Mit dem Fachbuch»Medikamentenbe andlung bei psychischen Störungen«, das 14 Auflagen erlebte, schrieb Asmus Finzen eine Orientierungshilfe für Assistenzärzte und Nichtmediziner, die sich - im Gegensatz zu gängigen Nachschlagewerken - am Krankheitsverlauf statt am Medikament orientierte. Nun hat er seinen bewährten Bestseller komplettüberarbeitet und in die Basiswissen-Reihe transferiert. Knapp und verständlich werden Wirkungen und Nebenwirkungen sowie Voraussetzungen und Folgen des Medikamenteneinsatzes vermittelt - eine wertvolle Anleitung für den verantwortlichen, angemessenen und sinnvollen Umgang mit Psychopharmaka bei psychischen Störungen wieÄngsten, Depressionen, Manien und Psychosen.Der Autor Asmus Finzen, Jahrgang 1940. 1968–75 Weiterbildung, Habilitation und Professur für Sozialpsychiatrie in Tübingen. Ab 1975 Direktor des Niedersächsischen Landeskrankenhauses Wunstorf. Anschließend bis 2003 stellvertretenderÄrztlic er Direktor der psychiatrischen Universitätsklinik Basel. Im Psychiatrie-Verlag sind zahlreiche Titel von ihm erschienen, etwa zur Schizophreniebehandlung. Kontakt: asmus.finzen@vtxmail.ch
Antidepressiva: Medikamente bei depressiven Störungen (S. 48-49) Antidepressiva sind Medikamente zur Behandlung depressiver Störungen. Anders als noch vor wenigen Jahren ist ihre Indikation jedoch nicht auf depressive Zustände im Rahmen von affektiven Psychosen begrenzt. Das Kriterium für die Anwendung von Antidepressiva ist das Ausmaß und die Schwere der depressiven Verstimmung, und zwar unabhängig von ihrer mutmaßlichen Ursache. Darüber hinaus haben die neueren Antidepressiva eine Indikationsausweitung erfahren, die sich auf Angst-, Somatisierunungs- und Persönlichkeitsstörungen erstreckt. Damit steigt die Gefahr der unkritischen Verordnung. Antidepressiva sind Medikamente mit unterschiedlicher chemischer Struktur und unterschiedlichen Wirkmechanismen. Noch vor wenigen Jahren unterteilte man vor allem nach der Struktur von trizyklischen, tetrazyklischen, chemisch andersartigen und pflanzlichen Antidepressiva. Heute differenziert man Antidepressiva nach ihrer jeweiligen Rezeptoraktivität bzw. ihrem Rezeptorbindungsprofil in: nicht selektive Trizyklika, Aminpräkursoren, Monoaminoxidase-Hemmer (MAOH), selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), nicht selektive Monoamin- Wiederaufnahmehemmer (NSMRI), selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), selektive Noradrenalin-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (NASSA, SSNRI) und Rezeptor-Antagonisten (NARI). Diese Aufteilung ist eher verwirrend als erhellend, zumal sich die Wiederaufnahmehemmer aller Arten nicht grundlegend unterscheiden. Für den Alltag mag es mit gewissen Einschränkungen genügen, im klassischen Sinne zwischen trizyklischen Antidepressiva (TZA), Noradrenalin- und Serotonin-Wiederaufnahmehemmern und verwandten Substanzen sowie Monoaminoxidase-Hemmern zu unterscheiden. Die Aminpräkursoren spielen im Alltag eine eher untergeordnete Rolle. Pflanzliche Antidepressiva, wie das Johanniskraut (Laif, Jarsin u. a.) möchte ich hier wegen ihrer geringen Wirksamkeit und ihrem beachtlichen Nebenwirkungsspektrum nicht berücksichtigen.WirkungsqualitätenÄhnlich wie bei Tranquilizern und Neuroleptika zielen die einzelnen Antidepressiva nicht spezifisch auf die Krankheit, sondern auf ein mehr oder weniger breites Spektrum von Symptomen. Man unterscheidet vor allem drei Wirkungsqualitäten, die bei den verschiedenen Antidepressiva unterschiedlich ausgeprägt sind, wobei bei einzelnen Medikamenten eine oder auch zwei dieser Wirkungsqualitäten ganz fehlen können: