: Karen Sander
: Schwesterlein, komm stirb mit mir Thriller
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644505216
: & Montario ermitteln
: 1
: CHF 5.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Du hast mich vergessen. Doch ich vergesse nicht. Eine Frau wird in ihrer Wohnung umgebracht. Regelrecht abgeschlachtet. Hauptkommissar Georg Stadler fühlt sich an einen früheren Fall erinnert. Ein Serienmörder? Keiner der Kollegen glaubt daran: Denn für die erste Tat sitzt bereits ein Mann in Haft. Stadler bittet eine Psychologin um Hilfe. Liz Montario hat im Vorjahr spektakulär eine Mordserie aufgeklärt. Sie sagt zu, obwohl sie selbst bedroht wird. Denn jemand schreibt ihr anonyme Briefe. Jemand, der sehr viel über sie weiß. Es kommt zu weiteren Morden. Und Liz beginnt sich zu fragen: Ist hier wirklich ein Serienmörder am Werk? Oder ein Mörder, der einen Serienmörder spielt?

Karen Sander arbeitete als Übersetzerin und unterrichtete an der Universität, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie hat über die britische Thriller-Autorin Val McDermid promoviert. Ihre Bücher wurden in verschiedene Sprachen übersetzt und haben allein bei Rowohlt eine Gesamtauflage von über einer halben Million Exemplaren. Mit ihrem Mann lebt sie sechs Monate im Jahr in ihrer Heimatstadt Düsseldorf. Die anderen sechs Monate reist sie durch die Welt und schreibt darüber in ihrem Blog.Mehr unter: writearoundtheworld.de

Freitag, 18. Oktober, 19:03 Uhr


Georg Stadler warf seine Lederjacke auf das Sofa und ging ins Bad. Eine halbe Stunde blieb ihm bis zu seiner Verabredung mit der Psychologin, gerade genug Zeit für eine Dusche und ein kaltes Bier. Er ließ erst heißes, dann eiskaltes Wasser über seinen Körper laufen und summte dabei vor sich hin. Er hätte nicht gedacht, dass diese Elisabeth Montario sich so rasch zu einem Treffen bereit erklären würde. Jetzt hing es von seiner Überredungskunst ab, ob er es schaffte, sie für sein Problem zu erwärmen. Und von seinem Charme. Er trat aus der Dusche, trocknete sich kurz ab und betrachtete sich im Spiegel. Nicht schlecht für einen Mann Ende vierzig, dachte er zufrieden. Zahlte sich doch aus, regelmäßig Sport zu treiben. Er trat ins Schlafzimmer und registrierte, dass die Putzfrau ganze Arbeit geleistet hatte. Das Bett war frisch bezogen, keine Spuren mehr übrig von der letzten Nacht. Diese Regine, Regula oder wie sie hieß war allerdings eine ziemliche Pleite gewesen. Erst hatte sie ihn angebaggert und sich dann im Bett plötzlich steif gemacht wie ein Brett. Er gehörte nicht zu den Männern, die so taten, als würden sie es nicht merken. Also hatten sie stattdessen geredet. Nicht gerade seine Vorstellung von einem befriedigenden Feierabend, zumal Regine oder Regula zwar gut aussah, aber nur über ein sehr eingeschränktes Repertoire an Gesprächsthemen verfügte. Na ja, meistens hatte er mehr Glück. Er nahm ein frisches Hemd aus dem Schrank und zog sich an. Vielleicht war diese Psychotante einen Versuch wert. Nein, eher nicht. Schließlich wollte er beruflich etwas von ihr. Also fiel sie in die Kategorie Kollegin. Regel war Regel.

Stadler ging in die Küche, fischte eine Flasche Alt aus dem Kühlschrank, öffnete sie und nahm einen großen Schluck. Er stellte sich ans Fenster und überlegte, welche Strategie er bei Frau Dr. Montario anwenden sollte. Die Bewunderungsmasche, die Unter-Kollegen-hilft-man-sich-Tour? Oder sollte er an ihr Mitgefühl appellieren? Er trank das Bier leer und stellte die Flasche weg. Er würde spontan entscheiden, wenn er die Frau vor sich hatte.

Zehn Minuten später suchte er einen Parkplatz in den vollgestopften Wohnstraßen von Oberkassel. Er fragte sich, warum sie sich ausgerechnet hier mit ihm hatte treffen wollen. Sie wohnte nicht in der Nähe, sondern im Süden der Stadt. Sollte das eine kleine Demonstration ihrer Fähigkeiten sein? Wollte sie zeigen, dass sie wusste, weshalb er mit ihr sprechen wollte? Gerade als er aufgeben und vor einer Einfahrt parken wollte, löste sich vor ihm ein Geländewagen vom Straßenrand. Er lenkte den Mustang in die Lücke und stellte den Motor ab. Mit langen Schritten lief er auf die Gaststätte zu, in der er mit Dr. Elisabeth Montario verabredet war.

Er sah sie sofort. In natura wirkte sie viel jünger als auf dem schlecht belichteten Schwarzweißfoto, das er auf der Verlagshomepage gesehen hatte. Fast wie ein junges Mädchen. Dabei musste sie über dreißig sein. Lange rote Locken, von einem Gummi nur notdürftige zusammengehalten, leuchtend grüne Augen, ein enges schwarzes Kleid, das mehr zeigte, als es verhüllte. Stadler hielt für einen Augenblick den Atem an, dann trat er auf sie zu.

«Frau Dr. Montario?»

Sie wandte den Blick vom Fenster ab und sah ihn an. «Herr Stadler?»

«Ja.» Er streckte die Hand aus. «Es freut mich, dass Sie sich die Zeit nehmen, mit mir zu sprechen.»