: Katrin Keil
: Gold und Seide Roman
: Diana Verlag
: 9783641051587
: 1
: CHF 8.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 512
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein opulenter Historienschmöker voller Spannung und Dramatik
Wittenberg 1545: Die junge Carla hat von ihrem Vater, der unter Lucas Cranach d. Ä. arbeitet, das Talent zum Malen geerbt. Da die Malerei kein Frauenhandwerk ist, erlernt sie das Weben. Erst als der Verlust eines Auftrags droht, braucht sie beide Talente für ein Werk von historischer Bedeutung ...

Katrin Keil, 1971 in Süddeutschland geboren, studierte Medienwissenschaften und lebt heute als Texterin und Konzept-Entwicklerin in Hamburg. 'Gold und Seide' ist die Fortsetzung ihres äußerst erfolgreichen Debütromans 'Die Bildweberin'.
"KAPITEL 18(S. 169-170)

Wittenberg, 1553 

Die Kappeüber die blonden Locken gestülpt, stand sie in Wams und Beinkleidern am Bug des Lastkahns und sahüber den Fluss. Es mussten nur noch ein oder zwei Windungen sein, bis die Silhouette von Wittenberg im Morgennebel auftauchen würde. Knapp zweieinhalb Jahre war es nun her, dass sie die Stadt auf demselben Weg heimlich verlassen hatte. Nun kehrte sie ebenso heimlich zurück.

Carla räusperte sich und zwinkerte in Männermanier dem drallen Mädchen zu, das sich einige Schritte weiter an die Reling gestellt hatte und sie nicht aus den Augen ließ. Es kicherte errötend und wandte sich scheinbar verlegen ab. Sie seufzte. Lernten diese dummen Hühner denn nie dazu? Sollte sie selbst einmal eine Tochter haben, wüsste sie sie auf jeden Fall zu warnen. Dass man junge Mädchen nicht vor einem hübschen Gesicht warnen konnte, kam ihr dabei nicht in den Sinn. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Fluss. Der Morgen war kühl, aber der Tag versprach heiß zu werden.

Da, jetzt konnte sie Wittenberg erkennen.Überraschend wurde Carla von Heimweh durchflutet. Von Vorfreude auf den Vater, den Bruder. Sie klimperte mit der Geldbörse, die sie fest verschnürt unter ihrem Hemd auf der Brust trug. Sie war gut gefüllt, hatte sie doch viel gearbeitet und wenig ausgegeben in Torgau. Sie würde zur Feier des Tages auf dem Markt zwei fette Rebhühner kaufen. Das würde den Vater sicher erfreuen. Als Carla breitbeinig vom Kahn stieg, rempelte sie einer der Lastenträger an, die an Bord kamen, um für ein Handgeld die Kähne zu entladen. Der bullige Mannüberragte sie um eine gute Haupteslänge.»Bürschchen«, grollte er wütend,»pack dich schleunigst beiseite.«

Schnell legte sie ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter, nicht ohne einen gewissen Druck auszuüben. Das Lächeln dazu war hingegen offen und freundlich, die Stimme warm.»Mein Freund, verzeih mir.Aber schau, die Sonne scheint, und der Tag ist zu schön fürÄrger. Hier, nimm einen Pfennig als Entschuldigung und lade dir nachher ein Liebchen ein. Ist das nicht viel besser?« Der Bullige sah in seine Hand, in der nun wie von Zauberhand ein funkelnder Pfennig lag.»War ja meine Schuld«, grummelte er, während er das Geld in seine Tasche gleiten ließ, und trollte sich. Nicht einen Augenblick sah ihm Carla nach. Sie hatte schnell gelernt, dass sichÄrger vermeiden ließ, indem man ihm einfach keine Angriffsfläche bot."