: Reinhard Rohn
: Faller und der Pate von Köln Köln Krimi
: Emons Verlag
: 9783987070198
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 288
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein ehemaliger Starreporter als Detektiv wider Willen. Einst war Faller ein Star-Reporter, doch nun treibt er sich meistens in Kölner Sportbars herum und trauert der Vergangenheit hinterher. Bis eine junge Frau vor seiner Tür steht und behauptet, nur er könne ihre verschwundene Mutter, eine bekannte Journalistin, finden. Widerwillig nimmt sich Faller der Sache an. Bald begreift er, dass er sich damit mächtige Feinde macht, die buchstäblich über Leichen gehen.

Reinhard Rohn, 1959 in Osnabrück geboren, lebt seit über 30 Jahren in Köln und arbeitet als Verlagsleiter in einem Berliner Verlag. Er hat zahlreiche Kriminalromane ins Deutsche übersetzt und mehrere Spannungsromane geschrieben.

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Montag

Also, Faller, kauf dir doch einen Hund, hatte Helen ihm am Morgen gesagt, kaum dass er die Augen aufgeschlagen hatte. Ein Hund ist immer ein guter Freund. Dann entspannst du dich vielleicht wieder und wirst wieder ein wenig lockerer.

Ich weiß, dass ich nicht gut in Form bin, hätte Faller ihr am liebsten geantwortet, stattdessen hatte er sich seine Morgenzigarette angezündet, eine Zigarette morgens, eine am Abend – so war es ihm in den letzten Jahren zur Gewohnheit geworden, aber mitunter, wenn seine Stimmung ganz im Keller war, reichte ihm diese schwache Dosis an Nikotin nicht.

Mit einem Hund müsstest du auch spazieren gehen, hatte Helen ihm hinterhergerufen, dann würdest du dich wieder jeden Tag vor die Tür trauen.

Aber das tue ich doch, hatte er erneut nur in Gedanken geantwortet.

Er schritt durch ihr Atelier, vorbei an den hellen Holzfiguren. Eine Figur berührte er fast jeden Morgen an derselben Stelle. »Das Kind« nannte er sie für sich, obschon es nur eine merkwürdig gewölbte Skulptur war, ohne Kopf, ohne Hände, doch immer sah er ein dickes trauriges Kind vor sich.

Für den Morgenkaffee ging er auf die Venloer Straße, zweihundertdreiundfünfzig Schritte, zu Lucca, in dessen kleine Bar, die schon morgens um sechs Uhr öffnete und abends um zehn schloss.

Er war pleite, das war die Wahrheit. Sein Konto war im Minus, und er hatte keinen Auftrag mehr. Der letzte Auftrag war die Familiengeschichte für Brings gewesen, den Schuhkönig, wie sich dessen Vater von einem einfachen Schuhmacher hochgearbeitet und wie Ferdinand Brings das Geschäft dann übernommen hatte, nun spezialisiert auf teure Gesundheitsschuhe. Zweihundert Seiten pure Lobhudelei, aber so waren all die Familienchroniken, die er verfasste. Mittelmäßige Geschichten von mittelmäßigen Menschen, die sich für Gewinner hielten und das unbedingt dokumentieren wollten.

Er war kein Gewinner, oder nein, er war es einmal gewesen, aber diese Tage waren längst vorbei.

Das Geld, das er von Brings bekommen hatte – zehntausend Euro Schmerzensgeld –, war längst ausgegeben, sein alter Volvo hatte eine neue Auspuffanlage gebraucht – wer fuhr eigentlich noch mit so einer Blechwanne durch die Gegend? –, außerdem hatte er ein paar Schulden bei Angelo in dessen Sportsbar bezahlen müssen, von denen Helen nichts gewusst hatte. Seit drei Jahren hatte er sich zur Gewohnheit gemacht, zu Angelo zu gehen und auf Fußballspiele zu wetten. Würde derFC Liverpool oder derPSV Eindhoven sein Heimspiel gewinnen – und was könnte Juventus Turin dieses Jahr ausrichten? Nur der 1. FC Köln interessierte ihn nicht sonderlich – überhaupt hatte er mit dieser Stadt abgeschlossen, und wenn Helen nicht ihr Atelier hier gehabt hätte, wäre er schon lange abgehauen, aber sie hatte diese Stadt geliebt. Dreimal in der Woche war sie mit ihre