: Daniel Holbe, Ben Tomasson
: Blutreigen Kriminalroman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426458204
: Ein Sabine-Kaufmann-Krimi
: 1
: CHF 10.00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein neuer spannender Kriminalroman vom Bestseller-Autor Daniel Holbe um das Ermittlerteam Sabine Kaufmann und Ralph Angersbach Volksfest mit Todesfolge Mord auf dem Bad Vilbeler Markt . Die Vorbereitungen für das alljährliche Volksfest laufen auf Hochtouren. Da trifft bei der Polizei eine Nachricht mit einer Drohung ein: Auf dem Volksfest soll sozusagen als krönender Abschluss ein Attentat auf die Ordnungshüter verübt werden. Sofort werden alle Kräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt, das LKA wird angefordert, darunter Sabine Kaufmann, und zur Verstärkung muss auch Ralph Angersbach anrücken, dem solche Großveranstaltungen eigentlich ein Gräuel sind. Sabine und Ralph versuchen mit ihren Kollegen das Schreckliche zu verhindern. Zunächst scheint nahe zu liegen, dass die Drohung mit den Ermittlungen zusammenhängt, die gerade in Bad Vilbel durchgeführt werden und bei denen es um den Verdacht der Bestechung und Korruption bei der Vergabe der Lizenzen für die Schausteller geht. Doch dann führen die Spuren plötzlich in eine ganz andere Richtung ... Der fünfte Fall in der Krimi-Reihe um das Team Sabine Kaufmann und Ralph Angersbach. Die vorigen Bände: Band 1: 'Giftspur' Band 2: 'Schwarzer Mann' Band 3: 'Sühnekreuz' Band 4: 'Totengericht'

Daniel Holbe, Jahrgang 1976, lebt mit seiner Familie im oberhessischen Vogelsbergkreis. Insbesondere Krimis rund um Frankfurt und Hessen faszinierten den lesebegeisterten Daniel Holbe schon seit geraumer Zeit. So wurde er Andreas-Franz-Fan - und schließlich selbst Autor. Als er einen Krimi bei Droemer-Knaur anbot, war Daniel Holbe überrascht von der Reaktion des Verlags: Ob er sich auch vorstellen könne, ein Projekt von Andreas Franz zu übernehmen? Daraus entstand die Todesmelodie, die zum Bestseller wurde. 

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Zehn Tage vor dem Bad Vilbeler Markt

Der Vogelsberg ließ ihn nicht los. Nachdem sich der Traum vom eigenen Haus in Fuchsrod zerschlagen hatte, konnte er seiner Mietwohnung in Gießen noch weniger abgewinnen als zuvor. Das einzig Positive war der kurze Weg zum Präsidium. Aber jedes Mal wenn Ralph Angersbach seinen Vater besuchte und durch die herrliche Landschaft mit ihren ansteigenden Hügeln und den bewaldeten Bergrücken, den Flickenteppichen aus Wiesen und Feldern und den schmalen, gewundenen und wenig befahrenen Straßen unterwegs war, blutete ihm das Herz. Hier gehörte er hin, hier wollte er leben.

Das Geld dafür hätte er; nach dem Verkauf des Hauses in Okarben, das ihm seine Mutter vermacht hatte, war zumindest für eine Anzahlung genügend Kapital vorhanden. Für seine Halbschwester Janine, die er zusammen mit jenem Haus in der südlichen Wetterau geerbt hatte, musste er nicht mehr sorgen. Sie lebte in einer Wohngemeinschaft in Berlin, zusammen mit Morten, einem australischen Jurastudenten. Seit dem letzten Herbst besuchte sie die Abendschule, um ihr Abitur nachzuholen. Sie hatten nur selten Kontakt; er mochte sich nicht aufdrängen, und Janine hatte so viel anderes zu tun, aber er war froh, dass es sie gab. Wenn er daran dachte, dass sie plante, nach dem Abitur und Mortens Abschluss mit ihm nach Australien zu gehen, zog sich ihm der Magen zusammen. Und das nicht nur wegen allerlei giftiger Tiere und der immer heißer werdenden Sommer. Aber noch waren das zum Glück ungelegte Eier.

Weitaus mehr beschäftigte ihn der Wunsch nach einem eigenen Haus. Eines, das so aussah wie das seines Vaters. Sein alter Herr hatte schon einige Male vorgeschlagen, ebenfalls eine Wohngemeinschaft zu gründen, aber das war ihm dann doch zu eng. Zumal die anderen Mitbewohner, an die sein Vater dachte, als ergraute Hippies und Altachtundsechziger im Hinblick auf den Konsum von Rauschmitteln nicht unbedingt gesetzestreu waren; etwas, das Ralph nicht akzeptieren konnte.

Nein, er wollte etwas Eigenes.

Deshalb fuhr er jedes Wochenende kreuz und quer durch den Vogelsberg, in der Hoffnung, irgendwo die Perle zu entdecken, von der er träumte. Schließlich war er schon einmal auf ein Schmuckstück gestoßen, das gerade zum Verkauf stand, damals in Fuchsrod. Dass aus dem Hauskauf nichts geworden war, stand auf einem anderen Blatt.

Angersbach steuerte den alten grünen Lada Niva über eine holprige Nebenstraße, während er den Blick über die Häuser rechts und links seines Wegs schweifen ließ.

Tatsächlich war die Suche nach der Perle eher eine nach der Nadel im Heuhaufen. Je länger er sich damit beschäftigte, desto mehr beschlich ihn das Gefühl, dass es das, was er sich erträumte, gar nicht gab. Es mangelte freilich nicht an leer stehenden Immobilien, doch mittlerweile wusste Ralph recht gut zu entschlüsseln, was sich hinter blumigen Begriffen wie »Heimwerker-Paradies« oder »Schmuckstück zum Wiederbeleben« verbarg. An die eine Ausnahme, die seinen Traum noch übertroffen hätte, dachte er lieber nicht. Dieses Haus wäre selbst dann unerschwinglich gewesen, wenn man ihn schon vor Jahren ein paar Gehaltsklassen höher eingestuft hätte.

Er zuckte zusammen, als sein Smartphone auf dem Beifahrersitz zu vibrieren begann. Mit einer Handbewegung, die inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen war, schaltete er das Gespräch per Bluetooth auf sein Autoradio; eine Modernisierung, die er sich vor einiger Zeit gegönnt hatte. Aufs Display sah er nicht. Deshalb traf ihn die Stimme, die aus dem Lautsprecher erschallte, wie eine Sturmbö.

»Angersbach?«, schnarrte der Anrufer.

Es war Kriminaloberrat Horst Schulte, Koordinator der Abteilung für Gewaltdelikte bei der Regionalen Kriminalinspektion Friedberg. Derselbe Mann, der auch verantwortlich für das Projekt »Mordkommission in Bad Vilbel« gewesen war. Das Experiment, zwei Außenstellen des K10 in der Polizeistation Bad Vilbel zu schaffen, hatte nicht überall für Begeisterung gesorgt. Schon gar nicht beim dortigen Dienststellenleiter. Ralph Angersbach war einer der beiden Kommissare gewesen, gemeinsam mit Sabine Kaufmann. Seine Gedanken kehrten zu dem Anrufer zurück, d