Prolog
Der Abend vor Mittsommer, 1985
Kylämäki
Das Abendessen war einigermaßen glimpflich abgelaufen. Vater hatte entspannt gewirkt, sich über die Grillimakkara gefreut. Zu den deftig-fettigen Würsten hatte es einen frischen Salat gegeben, Schmandkartoffeln und selbst gebackenes Brot, bei dessen Zubereitung seine Schwester Isla hatte mithelfen dürfen.
Sie hatte so glücklich wie lange nicht mehr gewirkt. Die winzig kleinen Hände bis zu den Ellbogen in dem klebrigen Teig vergraben, hatte sie ausgelassen gelacht und es genossen, dass Mutter ihr während des Backens ein Märchen erzählte. Er seufzte. Der Nachmittag war einfach wundervoll gewesen, harmonisch und friedvoll, bis zu dem Zeitpunkt, als Vater nach Hause gekommen war. Er hatte über seine Kollegen gewettert, über deren Unfähigkeit und dabei sichtlich unzufrieden, beinahe aggressiv gewirkt. Augenblicklich war auch Islas Stimmung umgeschlagen. Das kleine Mädchen hatte sich innerhalb von Sekundenbruchteilen in ihr Innerstes zurückgezogen und den Spaß daran verloren, sich von Mutters ausgedachten Geschichten verzaubern zu lassen, geschweige denn, bei der Fertigstellung des Essens zu helfen. Stattdessen war sie quengelig geworden, sodass Mutter ihn nur ansehen brauchte, damit er wusste, was zu tun war. Blitzschnell hatte er Isla bei der Hand genommen, sie ins Bad gebracht und ihr die Hände sauber gemacht, sie anschließend mit in sein Zimmer genommen und sie mit einem Brettspiel abgelenkt. Doch entgegen seiner Erwartung hatte es diesmal kein Gezeter gegeben. Es war still in Haus und Garten geblieben, beinahe friedlich und fast hätte man meinen können, der ein paar Tage zurückliegende und extrem handfeste Streit seiner Eltern entspränge lediglich seiner Fantasie oder allenfalls einem ziemlich realen Albtraum. Einzig die Tatsache, dass das Gesicht seiner Mutter rund um Mund und Nase angeschwollen war und sich violett bis blauschwarz verfärbt hatte, erinnerte ihn daran, dass nichts von alledem nur Einbildung war.
Vater hatte mal wieder die Beherrschung verloren und Mutter verprügelt, weil sie ihm sowohl widersprochen als auch gemaßregelt hatte, als er die langen blonden Haare von Isla als unpraktisch bezeichnete. Mit verkniffenem Gesichtsausdruck stieß er hervor, dass er die Schnauze voll davon habe, dass Islas lange Haare den Abfluss verstopften und überall im Haus herumlagen. Dies sei ekelhaft und widerlich, so wie alles an dem Kind.
Auch jetzt noch, Tage später, sah er Mutters panisches Gesicht vor sich, als Vater mit der Schere auf Isla zutrat und sie an ihren fröhlichen wippenden Zöpfen packte.
Mutter hatte versucht, ihm die Schere zu entreißen und sich lautstark dagegen gewehrt, dass er der Kleinen die Haare abschnitt, doch am Ende hatte – wie immer – der Stärkere gewonnen. Jetzt erinnerte die Frisur seiner Schwester an ein gerupftes Huhn und das Gesicht seiner Mutter an einen Preisboxer.
Alles nur, weil sie versucht hatte, ihn davon abzuhalten, in seiner Raserei Isla zu verunstalten.
Als er vorhin gemeinsam mit ihr in die Küche gekommen war, wo Vater und Mutter bereits am gedeckten Tisch saßen, hatte Vater irgendwie amüsiert gewirkt und das Gesicht