Sie war auf der Flucht wie ein Fuchs vor den Hunden. Ihr Puls raste wie der eines Rehs, kurz bevor es von den Scheinwerfern eines heranrasenden Wagens erfasst wurde. Der Tod hatte seine Krallen nach ihr ausgefahren. Das getrocknete Blut auf ihrer Stirn erinnerte sie bei jedem Blick in den Rückspiegel daran. Sie konnte nicht anhalten, um es sich abzuwischen. Sie musste weiter. Weit fort von hier. Das war alles, was sie wusste.
Sie kannte weder ihren Namen noch ihren Wohnort. Alles, woran sie sich erinnern konnte, waren ein heruntergekommenes Toilettenhäuschen und ein Zettel, der unter dem Türschlitz in die Kabine geschoben wurde. Ein Zettel, der solches Grauen in ihr auslöste, dass sie sich die Erinnerung nicht näher ansehen konnte. Es war, als versuche sie, Rauch mit bloßen Händen zu fangen.
Der Rest ihrer Welt war leer und dunkel. Sie wusste keinen Platz, an den sie fliehen konnte. Es schien, als wären sie und ihr unsichtbarer Verfolger allein auf dieser Welt. Sie trat das Gaspedal durch und raste ungestüm in dem kleinen schwarzen Auto durch die eisige Winternacht. Die Welt hatte kein Licht für sie. Nur die Scheinwerfer ihres Wagens durchschnitten die zähe Dunkelheit der abgelegenen Straße. Kurve um Kurve bestieg sie den Berg. Der Wald erklomm die steile Steigung rechts von ihr und lehnte sich in einer Art und Weise über sie, als wolle er sie den Abhang auf der gegenüberliegenden Seite hinunterstoßen.
Sie ertappte sich bei dem Gedanken daran, wie ihr Wagen die Leitplanke durchbrach. Sie würde fliegen. Schwerelos, sorglos, frei. Und dann könnte niemand ihr folgen. Wie leicht wäre es, einem Leben ein Ende zu setzen, an das ihre einzige Erinnerung ein Gefühl kalten Grauens war! Aber etwas hielt sie zurück. Es war wie ein Licht in tiefster Nacht. Und es befand sich direkt an der Stelle neben ihrem Herzen.
Unwirsch wischte sie sich die Tränen mit dem Ärmel aus den Augen und verteilte das getrocknete Blut damit noch mehr auf ihrem Gesicht. Sie fluchte. Und erschrak über den Klang ihrer eigenen Stimme. Nervös warf sie einen Blick in den Rückspiegel. Niemand folgte ihr. Dann musterte sie für einen Moment das Gesicht der Frau im Spiegel. Eine große Platzwunde zierte den Großteil ihrer Stirn. Sie betete zu Gott, dass sie nicht genäht werden musste. Sie konnte in kein Krankenhaus fahren. Das war so sicher wie die Tatsache, dass sie verfolgt wurde. Nur den Grund hätte sie nicht benennen können.
Wieder warf sie der fremden Frau im Spiegel einen kurzen Blick zu. Blasse Haut umrahmte große Augen, die wie grüne Monde in der Finsternis leuchteten. Ihr kastani