: Felix Dahn
: Die Bataver Der Aufstand der Verbündeten. Komplettausgabe (Historischer Roman: 69 A.D.)
: apebook Verlag
: 9783961303243
: Chroniken der Völkerwanderung
: 1
: CHF 0.50
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
'DIE BATAVER' Iulius Civilis, der Angehörige einer adligen germanischen Familie aus dem Stamme der Bataver, kommt in römische Dienste als Anführer batavischer Hilfstruppen. Mehrfach in Folge wird er unter verschiedenen römischen Kaisern fälschlich des Verrates beschuldigt, was ihn schließlich gegen den amtierenden Kaiser Vitellius aufbringt. Insgeheim unterstützt er die Vorbereitungen Vespasians, das Kaisertum an sich zu reißen. Als schließlich der Konflikt um den Kaisertitel zwischen Vitellius und Vespasian offen zutage tritt, nutzt Civilis die Gelegenheit der fortdauernden Unruhen in Italien, um mit der Unterstützung der Seherin Veleda und der Germanenstämme am Rhein den Aufstand zu wagen. Schon längst geht es dem Bataver und den Seinen aber nicht mehr nur darum, einen der beiden Gegner in seinem Ringen um die Kaisermacht zu unterstützen. Im Jahr 69 A.D. erheben sich die germanischen und keltischen Stämme, um die Fesseln Roms gänzlich abzuwerfen. Doch als Vespasian den Kaisertitel errungen hat, setzt er eine gewaltige Anzahl von Legionen in Marsch, um den Aufstand der ehemals Verbündeten niederzuschlagen... 'CHRONIKEN DER VÖLKERWANDERUNG' Es ist eine Zeit des Umbruchs und der Veränderung. Und es ist eine Zeit, die Jahrhunderte andauern wird. Kriegerverbände auf der Suche nach Beute und Versorgung ziehen marodierend durch die Landschaften Europas. Andere, schwächere Gruppen werden verdrängt oder vernichtet. Jeglicher Frieden und jegliche Sicherheit sind bloßer Schein und von kurzer Dauer, denn von überall her droht die Gefahr. Wer 'Herr der Ringe' oder 'Game of Thrones' mag, sich aber mehr Realismus wünscht, der findet in den 'Chroniken der Völkerwanderung' von Felix Dahn womöglich eine Offenbarung. In altertümlicher und poetischer Sprache lässt Dahn die Spätantike und das Frühmittelalter wiederauferstehen. Helden, Könige und Könniginnen begegnen uns hier mit zaubervollen Namen und phantastischen Taten. Und doch sind viele Teile der erzählten Geschichten und viele der Figuren echt. Jeder der 13 Bände der 'Chroniken der Völkerwanderung' ist eine in sich geschlossene Geschichte und lässt sich unabhängig von den übrigen Teilen der Reihe lesen. Zugleich bilden die einzelnen Teile eine chronologische Abfolge und sind aufgrund der historischen Zusammenhänge miteinander verknüpft. 'Die Bataver' ist der erste Band der Reihe 'Chroniken der Völkerwanderung'. Der Umfang des ersten Bandes entspricht ca. 300 Buchseiten.

II.


So lag denn auch der Hof Brinnos, eines Edelings der Kannenefaten, rings von Urwald und von Ursumpf umgeben.

Nur auf Pfeilschußweite von der im Viereck errichteten »Hofwere« – dem mannshohen Zaun von starken eingerammten und durch zähes Weidengeflecht waagerecht verbundenen Eichenpfählen – hatte man den Wald mit Feuer und Axt niedergelegt.

Zu dem auf allen Seiten hinter jener Lichtung ragenden Wald zogen sich bald zitternde Moorstrecken dahin, bald langgedehnte, flußähnliche Lachen, – sonder sichtbaren Ursprung und Abfluß –: bald glitzerten in den nur spärlich die ungeheueren Wipfelkronen der Eichen, Erlen und Ulmen durchbrechenden Sonnenstrahlen kreisrunde Tümpel von unheimlicher Undurchsichtigkeit des tiefschwarzen Moorwassers, das, völlig regungslos, bis in den Kern der Erde hinabzureichen schien.

