: Max Bentow
: Rotkäppchens Traum Thriller
: Goldmann
: 9783641219772
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 400
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als Annie Friedmann wieder zu Bewusstsein gelangt, ist sie zutiefst verstört. Warum liegt sie in einem Wald, unter Laub verborgen? Wie ist sie hierher gekommen, und warum klebt Blut an ihrem roten Mantel? Ihre Erinnerung ist wie ausgelöscht, sie weiß nur, dass sie namenlose Angst hat. Alles wird immer rätselhafter, als sie herausfindet, dass sie sich in einem kleinen Ort in der Nähe von Ulm befindet - eine Gegend, die ihr gänzlich unbekannt ist. Und warum behauptet ein ihr fremder Mann, eine Liebesbeziehung mit ihr zu haben? Annie macht sich auf die verzweifelte Suche nach der Wahrheit. Und was sie entdeckt, droht ihr ganzes Leben zu zertrümmern ...

Max Bentow wurde in Berlin geboren. Nach seinem Schauspielstudium war er an verschiedenen Bühnen tätig. Für seine Arbeit als Dramatiker wurde er mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet. Seit seinem Debütroman »Der Federmann« hat sich Max Bentow als einer der erfolgreichsten deutschen Thrillerautoren etabliert, alle seine Bücher waren große SPIEGEL-Bestsellererfolge.

ZWEI


Sie erwacht aus einem kurzen Schlaf. Wo ist sie? Sie hebt den Kopf, verwelkte Blätter gleiten von ihr herab. Nebel wabert aus dem Tal herauf, das Morgenlicht wirft lange Schatten. Sie hat die Arme um ihren Körper geschlungen, die rote Kapuze ihres Mantels ist tief in ihr Gesicht gezogen. Ihre Glieder sind klamm. Sie bewegt die Zehen, bis allmählich ein Gefühl in sie zurückkehrt. Ihr ist so kalt, dass ihre Zähne aufeinanderschlagen.

Sie ist einen halben Meter tief eingegraben, nun arbeitet sie sich langsam aus der Senke hervor. Plötzlich macht sie eine Bewegung aus, ganz in der Nähe. Sie zuckt zusammen. Instinktiv hält sie den Atem an.

Sie wendet den Kopf und erschrickt. Etwas starrt sie an. Gelbe Augen, direkt vor ihr. Sie zieht den Regenmantel noch enger um sich.

Es ist ein Tier. Atemwolken stieben aus seinen Nüstern. Ein großes Tier, das sie für einen Wolf hält. Silberne Streifen im dunkelgrauen Fell, dampfend seine schwarze Schnauze. Die Nackenhaare aufgestellt, die Ohren gespitzt. Langbeinig, der Schwanz halb erhoben. So steht er da und stiert sie an.

Sie überlegt, was sie tun soll. Innehalten oder aufspringen und wegrennen?

Gibt es Wölfe in dieser Gegend? Wie ist sie hierhergeraten?

Schützend hält sie sich die Hände vors Gesicht. Ihr Blick fällt auf die blutigen Schlieren auf ihren Ärmeln. Das Tier knurrt, offenbar hat es das Blut gewittert.

Sie winkelt ihre Beine an, das Laub raschelt, und wieder knurrt das Tier, diesmal lauter.

Sie ist jetzt in der Hocke, fluchtbereit. Sie schaut sich um, misst in Gedanken die Entfernung zum nächsten Baum, schätzt ab, wo sie hinaufklettern und sich vor dem Wolf in Sicherheit bringen kann.

Aber ist es wirklich ein Wolf? Sind diese Tiere nicht eher selten in ihrer Heimat? Wo um alles in der Welt befindet sie sich?

Wieder fällt ihr Blick auf das Blut an ihrem roten Mantel. Das Tier duckt sich. Sie fürchtet, dass es sie jeden Moment anfallen wird.

Da hört sie Schritte. Von oben. Abermals wendet sie den Kopf. Eine Gestalt nähert sich hangabwärts. Sie muss hier weg. Vorsichtig erhebt sie sich. Das Tier ist bereit zum Sprung.

»Ruhig, ganz ruhig«, murmelt sie, mehr um sich selbst Mut zu machen. Abwec