: Silke Ellenbeck
: Diese unstillbare Sehnsucht nach Liebe - Band 1 - Die Jahre 1879 bis 1906 - Das Leben der Prinzessin Feodora zu Reuss-Köstritz, Prinzessin von Sachsen-Meiningen 1879-1945 - Histori
: Verlag DeBehr
: 9783987270840
: 1
: CHF 5.60
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 378
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als Feodora von Sachsen-Meiningen, Urgroßenkelin von Queen Victoria, im Jahre 1879 in das herzögliche Haus geboren wird, ist noch keinem klar, welch schwerer Weg ihr einst vorgezeichnet sein wird. Ihr Vater, der 'ewige Erbprinz', der weniger seine Pflichten als vor allem das Militär im Sinne hat, wie auch ihre Mutter halten sich statt in der Meininger Provinz meist in Berlin oder Breslau auf und lassen die Tochter lieber bei ihrer Großmutter, der preußischen Kronprinzessin, aufwachsen. Als sich bei dem jungen Mädchen schon früh Leiden einstellen, die keiner so recht zu deuten vermag, wächst die psychische Belastung stetig. Nachdem sie geheiratet hat, soll ein Kind alles richten, will sie alles besser machen, als sie es von den ihr gegenüber kühlen und abweisenden Eltern selbst erlebt hat. Doch was für Feodora einfach klingt, gerät zu einer lebenslangen Odyssee, die sie mit ihrem Mann Heinrich durchleben muss, zur Suche nach Liebe und Frieden in den politisch turbulenten Zeiten - ein Auf und Ab durch ein Leben, das der Prinzessin jedes noch so kleine Glück zu versagen scheint. Ein Frauenschicksal des 20. Jahrhunderts, dem bisher die breite historische Erinnerung nicht vergönnt war, untermalt von zahlreichen Familienbildern, aufgearbeitet an den historischen Originaldokumenten. Band 1 - Die Jahre 1879 bis 1906.

 

Meine Eltern


 


Mamas Kindheit und Jugendzeit


 


Die Eltern meiner Mutter waren der Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, ein Sohn des Königs Wilhelm I. von Preußen, der nach dem Tod seines Bruders König Friedrich Wilhelm IV. 1861 zum König von Preußen und 1871 zum Kaiser von Deutschland ernannt wurde. Seine Gemahlin war Augusta, eine geborene Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Mamas Mutter, Viktoria, war die erstgeborene Tochter der Queen Victoria von Großbritannien und Irland und trug bis zu ihrer Verheiratung den Titel Princess Royal, ihr Vater war der deutschstämmige Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, der Prince Consort.

Das Paar war sich 1851 zum ersten Mal bei der Weltausstellung in London begegnet, zu der Queen Victoria und ihr Ehemann Albert den König Wilhelm und seine Gattin eingeladen hatten. Es handelte sich um die erste Weltausstellung überhaupt, die von dem Prinzgemahl Albert initiiert und geplant worden war.

Dem jungen Kronprinzen Friedrich imponierte nicht nur, wie der Prinzgemahl diese beeindruckende Ausstellung organisiert hatte, gleichzeitig war er von dem einfachen Leben fasziniert, welches die Queen und ihr Ehemann abseits des Hofes lebten, denn es stand in einem doch sehr scharfen Gegensatz zu dem steifen Hofprotokoll in Berlin.

Seine Mutter Augusta fand in der Queen sofort eine neue Freundin, sodass sie im Jahre 1853 sogar eine der Patinnen für den kleinen neugeborenen Prinzen Leopold des englischen Königspaares werden sollte.

Doch die Queen und ihr Ehemann hatten zur Weltausstellung auch ihre erstgeborene Tochter mitgenommen und, obwohl Vicky, wie man sie in der Familie nannte, erst elf Jahre war und der Kronprinz bereits 19 Jahre alt, fesselte ihn sofort die ausgezeichnete Bildung und Belesenheit des Mädchens, welches ihm auf eine Frage, die er aus Höflichkeit in Englisch stellte, in perfektem Deutsch antwortete. Zudem bewies sie bei der Führung durch die Ausstellung so viel Natürlichkeit ob ihrer eigentlichen Kindlichkeit, dass er schon bei diesem Besuch durchaus mit dem Gedanken spielte, sie eines Tages zu ehelichen.

Vorerst jedoch musste er sich gedulden, denn erst wenn Vicky sechzehn Jahre alt würde, könnte er um ihre Hand anhalten. So beschränkten sich beide vorerst auf einen doch sehr engen und regen Briefwechsel.

Der Kronprinz schloss nun erst sein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität in Bonn ab, neben welchem er auch Vorlesungen in Geschichte, Politik und der englischen Verfassung besucht hatte. Nach dem Studium begab er sich in seine militärische Ausbildung.

Im Jahre 1855 reiste er dann nach Schloss Balmoral in Schottland, wo die englische Königsfamilie ihre Ferien verbrachte, um sich darüber klar zu werden, ob Vicky für ihn eine geeignete Braut sei.

Am preußischen Hof war man der Eheschließung mit einer englischen Prinzessin nicht gänzlich abgeneigt, Verwandte des jungen Kronprinzen hofften aus politischen Gründen eher auf eine Verbindung mit dem russischen Zarenhaus und standen dem Gedankengut des englischen Prinzgemahls zudem skeptisch gegenüber. Prinz Albert war ein Anhänger des Coburger Plans und somit ein Vertreter der These, dass ein liberalisiertes Preußen die deutschen Kleinstaaten zu einer Vereinigung bewegen könne, wenn die Regierung konstitutionell wäre, bei der die Minister sich nicht dem Souverän gegenüber zu verantworten hätten, sondern dem Parlament. Das Vorbild war also die englische Monarchie ohne einen absolutistischen Herrscher, wobei die Rechte der Queen eingeschränkt wurden durch die Verfassung. Die Queen hatte zwar politischen Einfluss, aber eigentlich lag dieser beim Parlament.

In Preußen dagegen, der absolutistischen Monarchie mit einem Herrscher von Gottes Gnaden, stand man dem kritisch gegenüber. Die politisch konservativen Kreise in Preußen lehnten daher auch die Eheschließung mit einer englischen Prinzessin ab, während liberale diese begrüßten.

<