: Markus Heitz
: Die Vergessenen Schriften 10 Die Legenden der Albae
: Piper Verlag
: 9783492962506
: Die Vergessenen Schriften
: 1
: CHF 0.80
:
: Fantasy
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
SPIEGEL-Bestseller utor Markus Heitz führt alle Fans der Albae in neue Abenteuer und enthüllt die Geschichten, die in den Romanen noch nicht erzählt wurden - Geheimnisse werden gelüftet, Schicksale geklärt und von legendären, vergessenen Taten der dunklen Geschöpfe berichtet.

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Mit »Ulldart« begann der Saarländer seine einzigartige Karriere. Seine Romane um »Die Zwerge« wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und standen wochenlang auf den Bestsellerlisten. Mit »Die Legenden der Albae« führte Markus Heitz alle Fans in die Welt der Dunkelelfen. Dazu kamen viele weitere erfolgreiche Werke auf den Gebieten der Fantasy und Science Fiction sowie Thriller. Er gewann bereits elf Mal den Deutschen Phantastik Preis.

Tark Draan (Geborgenes Land), Graues Gebirge, Steinerner Torweg, 4372. Teil der Unendlichkeit (5202. Sonnenzyklus), Winter

Da vorne ist der Gipfel. Caphalor sah die Zacken, die sich am höchsten Punkt des Pfades zu einer Krone formten. Keuchend sog er die Luft ein, die nicht auszureichen schien, seine Lungen zu füllen.Damit haben wir das Ziel fast erreicht.

Der Aufstieg nahm mehr Momente der Unendlichkeit in Anspruch, als sie beide gedacht hatten, was vor allem am Wetter lag, das den Albae keinerlei Schonung gewährte. Inzwischen waren Sinthoras und Caphalor glücklich, wenn es bei dem eisigen Wind blieb. Die Temperaturen fielen beständig, und sobald Schnee, tief hängende Wolken und Gewitter hinzukamen, mussten sie den beschwerlichen Aufstieg unterbrechen und Schutz unter Vorsprüngen oder in Einbuchtungen suchen.

Dazu gesellten sich die Strapazen der Höhe, in die sie sich begaben. Kopfschmerzen fühlten beide, das Atmen fiel schwer, und nach jeweils zwanzig Schritten mussten sie innehalten und die dünne Luft wie Ertrinkende einsaugen.

Doch was immer Caphalor auch anführte, um seinen Freund zur Umkehr zu bewegen, er scheiterte mit seinen Gründen. Sinthoras war beseelt davon, an diesem Fleck hinter der gezackten Bergspitze anzukommen.

Ich hätte ihm eine Wette vorschlagen sollen, was er mir schuldet, wenn wir nichts finden außer noch mehr Schnee. Caphalor wischte die Eiskristalle an Helm und Haube weg, die sich vor Mund und Nase gebildet hatten. Knisternd brachen sie ab und fielen in weiteres Weiß.

Sinthoras ließ sich nicht mehr aufhalten. Er befand sich bereits bei der namenlosen Felsformation und verschwand zwischen den emporragenden, großen Steinen. Caphalor hatte noch einige Schritte vor sich und stapfte langsam wie ein Barbarengreis heran.

Er fand seinen Freund auf der anderen Seite, locker gegen das Gestein gelehnt und nach unten blickend.

Was mag es wohl zu betrachten geben?»Siehst du eine goldene Elbenstadt?«, neckte er ihn kurzatmig.»Oder macht dich die Enttäuschung unbeweglich wie eine Statue?« Caphalor begab sich an seine Seite– und konnte sein Staunen unmöglich verbergen: Weiter unterhalb der zackenartigen Spitze machte er etwas Grünes aus, das umgeben von klirrendem Eis, Firn und Schneemassen lag.Ist das wahrhaftig… ein Tal?

Sinthoras hob die rechte Hand, in der er die Karte hielt.»Was machtdich unbeweglich wie eine Statue?«, gab er leise zurück und lachte.»Wir haben die Siedlung gefunden.«

»Wir sehen ein Tal, das aus irgendwelchen Gründen vom Winter verschont bleibt«, verbesserte Caphalor.

»Magie. Was sonst?«

»Eine heiße Quelle, deren Hitze ausreicht, um die Kälte abzuwehren. Oder das Gestein selbst ist …«

Sinthoras wandte sich um und schenkte ihm einen beleidigten Blick.»Du machst mir meine Entdeckung madig?«

»Ich mache dich darauf aufmerksam, dass du zu viel annimmst. Und das führt zu Trugschlüssen und Folgen, die schlecht für uns sein können.« Caphalor gefiel sich nicht in der Rolle des Besserwissenden, aber bevor eine Katastrophe geschah, wollte er Gewissheit habenüber die Dinge, die in dem Tal vorgingen.»Gegen das Annehmen hilft Nachschauen.« Er ging los.

Sinthoras verstaute die Karte und schloss zu ihm auf, dann hielt er ihn am Arm fest.»Sie werden uns sehen!«

»Würde ich dort leben, hätte ich einen Wächter auf dem Gipfel postiert, der mir sofort ein Signal gibt, sobald sich Unbekannte nähern.« Caphalor löste die Hand seines Freundes und ging weiter.»Weder sah ich dort oben Spuren noch hörte ich einen Hornruf oder sah Reste von Feuerholz oder auch nur eine Schale. Wer solche Fehler begeht, stellt auch weiter unten keine Späher auf.«

Sinthoras eilte erneut an seine Seite.

»Aha. Sag: Ist das nunauch eine Annahme, die zu Folgen führt, die schlecht für uns sein können?«, erkundigte er sich spitz.

Caphalor grinste.»Nein.Das ist Erfahrung.«

Gemeinsam gingen sie auf das Tal zu, das sie auf eine Länge von zwei Meilen und eine Breite von einer halben schätzten.

Weitläufige Terrassen waren in den Fels geschlagen worden, auf denen Bäume und Getreidehalme gediehen; an manchenÄsten leuchteten reifende Früchte in der Wintersonne. Ihr süßer Geruch strömte bis zu den Albae herauf.

Sie sahen Steingebäude, deren eigentümliche Formen eindeutig für Elben als Urheber sprachen und deren Dächer aus Reet bestanden. Es gab Brücken von Ebene zu Ebene und Kabinen, die an langen Tauenüber das Tal von rechts nach links gezogen werden konnten. Ein Wasserfall ergoss sich schäumend in einen kleinen See und trieb bei seinem Sturz eine Ansammlung von Mühlrädern an, die an die Wand gebaut waren und sich schnell und unaufhörlich drehten.

Was nicht auszumachen ist, sind die Bewohner. Caphalor wurde von einer Anspannung befallen, die sich verstärkte, als sie an den Rand des Tales gelangten. Etwas westlich von ihnen führte eine breite Treppe in Serpentinen hinab.»Keine Befestigungen, keine Wachen«, murmelte er und streckte eine Hand aus. Da nichts kribbelte und auf Magie hinwies, existierte ebenso wenig ein magischer Schild.

»Sie verlassen sich wohl auf die Höhe und ihre geschützte Lage.« Sinthoras hielt seinen Speer nicht mehr locker, sondern kampfbereit; sein Kopf bewe