4 Wochen später
Die weibliche Leiche lag mit eingeschlagenem Kopf auf dem Bett. Am Körperschwerpunkt um die Hüfte, wo ihr Gewicht die Matratze tief eindrückte, hatte sich viel Blut gesammelt, sodass der erste Eindruck eine Wunde in diesem Bereich vortäuschte. Umrundete man das Bett, erkannte man jedoch schnell die verheerende Wunde an der linken Kopfseite. Mit großer Wucht war der eigentlich äußerst stabile Schädelknochen eingeschlagen worden.
Eine Delle wie in einem Kotflügel, dachte Priska Wagner und schluckte alles herunter, was in ihrem Hals aufzusteigen drohte. Sie war einiges gewohnt, ein freiliegendes Hirn und zersplitterte Schädelknochen allerdings nicht. Selbst nach zehn Jahren Polizeiarbeit gab es Dinge, die sie zum ersten Mal sah.
Weil der Anblick sie schockierte und sie ihn kaum ertrug, konzentrierte sie sich auf etwas anderes: die Bettwäsche. Warum schlief eine Frau in Werbebettwäsche des Fußballvereins Bayern München? Schon bei Männern konnte Priska das nicht verstehen, aber eine Frau? Sie fraß sich regelrecht an der Frage fest, obwohl die Antwort sicher nicht zur Klärung des Falles beitrug – ausschließen konnte man es aber auch nicht. Vielleicht hatte der Streit zweier rivalisierender Fußballfanatiker zu dieser grausamen Tat geführt? Die prügelten sich schließlich auch auf offener Straße die Schädel blutig.
Weil sie so genau hinsah, bemerkte Priska einen Abdruck auf der Bettwäsche, der ihr sonst wohl nicht aufgefallen wäre. Er versteckte sich direkt im Emblem des Fußballvereins. Zwei einzelne Blutflecken, voneinander getrennt durch einen etwa zwei Zentimeter breiten, sauberen Streifen. Die Flecken selbst hatten eine eigenartige Form: zwei Rechtecke mit abgerundeten Ecken. Schon auf den ersten Blick war Priska klar, dass die beiden Flecken nicht einzeln entstanden waren, sondern zusammengehörten. Der Täter musste nachlässig gewesen sein oder hatte unter großem Stress gestanden, so etwas führte zu Fehlern. Ebendeshalb wurden Morde wie dieser in der Regel schnell aufgeklärt.
«Was ist das?», fragte Priska in den Raum hinein. Beim Hereinkommen hatten sie Rupert Friedhoff begrüßt, den Spurentechniker. Er stand jetzt hinter ihr. Priska kannte den schweigsamen Mann, von dem der Flurfunk vermeldete, er sei früher ein hervorragender Fechter gewesen und nur knapp an einer Olympianominierung gescheitert. Mehr als Höflichkeiten hatten sie nie ausgetauscht, aber Priska fand, dass das auch reichte. In ihrem Bekannten- und Freundeskreis, der nicht sonderlich groß war, gab es niemanden aus ihrem Berufsleben. Es ging ihr besser, wenn sie diese beiden Welten strikt voneinander trennte.
Friedhoff trat an ihre Seite. Dabei schraubte er ein Stativ unter eine Kamera. Seine Bewegungen waren langsam und effizient, und er beugte sich über den Fleck, wie sich ein kleines Kind über einen interessanten Käfer beugen würde: behutsam, bedacht und konzentriert.
«Ein blutiger Abdruck», bestätigte er.
«Und wovon?»
«Da wir gerade erst anfangen, kann ich das nicht sagen, aber möglicherweise von der Tatwaffe.»
«Auf was tippen Sie?»
Friedhoff wiegte den Kopf von einer Seite auf die andere.
«Hammer?»
«Ein Hammerkopf würde einen geschlossenen Abdruck hinterlassen», wandte Priska ein.
«Möglicherweise hat eine Falte in der Decke zu der Trennung geführt.»
Priska dachte darüber nach. Ihr Blick haftete weiterhin an der auffälligen Bettwäsche. «Sind Sie Fußballfan?», fragte sie den Spurentechniker.
Zum ersten Mal sah Friedhoff sie direkt an.
«Fußball ist dumpf, brutal und o