Kap. 1 Körperliche Veränderungen im Alter
Die Abwärtsentwicklung der Immunabwehr ist ein Prozess, der schon früh einsetzt und vielfältige Konsequenzen hat. Die Veränderungen des Immunsystems können jedoch nicht isoliert betrachtet werden. Auch andere Systeme und wahrscheinlich die meisten Organe, Gewebe und Zellen des menschlichen Körpers sind einem Alterungsprozess unterworfen und wandeln sich stetig um.
Was das Altern letztendlich verursacht, konnte bisher noch nicht überzeugend dargelegt oder eindeutig geklärt werden. Die Frage, warum wir überhaupt altern, kennt noch keine Antwort.
Ursachen
Als mögliche Ursachen der Alterungsvorgänge werden verschiedene zelluläre und molekulare Prozesse erörtert, deren Bedeutung erst in Ansätzen bekannt ist. Zur Erklärung des Alterungsprozesses werden vor allem folgende körperliche Erscheinungen herangezogen.
Antioxidative Schutzmechanismen
Im Stoffwechsel der Zellen entstehen ständig im Zusammenhang mit Sauerstoffreaktionen der Zellatmung hochreaktive Verbindungen, sogenannte Sauerstoffradikale. Sie schädigen in höheren Konzentrationen wichtige Funktionen und Zellstrukturen (oxidativer Stress). Innerhalb der Zellen existieren deshalb zahlreiche antioxidative Schutzmechanismen, z. B. Enzyme, die eine Anreicherung dieser Stoffe verhindern. Die Wirkung dieser Schutzmechanismen lässt im Alter nach. Ein Beispiel für einen antioxidativen Stoff im menschlichen Körper ist das Vitamin C (Kap. 10).
Zellregeneration
Mit dem Alter nimmt die Fähigkeit der Zellen zur Regeneration ab, wobei sich im Laufe des Lebens immer höhere Zellverluste einstellen. Zellregeneration ist die körpereigene Fähigkeit, irreparable Zellen auszusondern und beschädigtes Gewebe mithilfe von neu produzierten Zellen zu heilen. Dieser Prozess findet über Zellteilungen statt.
Für bestimmte Gewebearten und Organe gibt es dazu die Stammzellen, unbegrenzt teilungsfähige und nicht differenzierte Zellen. Im Alter werden die verbrauchten seneszenten Zellen nicht mehr genügend vom Immunsystem beseitigt. Diese Zellen setzen jedoch Substanzen frei, die Entzündungsreaktionen fördern (senescence-assosiated secretory phenotype). Zu de