An den einsamen Edelhof führte nur ein Zugang aus dem Walde – von Südosten – her: ein durch Steine, auch wohl gelegentlich durch Knüttel und Äste mehr angedeuteter als gefestigter Weg, durch das dichte Gestrüpp des Unterholzes gebrochen, nur notdürftig gesichert gegen den heimtückischen Sumpfgrund durch aufgeschütteten Sand, hier und da durch gestampften Lehm: aber gar oft mußte ein weiter Sprung über bebende – »bibbernde« – Moorheide hin gewagt werden, um wieder festen Boden zu gewinnen.

Nordöstlich, hinter dem Hof, zog sich ein schmaler Arm des Rheines hin. Unzählbare Wasservögel jeder Art, vom hohen Reiher mit königlichem Busch bis herab zum winzigen Moorhuhn, standen und schwammen in dem weit über mannshohen undurchdringbar dichten Schilf, in das ein schmaler Durchlaß für den Nachen geschnitten war. In dem Schlamm der Waldsümpfe lagen die Wildeber in Rudeln, oft aufgescheucht vom stampfenden Wisent, der in der trüben zähen Flut Schutz gegen die Sommerhitze und die Stechmücken suchte; auch des Elchhirsches hohe – wie vorzeitliche – Gestalt reckte wohl die breiten Schaufeln aus dem Röhricht. –

Vom Walde her gelangte man durch den mit Gras bewachsenen Hofraum an die Hauptthüre des Hauses: über ihr prangte oder dräute der mächtige, schwarz-zottige Kopf eines Auerstiers, auf dessen beiden ungeheueren Hörnern goldene, silberne, eherne Armreife aufgereiht waren: – erschlagenen Feinden abgestreifte Beute. Darüber war in den Querbalken der Thüre, weithin sichtbar, die Hausmarke eingeschnitten, ein Streithammer: das einen Fuß lange Zeichen, mit Mennig gefärbt, leuchtete grell rot.

Die Thüre führte unmittelbar in den Hauptraum des Gebäudes, die Halle: auch sie bildete, wie das ganze Gehöft, ein Viereck. An jeder Langseite zog sich eine Stellung von sechs Holzpfeilern hin, die, bunt bemalt, das Dach trugen.

Im Hintergrund, in der Mitte, erhob sich auf Stufen ein Gezimmer, mit geschnitzter Geländerbrüstung, der Hochsitz des Hausherrn: über den stattlichen Holzstuhl war ein mächtig Bärenfell gespreitet, daneben stand rechts und links je eine, ebenfalls mit Fellen bedeckte Bank für die vornehmsten Gäste: ein langer schmaler Tisch, reich mit Trinkhörnern und Bechern besetzt, war vor Stuhl und Bänke gerückt. Unterhalb des Hochsitzes, genau in der Mitte des ganzen Raumes, ragte der Herd, zugleich der Altar des Hauses, aufgeschichtet aus mächtigen Steinplatten. Der Rauch suchte sich durch die Luken des Dachgebälks einen Ausweg: aber er fand ihn nicht immer gleich, wie das tiefe Braun und Grauschwarz des verräucherten Gebälkes bezeugte.

Die zwölf Pfeiler und die Brüstung des Hochsitzes waren reich behangen und geschmückt mit Kriegswaffen und Weidgerät, sowie mit Beutestücken aus Kampf und Jagd.

Ein schwüler Sommerabend dunkelte bereits draußen im dichten Urwald: da waren in der Halle fünf Männer versammelt.

Auf dem Hochsitz ragte ein Riese von erheblich mehr als sechs Schuh. Das breite Haupt, den Stiernacken, umhüllte ihm dicht ganz kurzkrauses Haar von leuchtendem Rot: wie lodernd Feuer war's und prächtig anzuschauen. Ein mächtiger Bart von etwas hellerer Farbe reichte dem Hünen über das ebenfalls rote Wollenwams auf die Brust bis an den zwei Hände breiten, mit Eberhauern und runden Goldplatten reichgezierten Wehrgurt von Büffelleder. An den Gurt schlossen sich Kniehosen von stärkstem Segellinnen aus Hanf, oberhalb der Kniee mit Lederriemen gefestigt.

Das war – bis auf die über den Knöcheln kreuzweise geschnürten Bastschuhe – alle Bekleidung des Hausherrn: die Waden zeigten sich nackt, ebenso die ge