: Jürgen Schaefer
: Genie oder Spinner Sind wir offen für Neues?
: DuMont Buchverlag
: 9783832185763
: 1
: CHF 14.30
:
: Sonstiges
: German
: 224
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Warum tun wir uns so schwer mit Gedanken, die irgendwie »anders« sind? Wie kommt das Neue in die Welt? Durch jemanden, der etwas völlig Verrücktes denkt: Dass wir durchs Weltall um die Sonne rasen. Dass man in die eine Richtung lossegeln und aus der anderen Richtung wieder zurückkommen kann. Dass der Mensch mal ein Affe war. Dass Zeit nicht immer gleich vergeht. Als diese Ideen entstanden, waren es Hirngespinste von Verrückten. Jürgen Schaefer erzählt, warum die Welt ohne Querdenker eine andere wäre. Wie erkennt man eine geniale Idee? Was ist nötig, damit sich eine Idee durchsetzt?
Jürgen Schaefer zeigt, wie wir alle querdenken und damit »kleine Revolutionen« in unserer Lebenswelt auslösen können: im Job, im Umgang mit Freunden, dem Partner, den Kindern (die ja bekanntlich die größten Querdenker überhaupt sind), in unserer Suche nach Glück.

»Einem genialen Gedanken zu folgen erfordert Mut: Es ist, wie auf einen fahrenden Zug aufzuspringen, ohne zu wissen, wohin er fährt. Nach Stockholm? Oder nach Sibirien? Nobelpreis oder Verbannung?«
6. Die Kunst der Frage WIE DAS»WARUM?« ZUM WICHTIGSTEN WERKZEUG DER QUERDENKER WIRD(S. 115-116)

Der Herr der Fragen lebt in der großen Stadt, aber für die wirklich wichtigen Fragen ist New York zu laut, zu schnell, zu bunt. Für die wirklich wichtigen Fragen zieht er sich auf sein Landhaus zurück. Weit genug weg von der Stadt, um Ruhe zu finden von ihrem Getriebe, aber nahe genug, um nicht in stumpfe Grübelei zu verfallen. Dorthin, in das Landhaus, lädt er seine Besucher ein, wenn es nicht um Geld geht, sondern um die Leidenschaft. Um die ungelösten Fragen, die uns wirklich bewegen. Links oder rechts? Das Navigationsgerät weiß keinen Rat. Wo nur liegt die Eastover Farm in Bethlehem?

Connecticut ist in dieser Gegend, 90 Meilen von New York entfernt, ländlich, fast schon pastoral. Die Straßen folgen faul einem groben Quadratraster, um es dann in abgekürzten sanften Kurven zu betrügen. Manche der einfachen Landhäuser verwahrlosen hinter wuchernden Büschen, andere sind bis auf den letzten Nagel restauriert, mit frisch geschotterten Hofeinfahrten. Hier ist es so einsam, sagt John Brockman, dass er schon mal den Schriftsteller Philip Roth zufällig in einem diner getroffen habe. Allein.

Der Herr der Fragen wohnt auf einem kleinen Hügel, in einem komfortablen Holzhaus mit knarzenden Dielen und einer Terrasse, die beschattet wird von einem alten Ahornbaum. Unter diesem Ahornbaum, sagt John Brockman, saßen der Paläontologe Stephen Jay Gould und der Philosoph Daniel C. Dennett und haben sichüber Evolution gestritten.»August 1995! Das war ein Wendepunkt der modernen Geistesgeschichte!«, sagt John Brockman, kaum dass man sich die Hand gegeben hat.»Und Marvin Minsky und Nicholas Humphrey waren auch da!« So wird das nun für Stunden gehen:

Namenüber Namen, Anekdotenüber Anekdoten. Und Fragen. Viele Fragen. Werden Computer erst dann intelligent, wenn sie anfangen, Sex zu haben? Brauchen wir eine neue Physik, um die Navigation von Brieftauben erklären zu können? Sind Ureinwohner meist kriegerisch und außerdem noch Umweltschweine?»Mit oder ohne Zucker?« Glucksend schiebt John Brockman seinem Besucher einen Espressoüber den Glastisch.Über die Macht der Fragen kann er stundenlang diskutieren.