Einmal Leben bitte
Michelle liebte diese Tage.
Nicht nur, dass die Sonne hoch am Himmel stand, der angenehme Geruch vom Meer, salzig verführerisch, in der Luft lag und die Möwen ihren krächzende Schreie ausstießen und hinab ins Wasser stoben, um zu fressen. Auch hatten sich mehr als ein Dutzend Menschen auf den Weg gemacht, um hierher, in das „HerzCafé“ zu kommen, um ein Stück Kuchen, einen Kaffee oder eine kühlende Cola zu trinken.
Inihr Café.
Dorthin, wo Michelle all ihr Herzblut, all ihre Hingabe, all ihre klitzekleinen Ersparnisse gesteckt hatte.
An einen Ort, den sie so sehr liebte, dass sie die ein Café mit sich bringenden Probleme gerne einmal vergaß. Sie wollte nicht an unbezahlte Rechnungen, an Termine beim Steuerberater oder mit der Bank denken. Sie wollte nur hier hinter ihrem Tresen stehen und einer der älteren, freundlich lächelnden Damen ins Gesicht schauen und ihnen auf die Frage, ob der Kuchen denn selbst gemacht war antworten: „Wir backen hier alles frisch. Keine vorgebackenen Rohlinge, keine von der Industrie hergestellten Produkte. Die Torte da unter der Kuchenglocke hat unsere Ive heute Morgen fertig zubereitet.
Möchten Sie einmal probieren? Die in die Sahnefüllung eingelassenen Kirschen sind vom Hof Hansen, während die zarten Schokosplitter selbst angerührt und geraspelt sind. Der Boden ist feinster Biskuite und die drei unterschiedlichen Sahneschichten, haben den Geschmack Vanille …“
Ein Lächeln ist das schönste Geschenk, sagte ihr Vater einmal und ließ Michelle auch jetzt noch das Herz höherschlagen. Sie sah, dass die Dame bei der Aufzählung der einzelnen Zutaten Appetit auf ein Tortenstück bekam. Und sie wusste, als diese nickte, ihre Entscheidung gefallen war.
„Dazu hätte ich gerne auch einen frischen Kaffee“, meinte die Dame, die in ihrem sommerlichen Outfit jugendlich frisch aussah.
Nicht so wie die gerade an einem der hinteren Tische des Cafés stehende Ingrid.
Die, wild blondiert, eine enge, kurze Hose tragend, und ein Top, dass nicht verbergen sollte, was einst von jugendlicher Frische von ganz allein gestanden hatte, ein junges Pärchen fragte, was es denn bestellen wollte. Michelle, die sah, wie Ingrid einige kleine Notizen auf ihren Bestellzettel schrieb, musste schmunzeln, als sich ihre dienstälteste Angestellte zu ihr herumdrehte.
Ebenso wie die älter, ein Cap tragende Dame, die Michell dabei zusah, wie sie die Kuchenglocke öffnete und das schon angeschnittene Stück aus der Torte hob, lächelte Ingrid. Nur mit dem Unterschied, dass es etwas Frivoles, etwas Unanständiges in sich trug. So, als habe sie eine anzügliche Entdeckung gemacht, die ihr vor Leidenschaft immer laut schlagenden Herzes mit noch mehr Freude erfüllte.
„Da hinten“, meinte Ingrid, die ihren Bestellzettel auf die Theke legte, und ignorierte, dass Michelle, nachdem die Torte auf dem weiß schimmernden Teller platziert worden war, sich zu der Kaffeemaschine herumdrehte, um der Dame einzugießen. „sitzen zwei junge Herren, die dir gefallen sollten.“
„Ingrid“, mahnte Michelle und versuchte den erneuten Versuch ihrer Freundin abzuwehren, sie auf irgendeine Art und Weise zu verkuppeln.
„Diesmal habe ich recht, mit dem, was ich sage.“
„Ich schicke Jana zu den beiden Herren“, mahnte Michelle ihre Freundin mit der Kuppelei aufzuhören.
„Was haben Sie denn gegen die beiden Herren?“, wollte die grauhaarige Dame mit dem Cap wissen; noch immer das freundlichste, weltverstehende Lächeln auf den Lippen, dass Michelle jemals in ihrem Leben gesehen hatte. „Die haben bestimmt nichts dagegen, von einem so einer hübschen Frau, wie Sie eine sind, angesprochen zu werden.“
„Hör dir das an“, lächelte Ingrid, die eine Cola Light aus dem Kühlschrank nahm und nach einer braunen Flasche Holsten griff, um diese dann, mit einer rout