: Katharina Herzog
: Der Wind nimmt uns mit
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644404892
: 1
: CHF 5.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der neue große Sommerroman der Bestsellerautorin Maya bindet sich weder an Orte noch an Menschen. Obwohl die Reisebloggerin erst 32 ist, hat sie schon fast die ganze Welt gesehen. Nur an einen Ort möchte sie niemals: Nach La Gomera. Dort wohnt ihre Adoptivmutter Karoline. Dass Karoline nicht ihre leibliche Mutter ist, hat Maya vor Jahren durch einen Zufall erfahren, und bis heute hat sie ihr nicht verziehen. Doch dann wird Maya schwanger, und Tobi, der Mann, mit dem sie eine flüchtige Affäre hatte, hält sich ausgerechnet auf der Kanareninsel auf. Nur widerwillig fliegt Maya dorthin, zu den Aussteigern und Künstlern, zu ihrer Mutter. Sie ahnt nicht, dass es die wichtigste Reise ihres Lebens sein wird.

Katharina Herzog ist die deutsche Autorin für Liebesromane mit Fernweh-Garantie. Sie liebt es, ihre Leser an Sehnsuchtsorte wie Amrum, die Amalfiküste, Juist und New York zu entführen und diese Schauplätze auch selbst zu bereisen. Mit ihren Romanen schrieb sie sich nicht nur in die Herzen ihrer Leser, sondern eroberte auch die Bestsellerlisten. Katharina Herzog lebt mit ihrer Familie, Pferd und Hund bei München und plant schon ihre nächste Reise.  

Maya


«Ich glaube, du hast einen Verehrer», sagte Kathi. «Der gutaussehende Typ dadrüben starrt schon die ganze Zeit zu dir rüber, als wärst du eine göttliche Erscheinung.»

«Echt?» Maya drehte sich um. Der einzige Mann in ihrem näheren Umkreis, auf den das Prädikatgutaussehend zutraf, war ein dunkelhaariger Typ im weißen Hemd und mit Grübchen am Kinn. Seine Schultern waren so breit wie die von Meister Proper. Als er sah, dass Maya auf ihn aufmerksam geworden war, zwinkerte er ihr zu. Sie schenkte ihm ein halbes Lächeln. «Das muss daran liegen, dass ich eine Himmelslaterne in der Hand habe. Bestimmt hält er mich für einen Engel», frotzelte sie. Männer wie dieser im Fitnessstudio gestählte Karriereheini standen ihrer Erfahrung nach für gewöhnlich nicht auf Frauen mit brünetten Haaren und Sommersprossen auf der Nase, die Jeansshorts und Flipflops trugen. Männer wie er standen auf den Typ Spielerfrau. Blondinen mit seidigen Locken, botoxglatter Stirn und Silikonbrüsten, an die sich Unterwäsche von La Perla schmiegte. Und das war auch gut so. Mit Schnöseln wie ihm hatte Maya nämlich noch nie etwas anfangen können.

Kathi schaute auf ihre Armbanduhr. «Gleich ist es zwölf. Bist du bereit für ein phantastisches Jahr voller Glück, Gesundheit, Erfolg und Liebe?»

«Ersetze das Wort Liebe durch ‹schmutzigen, hemmungslosen Sex›, und ich bin dabei.»

Kathi und sie kannten sich seit der Grundschule, und seitdem waren sie immer unzertrennlich gewesen. Aber in den letzten sechs Jahren hatte sich ihr Leben in vollkommen verschiedene Richtungen entwickelt.

Nachdem Maya ihr Biologiestudium kurz vor den Abschlussprüfungen geschmissen hatte, war sie in die Welt hinausgezogen. Sie hatte einen Reiseblog gestartet und es innerhalb kürzester Zeit geschafft,Maya will Meer zu einem der beliebtesten Blogs von Deutschland zu machen. Seitdem war sie nie länger als einen Monat an ein und demselben Ort.

Kathi dagegen hatte ihr Lehramtsstudium brav beendet. Im ersten Jahr des Referendariats hatte sie ihre Jugendliebe Alexander geheiratet, im zweiten waren die beiden aus ihrer Hamburger Innenstadtwohnung in ein Reiheneckhaus nach Norderstedt gezogen, und nachdem Kathi einige Zeit als Lehrerin für Deutsch und katholische Religion gearbeitet hatte, war Luca gekommen. In den Urlaub fuhren Alexander und sie meist nur an den Chiemsee, wo Kathis Eltern eine Ferienwohnung besaßen. Nur ein Mal waren sie auf die Malediven geflogen. Zu ihrer Hochzeitsreise. Aber dort hatte es Alexander nicht gefallen. Zu viele Stechmücken und keine Formel 1.

Kathi träumte schon so lange davon, einmal bei einem Laternenfest dabei zu sein. Seit sie vor ein paar Jahren, als sie beide noch auf der Uni gewesen waren, gemeinsamRapunzel – neu verföhnt! gesehen hatten. Trotzdem hatte es Maya fast sechs Monate gekostet, ihre Freundin zu überreden, mit ihr nach Nordtaiwan zu fliegen. In der Zeit hatte sie selbst elf Länder bereist.

Kathi neigte sich zu Mayas Ohr. «Ich muss mich noch mal bei dir bedanken, dass