: Marisa Frank
: Wenn das Schicksal zuschlägt Sophienlust 429 - Familienroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783989364578
: Sophienlust
: 1
: CHF 2.00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. »Jetzt haben wir lange genug geschlafen.« Ina, die jüngere der beiden Schwestern Kröger, warf die Bettdecke zurück. Anja gähnte. »Ob Mami schon munter ist?« überlegte sie laut. »Ich habe sie gestern nicht mehr gehört.« »Ich gehe nachsehen.« Mit einem Satz war Ina aus dem Bett. Rasch lief sie durch das Doppelbettzimmer des Maibacher Hotels, das dem Zimmer ihrer Mutter genau gegenüberlag. Die Neunjährige überquerte den Gang, riß, ohne anzuklopfen, die Tür auf. Das Zimmer war leer. Mit offenem Mund starrte Ina auf das sauber gemachte Bett. »Anja, Anja«, brüllte sie gleich darauf los. Der Ruf riß die Schwester aus dem Bett. So schnell sie konnte, eilte Anja auf die offenstehende Zimmertür zu. »Bist du verrückt?« rief sie. »Du weckst ja das ganze Hotel auf.« Ina drehte sich zu ihr um.

»Jetzt haben wir lange genug geschlafen.« Ina, die jüngere der beiden Schwestern Kröger, warf die Bettdecke zurück.

Anja gähnte. »Ob Mami schon munter ist?« überlegte sie laut. »Ich habe sie gestern nicht mehr gehört.«

»Ich gehe nachsehen.« Mit einem Satz war Ina aus dem Bett. Rasch lief sie durch das Doppelbettzimmer des Maibacher Hotels, das dem Zimmer ihrer Mutter genau gegenüberlag. Die Neunjährige überquerte den Gang, riß, ohne anzuklopfen, die Tür auf.

Das Zimmer war leer. Mit offenem Mund starrte Ina auf das sauber gemachte Bett.

»Anja, Anja«, brüllte sie gleich darauf los.

Der Ruf riß die Schwester aus dem Bett. So schnell sie konnte, eilte Anja auf die offenstehende Zimmertür zu. »Bist du verrückt?« rief sie. »Du weckst ja das ganze Hotel auf.«

Ina drehte sich zu ihr um. »Aber Mami ist nicht da.«

»Was?« Anja trat an die Seite ihrer Schwester. Sie dachte intensiv nach, nagte dabei an ihrer Unterlippe. »Komm mit«, sagte sie dann. »Ich muß dir etwas sagen.« Sie faßte ihre Schwester am Ärmel ihres Pyjamas und zog sie wieder in das eigene Zimmer zurück.

»Wo ist Mami? Es sieht so aus, als ob Mami überhaupt nicht im Bett gewesen sei. Sie war gestern auch so komisch. Sie hat uns ganz schnell ins Bett geschickt, hat uns kaum gute Nacht gesagt.« Inas Augen füllten sich mit Tränen.

»Mami hatte noch etwas vor.« Anja tat geheimnisvoll. Sie setzte sich aufs Bett und zog die Beine an.

»Was weißt du?« Ina schüttelte die Ältere bei den Schultern. »Hat Mami dir etwas gesagt? Ich will wissen, was los ist. Warum sind wir überhaupt hier in dieser Stadt?«

»Wegen Papa«, sagte Anja. Sie grinste. Es gefiel ihr, daß sie mehr wußte als das Nesthäkchen.

Ina sah in diesem Moment nicht 
gerade geistreich drein. »Papa? 
Was hat Papa mit unserer Mama zu tun?«

»Er ist schließlich unser Papa«, wurde sie von ihrer Schwester belehrt.

»Du meinst, wir sind wegen Papa hier?«

»Ich weiß, daß Papa in der Nähe von Maibach lebt. Er hat hier eine Baufirma«, verriet Anja ihr.

Ina, die darüber wenig wußte, schob ihre Unterlippe nach vorn. Dann erklärte sie: »Mich interessiert der Papa nicht. Ich weiß ja nicht einmal, wie er aussieht.«

»Ich auch nicht«, gestand Anja. »Aber Mami hat Fotos von ihm. Die habe ich einmal angesehen.« Nachdenklich fügte sie hinzu: »Mami und Papa müssen noch ganz jung gewesen sein, als sie geheiratet haben.«

»Ich kann mir nicht vorstellen, daß Papa lieb ist, wenn er einfach von uns weggegangen ist«, meinte Ina patzig. Sie setzte sich zu ihrer Schwester aufs Bett.

»So einfach war es sicher nicht. Unsere Eltern haben sich eben nicht mehr verstanden. Ich glaube, daran waren Papas Eltern schuld.«

»Unsere Großeltern?« fragte Ina erstaunt.

»Es sind sicher keine richtigen Großeltern… Ich meine, sie sind nicht so, wie man sich Großeltern vorstellt. Ich möchte sie jedenfalls nicht sehen.« Über Anjas Gesicht legte sich ein Schatten. »Ich glaube, daß sie schuld daran sind, daß unsere Eltern sich getrennt haben. Sie wollten gar nicht, daß Papa unsere Mama heiratet. 
Sie wollten für Papa eine Frau mit Geld. Unsere Mama hatte aber kein Geld.«

»Woher weißt du das alles?« staunte Ina.

»Man bekommt eben so einiges mit.« Anja sonnte sich etwas in ihrem Wissen.

»Glaubst du, daß wir Papa zu Gesicht bekommen?« fragte Ina weiter.

»