: Ulrich A. Büttner
: Vier Meinungen über Mathias Keh Borowiaks letzter Fall
: TWENTYSIX
: 9783740722739
: 1
: CHF 4.40
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 290
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ist der Protagonist ein Demenzkranker und Kakanien eine riesige Auffangstation? Erfindet er sich eine Welt aus den Projektionen anderer oder spiegelt seine Version tatsächlich die Zukunft, in der ein Handelskrieg mit den Chinesen tobt?"Vier Meinungen über Mathias Keh" geht von der Fiktion aus, dass durch die Europäische Union südlich von Bratislava ein Mini-Staat eingerichtet wird, in den man kranke, unproduktive und unerwünschte Personen abschiebt. In dem scheinbar von Hausverwaltern beherrschten Archipel, in dem Sitten und Kultur verfallen, verschwindet die Hauptperson während einer Pandemie. Ben Borowiak, der abgehalfterte Detektiv aus Neukölln, wird beauftragt, nach Mathias Keh zu forschen. Als er merkt, dass er in ein Komplott geraten ist, befindet er sich in den Mühlen der Psychiatrie. Irrtümer, Illusionen und Krankheiten werden zur Metapher über die Unzulänglichkeit des menschlichen Lebens. Eine Groteske, die zum Lachen reizt: die Zivilisation endet im Archaischen. Nichts bleibt ausser eine, den chimärischen Reiz des Lebens prägende Ungewissheit.

Ulrich A. Buettner, geboren 1959 in Hildesheim, lebt seit 1989 in Muenchen. Im Wenz Verlag erschienen von ihm 2010"Berlin im Schneidersitz" und 2012 der Erzaehlband"Der abgetrennte Kopf". Teil I und Teil II der Trilogie um Ben Borowiak sind"Die Leiche im Kraut" (2017) und"Santiago sehen oder sterben" (2016). Mehr Info unter www.ulrich-buettner.de
PROLOG

Bis zur Pflegestation ist es ein weiter Weg. Ich darf sagen, dass es nicht leicht ist, so weit vorzudringen. Es erfordert eine Menge Geduld, die Transformation zu verstehen. Seit dem Tag meiner Geburt ist kein Augenblick vergangen, an dem ich mich nicht ein Stück verwandelt hätte. Meine ersten Versuche, mich über das menschliche Dasein zu erheben, endeten kläglich – mit Unfällen und dem Spott der Mitmenschen. In Kakanien lernte ich, das Raue, Kranke, Unperfekte als Mittel zu nutzen. Auch die Kunst der Verstellung habe ich perfektioniert. Erst hier komme ich der Vervollkommnung nahe, die ich so lange angestrebt habe.

Die Tür steht einen Spalt breit offen. Vom Flur dringen die Geräusche herein: quietschende Gummisohlen auf Linoleum, klapperndes Geschirr auf rollenden Servierwagen, vom Pausenraum des Personals gedämpfte Gespräche, die Schritte orientierungsloser Besucher, die vor meinem Zimmer kehrt machen, die markige Stimme der Oberschwe