: Vera Sandberg
: Und morgen bin ich dich los Das große BRIGITTE-Scheidungsbuch
: Diana Verlag
: 9783641031596
: 1
: CHF 5.60
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: Erzählende Literatur
: German
: 253
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Trennung ist gut, zu wissen wie, ist besser!
Fast jede zweite Ehe wird geschieden. Doch von Gelassenheit und Routine keine Spur: Wem es passiert, der macht schwere Zeiten durch. Es tut weh, es macht Angst oder auch ein schlechtes Gewissen. Egal, wer geht oder wer verlassen wird, wer leidet oder triumphiert: Scheidung verändert das Leben - und das nicht unbedingt zum Schlechten! Das große 'BRIGITTE'-Scheidungsbuch erzählt Geschichten von Frauen vor, während und nach der Scheidung. Psychologen, Therapeuten und Anwälte berichten aus ihrer Praxis. Mit einem ausführlichen Serviceteil.
• Mit großer Checkliste zu den Themen: Unterhalt, Trennungsjahr und Sorgerecht
• Mit Experten-Interviews und allen Tipps und Tricks

Vera Sandberg, geboren 1952 in Berlin, absolvierte ihr Journalistik-Studium in Leipzig und war 12 Jahre lang Redakteurin einer Tageszeitung in Ost-Berlin. Im Juni 1989 wurde ihr die Ausreise bewilligt, seit 1990 ist sie Autorin bei BRIGITTE und hat mehrere Bücher geschrieben, zuletzt 'Krebs. Und alles ist anders'. Vera Sandberg ist Mutter von zwei inzwischen erwachsenen Kindern und lebt seit 2000 bei Berlin.
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Keine Reue
»Ohne meine Scheidungen würde ich mich nicht so gut kennen«
Dies ist ein Interview mit mir selbst. Ich habe nur drei Fragen – und meine Gedanken, Erfahrungen, Beobachtungen dazu. Schließlich bin ich dreimal geschieden. Einmal als Studentin, mit einundzwanzig Jahren. Ein zweites Mal mit achtundzwanzig. Und zuletzt mit neununddreißig. Allerdings tat es nur einmal richtig weh – als Kinder im Spiel waren.
Die erste Ehe war ein romantischer Jugendirrtum und blieb bis auf ein paar Erkenntnisse folgenlos. Die zweite Ehe brachte mir zwei Kinder ein und viele Erfahrungen, vor allem mit mir selbst. Und die dritte Ehe war der Versuch, endlich wieder eine Familie zu sein – eine Illusion. Die schlimmste Scheidung erlebte ich ohne Trauschein und ohne Gericht. Es war die Liebe meines (bisherigen) Lebens. Ich verlor sie an eine andere Frau.
Ich habe bei jeder Scheidung sämtliche Folgen getragen, meine Kinder ohne Partner großgezogen, finanziell für uns drei gesorgt. Mein Nutzen: Ich bin durch den Einsatz all meiner Kräfte immer mehr ich geworden. Meine Kinder achten und lieben mich. Mein Schaden: Ich musste alles allein schaffen und verantworten. Manchmal weiß ich nicht, ob Nutzen und Schaden in diesem Fall nicht ein und dasselbe sind. Für dieses Selbstgespräch habe ich mir, wie gesagt, drei Fragen gestellt:

Warum passen Ehe und Liebe auf Dauer nicht zusammen?


Verheiratete Partner leben gefährlich. Denn unsere Ehen basieren, anders als frühere, bei denen alle möglichen gesellschaftlichen Konventionen und ökonomischen Kalkulationen eine große Rolle spielten, auf einem der flüchtigsten Elemente, die das Leben zu bieten hat: der Liebe. Wir wissen das. Alle wissen das. Die Liebe ist aber nicht zu fassen, nicht zu zwingen, nicht zu halten. Liebe entwickelt sich, wo und wann sie will. Auch ganz unpassend, unzweckmäßig. Das macht sie so atemberaubend, das gibt ihr ihren hohen Wert. Vor der Liebe sind wir machtlos. Gehen wir in die Knie. Im Namen der Liebe überschreiten wir Grenzen, versetzen wir Berge, verletzen wir andere. Lassen wir uns verletzen. Warten wir, dass er sich endgültig entscheidet. Hoffen wir auf den erlösenden Antrag.
Die Liebe hat höchste Priorität. Um sie zu erleben, tun wir Dinge, die wir eigentlich lieber nicht tun sollten. Folgen dem Mann an seinen neuen Arbeitsort, ohne selbst an diesem eine Job-Perspektive zu haben, bleiben bei den Kindern zu Hause, ohne für später vorzusorgen. Pfeifen auf Absicherung und Ehevertrag.
Die Liebe. Ohne sie wären wir arm. Wäre aller Reichtum nichts. Liebe versüßt auch den kärgsten Alltag. Der Mensch ist für die Liebe gemacht. Manchmal hat er sich die Liebe auch konstruiert, um seinen jeweiligen Partner romantisch zu überhöhen. Was in diese Vorstellung passt: Liebe ist ein Mythos, den wir uns ins alltägliche Leben holen wollen. Aber kann das auf Dauer funktionieren? Muss zur Liebe nicht doch ein kluges Kalkül hinzukommen, um einen Bund fürs Leben zu begründen?
Es ist ja so: Jeder darf heiraten, wen er will. Das war ja nicht immer so. Es gab Zeiten, noch nicht allzu lange her, da waren Hochzeiten den Vermögenden vorbehalten, da mussten Leibeigene ihre Herren um Erlaubnis bitten, wenn sie jemanden ehelichen wollten. Bis vor einigen Jahrzehnten waren die Eltern zu fragen.
Clara Wieck hatte einen Prozess gegen ihren Vater angestrengt, weil er ihr die Heira