: Manuel Andrack
: Von wem habe ich das bloß Auf den Spuren der Ahnen. Eine Gebrauchsanweisung
: Verlag Kiepenheuer& Witsch GmbH
: 9783462301625
: 1
: CHF 8.00
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: Geschenkbücher
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Auf den Spuren der Ahnen - oder wie ich märchenhafte Verwandte fandVon wem habe ich das bloß ist spannend wie Karl May, komisch wie Helge Schneider, abenteuerlustig wie Reinhold Messner, gelehrt wie Kant, weise wie der Dalai Lama und lehrreich wie ein Ratgeber von Dietrich Grönemeyer. Manuel Andrack begibt sich auf eine Rutschpartie in die eigene Familiengeschichte. Familienforschung wie Manuel Andrack sie betreibt, ist atemlos und risikoreich. Familien sind ja per se heikel. Aber da sind auch diese vielen Fragen, die jeder gern beantwortet hätte: Was für ein Mensch war mein Großvater? Wie lebten meine Urgroßeltern? Hoppla, mein Großvater war ja schon mal verheiratet. Wieso weiß ich das nicht? Andrack, das klingt doch irgendwie französisch? Aber warum führen eigentlich immer alle Spuren in den Osten? Was ist mit ausgewanderten Andracks in Amerika? Manuel Andrack hat Taufregister und Kirchenbücher durchwühlt, hat nach Spuren vor Ort gesucht und sich mit entfernten Verwandten getroffen. Aber konnte er überhaupt mit jemandem verwandt sein, der auf zwei Fingern pfeift? Das hatte er noch nie geschafft. Und sein Vater auch nicht. Klarheit sollen hier Stammbäume bringen, die bis weit ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Auch eine Gebrauchsanweisung musste mühsam aus dem Amerikanischen übersetzt werden, damit beim Speichelabstrich bloß keine Fehler geschehen, schließlich soll herausgefunden werden, wie sich das Andrack-Gen über die Welt verteilt. Wie hilfreich ist eigentlich das Internet bei der Ahnensuche? Und was ist mit Hypnose und Familienaufstellung? Familienforschung ist mehr als Stammbäume malen. Mit jedem Schritt in die Vergangenheit wird auch ein Stück Geschichte erzählt, und im günstigsten Fall erfährt man dabei etwas über sich selbst. »Ahnenforschung erlebt derzeit einen Boom.« FAZ 

Manuel Andrack, geboren 1965, war acht Jahre lang hinter den Kulissen der Harald Schmidt Show aktiv, wählte Gäste und Gags aus. Bekannt wurde er im August 2000, als er seinen Arbeitsplatz in das Studio verlegte. Als so genannter »Sidekick« unterhielt er sich von nun an mit Harald Schmidt über Gott und die Welt, am liebsten aber über Fußball und deutsche Biersorten. Dieses Engagement für deutsches Bier veranlasste den Deutschen Brauer-Bund 2002 dazu, ihn für ein Jahr zum »Botschafter des Bieres« zu ernennen. Er bekam 2001 und 2003 den Deutschen Fernsehpreis, war zweimal für den Grimme-Preis Spezial nominiert und wurde mit dem Grimme Online Award TV 2001 und der Goldenen Feder 2002 ausgezeichnet. Seine enorm erfolgreichen, unkonventionellen Wanderbücher brachten ihm zudem die Bezeichnung »Wanderpapst« ein. Mit Meine Saison mit dem FC setzte er dem 1. FC Köln ein Denkmal und mit Die Ruhe der Schlammkröte seiner wilden Punk-Rock-Jugend.

1.

Berlin, 1989


Wie ich auf weitere Andracks stieß, den Traum von einem Hugenottenschloss träumte, eine Berliner Dame verschreckte und warum ich mich dann noch bis auf die Unterhose ausziehen musste

 

Wenn ich in den vergangenen Jahren von meinem Vorhaben erzählte, Licht ins Dunkel meiner Familiengeschichte zu bringen, schien das jeden zu interessieren. Fast alle sagten, ja, doch, Ahnenforschung, das würde ich auch mal gern machen. Müsste man mal angehen. Wenn man Zeit hat. Nach der Pensionierung oder so, sagen die meisten, ohne zu wissen, wie viele Rentenreformen ihnen noch bevorstehen und ob sie jemals so etwas wie eine Pensionsgrenze erreichen werden.

Ich wollte nicht bis dahin warten, das würde mir definitiv zu lange dauern. Meinen ersten Anlauf hatte ich schon mit 23 Jahren unternommen. Es war der Herbst 1988, ich studierte und ging eines Tages ins Postamt direkt an der Universität. Ein Postamt, wo man sämtliche Telefonbücher der Republik fand. Die neuen Bundesländer gab es natürlich noch nicht, und niemand dachte auch nur im Traum daran, dass es sie jemals geben würde. Ich stand vor über hundert gelben Telefonbüchern in grauen Plastik-Hängeregistern und entschied mich, nur die Telefonbücher der Großstädte durchzusehen. Die Suche war mühsam und ich kam sehr langsam voran. Erfolg hatte ich nur in einem einzigen Buch: In Berlin (West) fand ich sieben Andracks.

 

Als guter Ermittler wollte ich sofort an den Ort des Geschehens. Und da Ende der Achtziger mein Berufswunsch irgendwo zwischen Steven Spielberg und Alfred Hitchcock angesiedelt war, beschloss ich, zur Berlinale zu fahren, um mir von morgens bis abends Filme anzusehen. Ich glaube, ich habe dann an einem Nachmittag den marokkanischen und den thailändischen Wettbewerbsbeitrag ausgelassen, um mich in eine Berliner Telefonzelle zu stellen. Und zwar in eine Zelle, die über ein intaktes Telefonbuch in einem grauen Hängeregister verfügte. Von denen gab es in Berlin (Weltstadt!) zwei, eines mit den Namen A-K, eines mit den Namen L-Z. Es waren noch richtige Telefonzellen mit den Zellentüren, die sich beim Schließen ins Kreuz drückten und in denen es nach einer Mischung aus kaltem Rauch und ungewaschenem Intimbereich roch. Ich stand also in dieser Westberliner Telefonzelle und rief alle Berliner Andracks an. Ich begann mit einer Dame, deren Vornamen ich vergessen habe, nennen wir sie einmal Elisabeth. Ich wählte Elisabeths Nummer, ich hatte Glück und sie hob ab. Ich nannte meinen Nachnamen und erzählte ihr von meinem Vorhaben, weitere Menschen mit dem gleichen Nachnamen zu kontaktieren. Elisabeth reagierte – für mich verblüffend – total