: H.C. Scherf
: Der Tod bestraft deine Sünden Gordon Rabes sechster Fall
: tolino media
: 9783754612125
: 1
: CHF 2.40
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 169
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Verwehre deinem Kind die Möglichkeit zur freien Entscheidung in der Liebe, und du nimmst ihm jegliche Würde. Brauchtum darf Würde niemals ersetzen. Dass es dem Entführer des Firmenchefs Martin Schaffrath nicht um Lösegeld geht, ist selbst für das erfahrene Team um Hauptkommissar Gordon Rabe eine neue Erfahrung. Die Gründe dafür bekommt nicht nur der Entführte schmerzhaft zu spüren. Sein Geheimnis, von dem jedoch jeder weiß, wird ihm zum Verhängnis. Der Suizidversuch einer jungen Frau, der anfangs keine gebührende Aufmerksamkeit erfährt, entwickelt sich besonders für Kommissarin Leonie Felten zu einem persönlichen Drama. Auch hier schockiert die traurige Wahrheit, die dieses Mädchen in die Hölle von verbotenen Ritualen führt. Gordon Rabe, der seinen Abschied aus dem Polizeidienst plant, muss bis an die Grenzen gehen.

Der Autor begann nach Eintritt in den Ruhestand mit dem Schreiben von spannenden Romanen unter seinem Klarnamen Harald Schmidt. Da dieser durch TV bekannte Name falsche Erwartungen beim Leser weckte, übernahm er das Pseudonym H.C. Scherf zum Schreiben etlicher Thriller-Reihen.

3

»Na, das ist aber eine Überraschung.«

Leonie Felten winkte dem jungen Mann zu, der von Hauptkommissar Gordon Rabe in das Büro geschoben wurde. Jonas war dem Wunsch seines Vaters endlich nachgekommen, ihn ins Präsidium zu begleiten, um die gute Nachricht selbst zu überbringen. Leonie vermeinte sogar einen Moment, ein Lächeln in dem ansonsten immer teilnahmslos wirkenden Gesicht von Jonas erkannt zu haben. Er ließ es sich sogar gefallen, dass sie ihn an ihre Brust zog und auf das Haar küsste. Leonie wusste zu schätzen, was es bedeutete, dass ihr dieser autistische Junge eine solch intime Berührung gestattete, der ansonsten nur selten zu Regungen fähig war. Ihr entging auch nicht der Blick, den er der Zeichnung an der Wand schenkte, auf der sie selbst zu sehen war. Niemals würde sie den Augenblick vergessen, an dem er ihr dieses selbstgemalte Aquarell geschenkt hatte.

»Was verschafft uns die Ehre deines Besuches?«, versuchte sie die aufsteigende Verlegenheit bei dem Burschen zu verhindern, »Du kommst doch nicht ohne Grund zu uns. Wie du siehst, sind auch meine Kollegen gespannt darauf, das zu erfahren.« Sie wandte sich an die Anwesenden im Raum. »Mia, haben wir nicht noch etwas Kakao für unseren Freund in der Küche? Und du, mein lieber Kai, könntest ruhig einen Berliner Ballen für meinen besten Freund opfern. Dann bleiben dir immer noch vier für das Frühstück.«

Als hätten alle auf eine solche Abwechslung gewartet, kam Bewegung in die Mannschaft, was Gordon Rabe mit einem Lächeln quittierte. Er drückte Jonas auf einen Stuhl, der vor Leonies Schreibtisch stand, und stieß ihn mit der Faust an.

»Na los, Sohnemann, lass es endlich raus. Alle warten auf deine Ankündigung.«

Als Jonas keinerlei Anstalten zeigte, das Geheimnis über sein Erscheinen zu lüften, tat es Gordon für ihn.

»Um es kurz zu machen. Dieser smarte Bursche hat es geschafft, dass sich das Folkwang-Museum an uns wandte. Sie haben mehr durch Zufall eines seiner Bilder in die Hand bekommen und fanden es unglaublich, dass ein Junge in diesem Alter schon so viel Kunstverständnis und Fertigkeiten besitzt. Man hat bei mir nachgefragt, ob man in einem Seitentrakt eine kleine Ausstellung seiner bisherigen Werke ausstellen darf. Er überlegt noch. Doch ich war so frei, zuzusagen.«

Längst kaute Jonas an dem süßen Gebäck und wischte sich mit dem Handrücken die ausgetretene Marmelade von den Lippen, als Gordon mit einigen Eintrittskarten wedelte.

»Wer Zeit und Lust hat, darf gerne die Vernissage am kommenden Mittwoch besuchen. Wer möchte?«

Kaum waren die ersten Finger hochgeschnellt, erklang die bekannte Stimme von Kriminalrat Kläver vom Eingang: »Finden hier etwa illegale Wettgeschäfte statt? Da bin ich ja gerade noch rechtzeitig gekommen, um Schlimmeres zu verhindern. Sie sind alle verhaftet. Sie wissen ja selbst, dass alles, was Sie ab sofort sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden kann. Ich möchte Sie bitten, Ihre Waffen und Dienstausweise vor sich auf den Schreibtisch zu legen. Den Jungen dort nehme ich in Gewahrsam. Er wird augenblicklich dem Jugendamt zugeführt. Die Eltern sind auf der Stelle zu informieren. Haben Sie etwas zu Ihrer Verteidigung vorzutragen?«

Nur einen kurzen Moment brauchte es, bis alle Anwesenden in schallendes Gelächter ausbrachen, Kriminalrat Kläver eingeschlossen. Einzig Jonas schien das ungewöhnliche Getöse nicht zu interessieren. Er schob sich den Rest des G