: Andreas Gruber
: JAKOB RUBINSTEIN Mysteriöse Kriminalfälle
: Luzifer Verlag
: 9783958352025
: Andreas Gruber Erzählbände
: 1
: CHF 5.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 328
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Scheinbar sind die düsteren Gassen Wiens der Mittelpunkt unheimlicher Lügen, Intrigen und Verschwörungen. Geheimnisse werden vom Innenministerium vertuscht, Menschen verschwinden spurlos, Konzerne führen inoffizielle Experimente, doch der jüdische Privatdetektiv Jakob Rubinstein deckt sie auf ... eher zufällig, denn mit brillanter Logik. An seiner Seite recherchieren seine Schwester Rachel, seine Sekretärin Lisa, der homosexuelle Kolumnist Nicolas Gazetti und der faule Kater Dr. Watson - ein Team, das erfolgloser nicht sein könnte, doch mit dem Wiener Bürgermeister Dr. Gödl haben sie ein starkes Ass im Ärmel. Gemeinsam nehmen sie es mit Psychiatern, Wissenschaftlern, der Ärzte-Lobby, der Wiener Polizei und den Regierungsbeamten des In-nenministeriums auf, in deren Dunstkreis sie mit ihren Ermittlungen ständig schlittern. Sechs sonderbare Kriminalfälle eines jüdischen Privatdetektivs aus den dunklen Ecken Wiens - von Andreas Gruber. 'Ein sprühendes Feuerwerk voll skurriler Ideen und schräger Figuren.' [Veit Etzold - Autor]

Andreas Gruber, geboren 1968 in Wien, studierte an der dortigen Wirtschaftsuniversität und lebt als freier Autor mit seiner Familie und fünf Katzen in Grillenberg in Niederösterreich. Mittlerweile erschienen seine Kurzgeschichten in über hundert Anthologien, liegen als Hörspiel vor oder wurden als Theaterstück adaptiert. Seine Romane erschienen als Übersetzung in Frankreich, Italien, Türkei, Brasilien, Japan und Korea. Dreifacher Gewinner des Vincent Preises und dreifacher Gewinner des Deutschen Phantastik Preises. Arbeitsstipendium Literatur 2006, 2008, 2009, 2010, 2012, 2013 und 2014, Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur. Gruber spielt leidenschaftlich gern Schlagzeug und wartet bis heute auf einen Anruf der Rolling Stones.

 Zweiter Fall - Das Pendelmetronom


1. Kapitel


 

Mit dem Honorar von Carla von Hörig hatte Rubinstein seine Leah übers Wochenende in eine Honeymoon-Suite in Venedig eingeladen. Vor ein paar Tagen waren sie nach Hause gekommen.

Nun wälzte sich Rubinstein wieder in seinem Bürosessel und verdrehte dabei die Augen. »Ich weiß.« Er wechselte den Telefonhörer in die andere Hand.

»Was weißt du? Ich habe noch gar nichts gesagt, Sherlock Holmes!«, keifte die Stimme am anderen Ende.

Oj, oj, oj! Nicolas Gazetti war gereizt.

Rubinstein legte die Füße auf den Schreibtisch und lehnte sich im Stuhl zurück. »Ilonas Geburtstagsfeier wurde abgesagt. Wir verschieben den Grillabend, bis sie aus dem Krankenhaus entlassen wird«, seufzte Rubinstein. »Das wolltest du doch sagen, oder?«

»Rachel hat also schon mit dir darüber gesprochen«, stellte Gazetti fest.

»Na klar, oder glaubst du, ich habe das aus dem Internet erfahren?«, antwortete nun auch Rubinstein gereizt.

»Du und Internet! Pah! Du würdest doch nicht mal deine eigene Homepage finden!«, fauchte Gazetti. »Wenn du überhaupt eine hättest.« Gazetti verstummte, offensichtlich wartete er auf eine Reaktion.

Ausgerechnet von einem Gelegenheits-Kolumnisten, der seine Artikel auf einer klapprigen Schreibmaschine tippte, musste er sich das sagen lassen. Rubinstein massierte seine Schläfe. Während des langen Schweigens war nur das Knacken der Telefonverbindung zu hören. Was soll's? Gazetti hatte recht. Er konnte mit einem Computer nicht besonders gut umgehen, geschweige denn eine Internetverbindung herstellen. In der Auskunftei hatte er nur an einem idiotensicheren Terminal gesessen, und später hatte es ihn nie interessiert. Als Privatdetektiv konnte er sich diese technische Stümperei zwar nicht leisten, aber dafür hatte er ja Lisa und ihre Freundin Ossi.

Rubinstein raufte sich die Haare. Immer wenn sie sich stritten, kamen sie vom Thema ab. »Entschuldige, Nicolas. Es tut mir leid«, murmelte er. »Ich bin selbst furchtbar durcheinander. Ilona ist zwar deine Schwester, aber ihr Unfall geht auch mir nahe.«

»Kann ich verstehen. Die Sache nimmt mich ordentlich mit«, seufzte Gazetti, und nach einer Pause: »Jaaa'kob …?«

»Mhm?«

»Du hättest Ilona sehen sollen. Gerade erst achtzehn, und die pumpen sie mit Dopamin voll. Sie ist abgemagert, krümmt sich im Bett wie eine Verrückte, hat Weinkrämpfe und stammelt unzusammenhängendes Zeug … Rachel und ich waren letzte Nacht bei ihr.«

»Ich weiß, Rachel hat mich vorher angerufen.«

»Deine Schwester besucht sie heute Abend wieder in der Klinik. Kommst du auch hin, Jakob?«

»Ich … mhm … kann leider nicht«, druckste Rubinstein herum. »Bestelle Rachel und deiner Schwester liebe Grüße. Ich bin die nächsten Tage unterwegs …« Neben dem Schreibtisch ratterte das Faxgerät. Rubinstein beugte sich nach vorne und riss das ankommende Papier aus dem Behälter. Er rollte das Fax auseinander und warf einen Blick darauf, als suchte er nach einer bestimmten Information. Sein Blick hellte sich auf. »In der Steiermark«, fügte er prompt hinzu.

»Ich dachte, du darfst am Sabbat nicht arbeiten?«, spöttelte Gazetti missgelaunt.

Jetzt fing das wieder an! Rubinstein seufzte. »Ich muss kejn Schábeß nit haltn!«

»Nein, musst du nicht?«

»Na ja, gut, nur ein klein wenig.«

»Wenn das der alte Jonas wüsste.«

»Halt ja deine Klappe!«, drohte Rubinstein. Mittlerweile lebte Professor Jonas nicht mehr in Tel Aviv, sondern ebenfalls in Wien, wo er im Vorstand einiger wissenschaftlicher Institute saß und mit Gazetti und Rubinstein gelegentlich ins Café Sacher auf Kaffee und Kuchen ging.

Gazetti stieß die Luft zischend aus. »Du bist wahrlich eine Schande für dein Volk.«

O Gott, er klingt schon wie meine Schwester!

»Jakob, wenn du nur einen Funken mehr Int