3
Sam nahm die Verfolgung auf. Remi blieb dicht hinter ihm und ignorierte die seltsamen Blicke der anderen Gäste. Sam wandte sich nach rechts und überquerte die gepflasterte Auffahrt. Der Mann bog um die Ecke, dann rannte er eine Seitenstraße hinunter. Sein Ziel war ein roter Renault. Noch im Laufen holte er den Zündschlüssel aus der Tasche. Er richtete ihn auf den Wagen, und ein gedämpfter Piepton erklang, als die Türen entriegelt wurden. Er hatte die Fahrertür noch nicht vollständig geöffnet, als Sam ihn einholte, die Hand in sein Hemd krallte, ihn herumriss und mit dem Rücken gegen den Wagen rammte.
»Non! Non! Je vous en prie!«, sagte der Mann. »Je ne sais rien!« Wie die meisten Einheimischen beherrschte er offenbar neben der marokkanischen auch die französische Sprache.
Sams Hand schoss hoch zum Hals des Mannes und packte ihn. »Sprechen Sie Englisch?«
Der Mann nickte heftig. »Ein wenig.«
»Ihr Name?«
»Z-Zakaria Koury.«
»Zakaria. Wir sind auf der Suche nach Karl und Bernd Hoffler.«
»Ich … ich kenne sie nur vom Telefon. Getroffen haben wir uns nicht.«
»Seltsam. Wir haben ein Foto gesehen, das etwas vollkommen anderes erzählt.«
»Es muss ein sehr altes Bild sein. Ich schwöre, ich weiß überhaupt nichts.«
Remi ging zu dem Renault, dessen roter Lack schon leicht verblichen war. Sie blickte durch ein Seitenfenster hinein, während Sam sein Verhör fortsetzte. »Sie behaupten, dass sie nur mit ihnen telefoniert haben, aber Sie haben sich während der Fahrt niemals mit einem von ihnen getroffen, oder?«
»Ich glaube, sie entschieden sich für einen anderen Führer. Sie haben mir nicht verraten, für wen. Vielleicht wollten sie meinen Stolz nicht verletzen. Ich weiß es nicht.«
Sam betrachtete das verschlungene Kabelgewirr auf dem Rücksitz des Renaults und fixierte Zakaria drohend. »Kennen Sie sich in audiovisueller Technik aus? Besitzen Sie solche Geräte?«, fragte er.
»Nur die Kamera und mein Mobiltelefon.«
»Warum liegt dann ein BündelAV-Kabel auf dem Rücksitz Ihres Wagens?«
Ein dünner Schweißfilm glänzte plötzlich auf Zakarias Stirn, und er schüttelte den Kopf. »Ich … ich weiß es nicht.«
Sam schob sich ganz dicht an den Mann heran und verstärkte den Druck seiner Hand um dessen Hals. »Vielleicht muss man Ihrem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge helfen. Wo sind die beiden?«
In den Augen des Mannes, der sich Zakaria nannte, flackerte die nackte Angst. »Ich weiß es wirklich nicht! Ich schwöre!«
»Wir mögen es gar nicht, wenn man uns Lügen auftischt«, sagte Sam. »Erst recht nicht, wenn jemand von unserer Familie in Gefahr ist.« Er blickte zu Remi hinüber. »Bitte das Ganze auf Französisch, falls er mich nicht verstanden haben sollte.«
Der Blick des jungen Mannes wanderte zu Remi, während sie übersetzte. Als sie fertig war, fügte Sam hinzu: »Außerdem arbeiten sie zurzeit an einem Film, den wir finanzieren. Falls ihnen irgendetwas zustoßen sollte …«
»Einen Moment, bitte. SindSie die Fargos?«
Sam lockerte den Griff um Zakarias Hals. »Sie wissen, wer wir sind?«
Der dunkelhaarige Mann nickte, dann wanderte sein Blick zu Albert Hoffler. »Wer ist das?«
»Der Onkel der beiden.«
Der junge Mann schloss die Augen und entspannte sich, wobei seine Knie ein wenig nachgaben, als ob er plötzlich zutiefst erleichtert wäre. »Bitte. Sie müssen mich verstehen. Ich wollte sie nur beschützen.«
»Vor wem?«, fragte Sam, ließ den Mann schließlich los und trat zurüc