: Linda Graze
: Schwarzwälder Morde Ein Schwarzwald-Krimi
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644005174
: Schwarzwald-Krimi
: 1
: CHF 5.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Schwarzwald-Kennerin Linda Graze: originell und schlagfertig, mit einem hintergründigen neuen Fall für den unverwechselbaren Kommissar Justin Schmälzle. Genießen Sie die erfrischende Schwarzwaldluft - mit einem Hauch von Mord und Verbrechen. Flaute im Polizeiposten Bad Wildbad. Kollege Scholz bastelt Papierflieger, Kommissar Justin Schmälzle - Veganer, Reismilch-Macchiato-Fan und Badener mit haitianischen Wurzeln - langweilt sich. Bis eine Moorleiche mit eingeschlagenem Schädel gefunden wird, bei ihr eine beträchtlichen Anzahl Goldmünzen und eine große Flasche Kirschschnaps. Schmälzle reibt sich die Hände: endlich ein neuer Fall! Aber die Frau lebte im vorletzten Jahrhundert, meldet die Pathologie. Täter tot, seufzt Schmälzle ... Wenigstens erzählt die Putzfrau des Postens von illegal verschobenen Grenzsteinen zwischen der Schnapsfabrik und der geplanten Wildbader Ferienanlage. Dann schießt jemand dem Investor der Anlage in den Fuß. Wer war das? Warum? Und bestimmt nicht immer die Vergangenheit die Gegenwart?

Linda Graze verbrachte ihre Kindheit im Nordschwarzwald. Nach einer Ausbildung zur Dolmetscherin beschloss sie: Nicht die Texte anderer übersetzen, lieber selber schreiben! Sie wurde Werbetexterin und arbeitete für die großen Agenturen des Landes, von München über Hamburg bis Frankfurt. Sie schrieb Kampagnen für Kameras und Kosmetik, textete für Sahnebonbons, Schokoriegel und Schrauben. Inzwischen betreibt sie eine Recruiting-Agentur für die Werbebranche in Stuttgart.

Montag, 6. Mai


Während im Bannwald die frühen Vögel zwitschern

«Du musst unten anfangen zu graben, Harald. Im Keller. Da liegt die erste Leiche. Um die geht es, bei jeder Serie.» Schmälzle nippt an seinem Reismilch-Macchiato und bringt den Schreibtischstuhl in Schräglage. Aus den Augenwinkeln betrachtet er den Polizeipostenleiter, der am anderen Schreibtisch sitzt und sich über eine aufgeschlagene Zeitung beugt. Schmälzle glaubt, zwei, drei neue Silberfäden in den dunklen Haaren des Kollegen auszumachen. Könnte aber auch am Licht liegen – der Posten ist sonnendurchflutet.

Scholz fragt: «Von welcher Serie sprichst du? Wir haben nicht mal einen einfachen Mord.»

«Noch nicht, Kollege.» Schmälzle fährt sich über die Stoppelhaare und seufzt. «Wenn sich mal die Särge vor uns stapeln, finden wir bei der ersten Leiche das Motiv.»

Der Postenleiter sieht ihn scharf von der Seite an. «Ist alles okay mit dir, Schmälzle?»

«Das ist Polizeipsychologie, Harald.»

«Aha.»

«Es ist symbolisch gemeint. Metaphorisch. Also im übertragenen Sinne.»

«Übertragene Leichen. Metaphorische Tote. Soso.» Scholz legt die Zeitung weg und knackt seine Finger.

Das Seminar gestern war gut, fand Schmälzle. Er hat die alten Kollegen getroffen, sie haben über Täterprofile und Tatmotive diskutiert und danach zwei Bier über den Durst getrunken. Er vermisst das Dezernat 1.1 Kapitalverbrechen, Selbsttötungen, Brände und Beamtendelikte der Kriminalinspektion Karlsruhe. Hätte die Rommel-Klinik nicht gerufen und seine Frau nicht geklagt – «Justin, ich kann dieses Angebot nicht ablehnen!» –, er säße heute noch dort. «Wir könnten pendeln», hatte er vorgeschlagen. «Und Sam geht im Zug zur Schule?», hatte sie entgegnet.

Seitdem sitzt Schmälzle in der Bätznerstraße 2, im Posten des beschaulichen Bad Wildbads, wo ihn eine tiefe Stimme ermahnt: «Während du nach symbolischen Leichen gräbst, Kollege, kümmere ich mich um die Anzeige.» Mehrmals tippt Scholz auf ein Papier, das auf seiner Zeitung liegt.

Schmälzle kann nicht lesen, was auf dem Papier steht, weil Scholz’ Schreibtisch zwei Meter von seinem entfernt steht. Quer. Also fragt er höflich: «Was für eine Anzeige, Harald?» Dabei streicht er das blaue T-Shirt über seinen Bauchmuskeln glatt. Es spannt – er hatte viel Zeit zum Trainieren in den vergangenen Monaten.

«Eine echte Anzeige, Schmälzle. Aus dem Hier und Jetzt.»

«Okay, Harald. Du kümmerst dich um die Anzeige, und ich löse die Kriminalfälle.»

Scholz hebt die Brauen.

«Also wieder nichts Neues.» Frustriert leert Schmälzle den Macchiato.

«Der Reichsbürger sitzt im Knast. Und der böse Wolf ist fort», sagt Scholz.

«Der Flüchtling aus Norddeutschland. Wie hieß der noch mal?»

«GW852.»

«Du hattest doch so großes Verständnis für ihn, Harald.»

«Der war ja auch ein einsamer Wolf.» Mit diesen Worten hebt der Postenleiter das Papier auf seiner Zeitung hoch und faltet es der Länge nach.

«Er hat dreißig Schafe gerissen. In einer einzigen Nacht.» Schmälzle fragt sich, was der Kollege wohl vorhat?

Scholz klappt die rechte obere Ecke zur mittigen Linie um. Grummelt: «Es war eine blutrote Nacht.» Dann wiederholt er das Ganze mit der linken Ecke.

Schmälzle erinnert sich gut an den Tag, an dem vierundvierzig Sch