: Krischan Koch
: Rollmopskommando Ein Küsten-Krimi
: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
: 9783423426695
: & Nicole Stappenbek
: 1
: CHF 7.30
:
: Spannung
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Geiselnahme in Fredenbüll Kurz bevor sich Polizeiobermeister Thies Detlefsen aus dem nordfriesischen Fredenbüll zu Tode langweilt, kommt wieder (kriminelles) Leben ins Örtchen. Die Ereignisse überstürzen sich: Im Nachbarort Schlütthorn wird die Raiffeisenbank überfallen, Oma Ahlbeck als Geisel genommen und ein ordentlicher Batzen Geld gestohlen. Die Täter flüchten nach Fredenbüll, kommen aber nicht weit. Denn auf einmal geschehen seltsame Dinge im Dorf. Und der große Showdown findet ausgerechnet im Fredenbüller EDEKA-Markt statt!  

Krischan Koch wurde 1953 in Hamburg geboren. Die für einen Autor üblichen Karrierestationen als Seefahrer, Rockmusiker und Kneipenwirt hat er sich geschenkt. Stattdessen macht er Kabarett und Kurzfilme und schreibt seit vielen Jahren Filmkritiken u.a. für die>DIE ZEIT< und den>Norddeutschen Rundfunk<. Koch lebt mit seiner Frau in Hamburg und auf der Nordseeinsel Amrum, wo er mit Blick aufs Watt seine Kriminalromane schreibt.

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In der Filiale der Nordfriesischen Raiffeisenbank im Nachbarort Schlütthörn herrscht Hochbetrieb. Zwei Kunden befinden sich im Schalterraum. Kurz vor der Mittagspause will die frisch frisierte Oma Ahlbeck ihre Rente abholen. Außerdem wartet die Bredstedter Zahnärztin Ute Butz-Christensen auf ein Anlageberatungsgespräch mit Filialleiter Heiko Thormählen, der in einem Hinterzimmer residiert.

Die junge Kassiererin Wencke Petersen hat im Moment alle Hände voll zu tun.

Die gebürtige Fredenbüllerin hat nach einer Banklehre im fernen Schleswig eine Anstellung als Kassiererin in der kleinen Filiale gefunden. In ihrem dunklen Hosenanzug, mit dem strengen Pferdeschwanz und der akkuraten pink schillernden Fielmann-Brille sieht Wencke Petersen tatsächlich wie ein Bankfräulein aus. Aber am Wochenende trägt sie regelmäßig ihr Haar offen, dreht sich gern mal Locken rein und zwitschert ab ins pulsierende Bredstedt. Dann wird Wencke zur Disco-Queen.

Heute Morgen ist davon nichts zu merken. Wencke Petersen hilft Frau Ahlbeck am Automaten beim Ausdrucken der Kontoauszüge. Ihre Handtasche hält die korpulente Frau Ahlbeck in der Rechten, ihren Hackenporsche hat sie vor einem Ständer mit Broschüren zur Altersvorsorge der Raiffeisenkassen geparkt. Zahnärztin Ute Butz-Christensen wartet auf einer Sitzgelegenheit zwischen zwei Hydrokulturen und blättert mit sorgenvollem Blick in einem Ordner mit Depotauszügen.

»Ich bin mit Herrn Thormählen verabredet«, drängelt die Zahnärztin ärgerlich an die junge Kassiererin gewandt und sieht auf ihre Uhr. »Meine Patienten warten. Ich hab nicht ewig Zeit.«

»Ich frag gleich mal nach, Frau Doktor«, antwortet Jungbankerin Wencke beflissen, während sie Frau Ahlbecks Kontoauszüge aus dem Drucker zieht.

»Ich kann mir schon vorstellen, dass Ihr Herr Thormählen sich am liebsten drücken möchte. Aber ich habe mit dem Herrn Filialleiter dringend etwas zu besprechen.« Sie knallt geräuschvoll den Aktenordner zu.

»Wahrscheinlich wieder fix am Rechnen, der Heiko«, schreit die schwerhörige Frau Ahlbeck durch den überschaubaren Schalterraum.

»Nur, dass er sich bei mir leider fixver-rechnet hat«, erwidert Ute Butz-Christensen gallig.

»Is sowieso gleich Mittag«, gibt Oma Ahlbeck zu bedenken. Der Zahnmedizinerin steigt Zornesröte ins Gesicht.

In dem Moment wird der Schalterraum ganz plötzlich in gelbes Licht getaucht. Currygelb. Auf dem Fußweg direkt vor der Filiale hat sich ein riesengroßer zerbeulter alter Ford Granada vor den Eingang geschoben. Das satte Motorengeräusch ist sogar durch die neuen Sicherheitsfenster der Bankfiliale zu hören. Zwei Männer mit Indianermasken hechten aus dem Fond, der Fahrer, der Cowboyhut und Spiegelsonnenbrille trägt und sich außerdem ein schwarzes Tuch vor Mund und Nase gebunden hat, schält sich etwas langsamer aus dem verrosteten Oldtimer. Der Wagen steht so nahe an der Eingangstür, dass er kaum aussteigen kann. Die beiden Indianer sind mit abgesägten Schrotflinten bewaffnet, der Cowboy trägt einen Colt und hat einen großen Plastikmüllsack dabei.

Die drei stürmen dicht hintereinander in die Bank. Mit ihnen zusammen weht ein Duftgemisch aus Auspuffgasen und nicht verbranntem Benzin durch die weit aufgestoßene Eingangstür in den Schalterraum. Einer der beiden Indianer gibt mit der doppelläufigen Schrotflinte eine Salve in die Decke ab. Eine