: Hera Lind
: Hochglanzweiber Roman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426445990
: 1
: CHF 5.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 447
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wilma von der Senne schreibt für das Hochglanzmagazin 'Elite'. Zusammen mit Nicole Nassa vom Schmuddelblatt 'Neuer Tratsch' hat sie ein hochkarätiges Opfer gefunden: Die ach so biedere Familienministerin Vera Braun wurde bei einem Schäferstündchen mit einem amerikanischen Beau gesichtet, der so gar nicht ihrem Gatten gleicht. Und das sechs Wochen vor der Hessenwahl! Ein gefundenes Fressen für Wilma, die Grande Dame der deutschen Presse. Veras Absturz ist vorprogrammiert ... Doch nach einem Verkehrsunfall gerät Wilma selbst in die Mühlen der Medien: Man stellt sie als fahrlässige Kindsmörderin und karrieregeile Rabenmutter hin, woraufhin ihr Chef sich sofort von ihr distanziert. Und als dann auch noch ihr Mann mit den beiden Töchtern verschwindet, steht Wilma plötzlich ganz alleine da ... Ein messerscharfer, höchst vergnüglicher Roman, mit dem die schlagzeilenerfahrene Bestsellerautorin die deutsche Medienlandschaft gehörig auf die Schippe nimmt.

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.

Nebenan können Sie auch einchecken, gnädige Frau.«

Der blonde Bodensteward fischte Wilma aus der Warteschlange und ging voraus. »Hier geht es schneller, da brauchen Sie nicht zu warten.« Er wies ihr den Weg in die First-Class-Abfertigungshalle und ließ sie vorangehen.

»Sie haben die Senator-Card, nehme ich an?«

»Natürlich.« Wilma kramte in ihrer Handtasche herum. »Hier. Bitte.«

Sie legte dem Steward ihre goldene Vielfliegerkarte aufs Pult und betrachtete dabei zufrieden ihre dezent lackierten Fingernägel, die farblich haargenau zu ihrem cremefarbenen Kostüm passten. Auch der Steward warf einen etwas zu langen Blick darauf.

»Sie müssen sich um Ihr Gepäck nicht mehr kümmern, Frau von der Senne. Bitte nehmen Sie so lange Platz.«

Aha, dachte Wilma. Der kennt mich. Sie lächelte geschmeichelt, während sie sich auf einen dunkelroten Ledersessel fallen ließ. First-Class-Einchecken war einfach der Hit. Hinter dem Glaspavillon warteten weiterhin geduldig Dutzende von Passagieren in der »Economy«-Schlange. Und selbst bei »Business« war es gedroschen voll. Klar. Freitagnachmittag am Münchner Flughafen.

»Auch einElite-Leser, Herr …?« Wilma bemühte sich, das Namensschild auf der Uniform des jungen Mannes zu entziffern. »… Bartenbach?«

»Wer liest nicht dieElite, Frau von der Senne? Ich freue mich jede Woche auf Ihre Gesellschaftskolumne. Was Sie aber auch für Stars treffen …« Herr Bartenbach grinste Wilma freudig an, während er die »Priority« -Aufkleber am Koffer anbrachte.

»In der letzten Ausgabe war doch Ihr Bericht über die Oscar-Verleihung. Toll, Ihr Interview mit Julia Roberts. Und wie Sie ihr Kleid beschrieben haben! Ich habe wirklich jedes Wort verschlungen!«

Klar, dachte Wilma, du bist ja auch vom anderen Ufer. Diese Männer waren fast alle begeisterteElite-Leser.

»Ja, es ist schon ein schöner Job«, antwortete Wilma herablassend.

Herr Bartenbach fertigte Wilma mehr als zuvorkommend ab.

»Ich buche Sie in der ersten Reihe ein, Frau von der Senne. Die beiden Plätze neben Ihnen lasse ich frei. Dann können Sie in Ruhe arbeiten.«

»Danke, Herr Bartenbach.« Wilma erhob sich, legte einen Hundertmarkschein auf den Desk und nahm ihre Bordkarte an sich. Sie lächelte den Steward noch einmal gönnerhaft an und begab sich dann durch die Sicherheitskontrolle. Auch hier musste sie nicht warten. »First Class bitte hier entlang.«

Wilma genoss es wahnsinnig, ein »VIP« zu sein. Sie schob sich durch die Kontroll-Lichtschranke.

»Ihren Mantel bitte!« Die pickelige Maid am Handgepäckband schien Wilma nicht zu kennen.

Die kann sichElite nicht leisten, dachte Wilma, während sie ihren Pelzmantel ablegte. Die Pickelige grabschte danach und stopfte ihn in eine Plastikwanne.

Der teure Nerz fuhr durch das Röntgengerät.

»Die Tasche!«

Die liest vermutlich nur diese Schmutzblättchen, die beim Friseur und beim Zahnarzt rumliegen, dachte Wilma.Heim und Herd, Meine Vorbilder und ich, Neuer Tratsch.

»Noch was in den Taschen? Lippenstift, Kleingeld, Handy?«

Wilma kramte in den Jackentaschen ihres Kostüms herum. Sie legte ein kleines silbernes Nokia und einen Chanel-Lippenstift ins Körbchen.

Herablassend lächelte sie die Pickelige an.

»Sie haben Lippenstift auf den Zähnen«, sagte die Pickelige.

Wilma zuckte zusammen. Verdammt. Was erlaubte sich dieser minderbe