatmen, Hannah. Ich konzentrierte mich darauf, meine Gesichtsmuskeln zu entspannen, damit er ja nicht auf die Idee kam, ich sei noch wach. Im Idealfall nahm er an, dass ich über der Arbeit eingeschlafen war, und ging gleich ins Bett. Allein.
Schlimmstenfalls weckte er – wieder einmal – die Nachbarn mit seinem Gebrüll.
Die Tür fiel ins Schloss, und seine Schritte näherten sich. Ein paar angespannte Sekunden später hörte ich, wie sein Pistolenholster auf dem Esstisch landete.
Ich war mir ganz sicher, dass das Absicht war. Er wollte sehen, ob ich zusammenzuckte. Oder mich daran erinnern, dass er eine Waffe besaß – was gar nicht nötig war, da ich mir dessen nur zu bewusst war. Ich vergaß keine Sekunde, dass Jace Polizist war, was mein Leben erheblich verkomplizierte.
Mein Rücken versteifte sich, als er auf die Couch zukam. Was machte er? Würde er mich in Ruhe lassen? Oder würde er mich wecken? War das ein Test? Vielleicht starrte er mich ja bereits eindringlich an und lauerte bloß darauf, dass ich blinzelte.
Ruhig bleiben, Hannah. Er wird zu Bett gehen. Keine Sorge.
Jace’ Schritte gingen an der Couch vorbei, und wenig später hörte ich, wie die Badezimmertür geschlossen wurde.
Ich atmete tief aus. Mein Nacken schmerzte von der Anspannung. Ich versuchte, mich zu entspannen. Es war spät. Ich brauchte meinen Schlaf.
Minuten später öffnete sich die Badezimmertür wieder. Durch die geschlossenen Augenlider sah ich, wie das Licht ausging. Jace’ Schritte verklangen. Er war ins Schlafzimmer gegangen.
Gott sei Dank.
Ich drehte mich auf die andere Seite, zog die Decke zurecht und dachte wieder an Badger. Spielte er noch? Lief er gerade weiter in Richtung der Berge? Hatte er sich vielleicht mit jemand anders zusammengetan? Es war kindisch, wie eifersüchtig mich allein der Gedanke machte, er könne mit jemand anders als mir zocken. Ich hatte kein Recht dazu. Er war nur ein Typ, mit dem ich gelegentlich zockte, mehr nicht.
Nein, das war gelogen. Badger war weit mehr für mich als irgendein Zocker-