: C. M. Spoerri
: Die Greifen-Saga (Band 3): Die Stadt des Meeres Die Stadt des Meeres (Band 3)
: Sternensand Verlag
: 9783961128402
: 1
: CHF 4.00
:
: Fantasy
: German
: 420
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Drei Jahre sind vergangen, seit Mica und ihr Bruder voneinander getrennt worden sind. Drei Jahre können viel verändern - oder aufzeigen, was im Leben gleich bleibt. Mica wird zur Greifenreiterin ausgebildet und versucht, nach vorne zu blicken. Doch dann kommt der Tag, an dem sich hoher Besuch im Zirkel von Chakas ankündigt und den Greifenorden um Hilfe bittet. Die Hauptstadt Merita ist in Gefahr und für Mica beginnt eine Reise, die sie unweigerlich wieder in ihre Vergangenheit führt.

C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (?Alia-Saga?, ?Greifen-Saga?) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.

Kapitel 1 – Mica


›Jahre sind bedeutungslos, denn der Moment zählt.‹

Es war eine Redewendung der Nomaden von Chakas. Ein Spruch, der Mica gerade in diesem Augenblick jedoch vielmehr wie ein schlechter Scherz vorkam als eine ernstzunehmende Weisheit der Alten. Ihre Mutter hatte danach gelebt, es war ihr Lebensmotto gewesen … jetzt war sie tot. Ebenso wie ihr Vater und ihr Bruder …

Jahre bedeuteten viel, sehr viel sogar. Sie bedeuteten Erinnerungen, Reue, verpasste Chancen, Verluste …

Seufzend lehnte sich Mica gegen das Geländer ihres Balkons und fuhr mit der Hand durch das lange Haar, das in einer schwarzen Lockenpracht bis über ihre Schultern fiel. Sie hatte es schon lange nicht mehr geschnitten. Nicht mehr seit …

Abermals seufzte sie und versuchte, die Gedanken an die grünen Augen mit den goldenen Sprenkeln zu verdrängen. Doch es wollte ihr einmal mehr nicht gelingen. Sie suchten sie heim. In jeder Nacht, in der sie wach lag – verfolgten sie bis in ihre Träume … und wenn sie seinen Vater Aren sah, war die Erinnerung an den Dieb so lebendig, als sei er nie weggegangen.

Sie vermisste ihn. Sehr sogar.

Und er hatte einen wichtigen Teil von ihr mitgenommen, als er damals vor drei Jahren ohne Abschied die Stadt verlassen hatte.

Als er einfach mit seinem Onkel wegfuhr und sie alleine ließ. Er besaß etwas, das sie ihm nie hatte geben wollen und das er dennoch vom ersten Moment an, seit sie ihm damals begegnet war, gestohlen hatte: ihr Herz.

Sie schloss die Augen und hielt ihr Gesicht in die frische Brise, die hier in Chakas immer vom Meer her zum Zirkel wehte und einen angenehmen Salzgeruch in ihre Nase trug.

Es roch nach Heimat. Nach Verlässlichkeit und Geborgenheit. Denn der Wind war im Gegensatz zu den Männern in ihrem Leben stets da, verlässlich und tröstend. Ebenso wie das Rauschen der Wellen und das Kreischen der Möwen, das vom Meer her zu ihr in den Zirkel drang.

Mica mochte diese Morgenstunden, wenn ein neuer Tag anbrach, der den vorangehenden zur Vergangenheit werden ließ.

Oh, sie hatte versucht, im Moment zu leben, wie ihre Mutter. Im Hier und Jetzt. Ja, sie hatte sich angestrengt, die Vergangenheit ruhen zu lassen, über die Verluste hinwegzukommen, nach vorne zu blicken, wie es ihr alle rieten. Sie hatte versucht, das, was sie verloren hatte, als etwas zu sehen, das sie stärker machte. Aus Verlust Kraft zu schöpfen. Sie hatte versucht, glücklich zu sein. Sie wollte es so sehr … und doch war es ihr nicht gelungen. Ihre Vergangenheit saß wie eine Biene in ihrem Nacken, bei der geringsten falschen Bewegung dazu bereit, zuzustechen. Und dieser Stich wäre sehr, sehr schmerzhaft.

Obwohl sich seit ihrem Leben als Kanalratte so viel verändert hatte, war zur selben Zeit so viel gleich geblieben. Aus Neuem war Alltag geworden, aus Aufregendem Gewohnheit, aus Schmerz Wehmut.

Sie fuhr mit dem Zeigefinger über den schwarzen Ring mit den Feuerrunen an ihrer rechten Hand. Er fühlte sich warm und tröstend an. Die Magie war das einzig Fassbare in ihrem Leben. Das Einzige, das sich nicht falsch anfühlte.

Als sich eine Hand sanft auf ihre nackte Schulter legte, erschrak sie und zuckte unwillkürlich zusammen. Sie hatte